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Handball-WM 2023: Dieser Deutsche sorgt mit den USA für historischen Erfolg

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Handball-WM 2023: Dieser Deutsche sorgt mit den USA für historischen Erfolg

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US-Märchen - ein Deutscher mittendrin

Die USA schreiben bei der Handball-WM Geschichte. Der Deutsch-Amerikaner Patrick Hüter erklärt, welche Bedeutung der Sieg gegen Marokko hat.
Am 11. Januar startet die Handball-Weltmeisterschaft in Polen und Schweden. Wer sind die Favoriten? Wer sind die Stars? Sport1 gibt einen ersten Einblick.
Stefan Junold
Stefan Junold

Auch wenn am Sonntag die Ernüchterung durch die 22:40-Klatsche gegen Kroatien folgte, ist es dennoch eine der besonderen Geschichten dieser Handball-WM: Die USA vollbringen Historisches.

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Bei der siebten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft fuhren die Vereinigten Staaten am ersten Spieltag gegen Marokko den ersten Sieg (28:27) ein - im 26. Spiel!

Im bunten Kader der US-Nationalmannschaft stehen nicht nur US Air Force Captain Andrew Donlin, Ex-Quarterback Ty Reed und Gary Hines, der an den TV-Shows „Ninja Warrior“ und „Take Me Out“ teilgenommen hat, sondern auch zwei Brüder vom deutschen Zweitligisten TSV Bayer Dormagen: Patrick und Ian Hüter.

Hüter erklärt historischen US-Erfolg

Patrick, 27 Jahre alt und damit der Ältere, erklärt im SPORT1-Interview, wieso er und sein Bruder für die USA auflaufen, was der historische Sieg bedeutet und wie es ist, in einer so außergewöhnlichen Truppe zu spielen.

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SPORT1: Herr Hüter, was war es für ein Gefühl, Sport-Geschichte für die USA zu schreiben?

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Patrick Hüter: Es war ein überragendes und überwältigendes Gefühl für die Handball-US-Nationalmannschaft. Es war der erste Sieg überhaupt bei einer Weltmeisterschaft für das US-Team. Das macht uns gerade als Spieler alle stolz, dabei gewesen zu sein dürfen. Man hat das auch nach dem Spiel gespürt. Wir sind auf das Feld gestürmt, haben uns alle in die Arme genommen und später in der Kabine gefeiert – natürlich nicht allzu krass, weil wir noch einige Spiele vor uns haben. Nach dem Sieg haben wir viele Nachrichten bekommen und auch die mediale Präsenz der US-Mannschaft war enorm. Es war uns sehr wichtig, eines unserer Hauptziele, den Sieg gegen Marokko einzufahren und damit auch den Sport in Amerika voranzutreiben. Das ist uns in gewisser Weise gelungen.

SPORT1: Welche Reaktionen haben Sie bekommen, aus Ihrem persönlichen Umfeld und aus den USA?

Hüter: Jeder Spieler hat unzählige Nachrichten bekommen, viele Glückwünsche. Es gab zahlreiche Meldungen in der Presse, nicht nur in Deutschland, sondern auch bei ESPN beispielsweise. Das sorgt für Reichweite und das ist das, was wir erzielen wollen, insbesondere für den Sport in den USA. Gerade der Handball steht dort im Schatten der großen Sportarten Baseball, Basketball und Football. Unser Ziel ist es, bis zu den Olympischen Spielen 2028 weiter Werbung für den Sport zu machen.

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So kamen Patrick und Ian Hüter zum US-Team

SPORT1: Wie sieht Ihr familiärer Hintergrund aus? Wo sind Sie aufgewachsen und wie kommt es dazu, dass Sie für die USA auflaufen?

Hüter: Ich bin wie mein Bruder in Neuss geboren und aufgewachsen. Meine Mutter ist gebürtige Amerikanerin, sie stammt aus San Francisco. Daher besitzen wir die doppelte Staatsangehörigkeit. Der Kontakt zur US-Nationalmannschaft ist über Daniel Eggert, einen ehemaligen Mitspieler von uns zustande gekommen. Er ist Däne und hat mit uns in Dormagen gespielt. Er hatte damals Kontakt zu einem der damaligen leitenden Funktionäre, Marc Ortega, der immer wieder nach neuen Spielern gesucht hat. So sind wir in Verbindung gekommen und haben Mitte 2018 das erste Mal mit der US-Nationalmannschaft trainiert. Seitdem sind wir dabei.

Patrick Hüter besitzt die deutsche und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft
Patrick Hüter besitzt die deutsche und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft

SPORT1: Wie sieht Ihr Handball-Alltag als Zweitligaspieler des TSV Bayer Dormagen normalerweise in Deutschland aus? Sind Sie dort Profi?

Hüter: Ja. Unsere Mannschaft besteht neben einigen Studenten zu einem großen Teil aus Spielern, die hauptberuflich Handball spielen. Pro Woche haben wir zwischen sechs und acht Mal Training, je nachdem ob es eine Englische Woche ist. (NEWS: Alles Wichtige zur Handball-WM)

SPORT1: Sie engagieren sich bei Ihrem Verein aber nicht nur im aktiven Bereich, richtig?

Hüter: Genau. Neben dem Handballsport bin ich im Vertrieb tätig und arbeite vor allem an der Akquise neuer Sponsoren und die Betreuung bestehender Kooperationen.

„Die Weltmeisterschaft ist nun das I-Tüpfelchen“

SPORT1: Fühlt sich die WM ein wenig wie eine andere Welt an?

Hüter: Hier ist alles sehr, sehr professionell und gut organisiert. Wir haben ein schönes Hotel in Jönköping. Die Logistik inklusive Transfer zum Training funktioniert bestens. Wir sind während der Spiele auch mit Getränken und Früchten versorgt etc. Man merkt schon, dass es ein anderes Event ist als in unserem Alltag. Hinzu kommt die mediale Präsenz der Weltmeisterschaft, die man mitbekommt.

SPORT1: Was bedeutet es Ihnen, das Ganze mit Ihrem Bruder Ian gemeinsam zu erleben?

Hüter: Das bedeutet mir sehr viel. Ich spiele mit ihm auch beim TSV Bayer Dormagen zusammen. Wir haben 2018 gemeinsam für die USA angefangen und seitdem einiges erlebt. Insbesondere mit der Nationalmannschaft reist man sehr viel, das ist ein sehr positiver Aspekt. Wir haben gemeinsam die Pan American Games, die Nor.Ca. Championship und die WM-Qualifikation gespielt, das waren tolle Erlebnisse und Erfahrungen. Die Weltmeisterschaft ist nun das i-Tüpfelchen, der Traum beinahe jedes Handballers ist es, dort und bei Olympischen Spiele teilzunehmen. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Handball-WM 2023)

So ist es mit Donlin, Hines und Reed

SPORT1: Der Kader der USA ist mit besonderen Persönlichkeiten gespickt. Wie ist es, mit einem Raumfahrtoffizier, einem RTL-Showstar und einem Ex-Quarterback zusammenzuspielen?

Hüter: Das ist super. Die drei Genannten sind Spieler, die die Sportart in Amerika gelernt, aber auch einige Jahre in Europa gespielt haben. Für die Zeit, die sie erst Handball spielen, machen sie es sehr gut. Andrew Donlin beispielsweise, der für die Air Force arbeitet, hat riesige Fortschritte gemacht. Er hat zwei Jahre bei Ademar Leon in Spanien gespielt. Ty Reed, einige Jahre für die Akademie der SG Flensburg-Handewitt aktiv, war einst Football-Quarterback. Und dann ist noch Gary Hines dabei, der bei „Ninja Warrior“ und „Take Me Out“ mitgemacht hat und lange in der dritten Liga in Deutschland gespielt hat. Es macht immer wieder sehr viel Spaß, die Jungs wiederzusehen, weil sie tolle Persönlichkeiten sind.

SPORT1: Sind diese außergewöhnlichen Typen in irgendeiner Weise anders drauf oder auf dem Handballfeld Mitspieler wie jeder andere?

Hüter: Sie sind Mitspieler wie jeder andere, nicht verrückt drauf oder Ähnliches.

WM-Hauptrunde? „Diese Mannschaften wollen wir auch schlagen“

SPORT1: Was haben Sie sich als Mannschaft noch vorgenommen für das weitere Turnier?

Hüter: Unser erstes großes Ziel haben wir mit dem Sieg gegen Marokko erreicht. Damit können wir es hoffentlich in die Zwischenrunde schaffen. Gegen die stärkeren Mannschaften wie Ägypten wollen wir versuchen, über 60 Minuten so gut es geht mitzuhalten. Das wird natürlich schwer, aber wir wollen hinterher sagen können, wir haben alles gegeben. Wenn wir in die Zwischenrunde kommen, geht es neben Dänemark gegen zwei der drei Nationen Belgien, Tunesien und Bahrain. Diese Mannschaften wollen wir auch schlagen. (DATEN: Gruppen und Tabellen der Handball-WM)

SPORT1: Was verfolgen Sie persönlich noch für Ziele in Ihrer Karriere und ändern die sich womöglich mit dieser WM?

Hüter: Ich möchte weiter Erfahrungen sammeln. Die Weltmeisterschaft ist nun eine ganz neue, die ich super gerne mitnehmen. Was die Zukunft angeht, wird sich zeigen. Ich fühle mich in Dormagen sehr wohl. Ich habe dort meine Familie und mein Zuhause. Mein Bruder und ich haben nach der Saison auch noch ein Jahr Vertrag und machen uns keine weiteren Gedanken.

SPORT1: Haben Sie keine Ambitionen Richtung Bundesliga?

Hüter: Doch, man will sich immer weiterentwickeln und sollte als Leistungssportler auch das Ziel haben, auf dem höchsten Niveau zu spielen. Umso schöner wäre es, es irgendwann mit dem TSV in die Bundesliga zu schaffen. Das ist kein kurzfristiges Ziel des Vereins, aber mittel- oder langfristig sollte der Aufstieg schon anvisiert werden. Aber natürlich reizt mich die erste Bundesliga.