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Sebastian Polter über eSport, Tuchel, Götze, Heidel, Svensson, Sittard

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Sebastian Polter über eSport, Tuchel, Götze, Heidel, Svensson, Sittard

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Polter: Götze zu gut für Eredivisie

Sein Wechsel in die Niederlande überraschte. Jetzt spricht Sebastian Polter bei SPORT1 über die erste Zeit, Mario Götze, Thomas Tuchel und einen überragenden Menschen.
Sein Wechsel in die Niederlande überraschte. Jetzt spricht Sebastian Polter bei SPORT1 über Mario Götze, die niederländische Liga und sein eigenes eSport-Team
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Sebastian Polter wechselte im vergangenen Sommer nach seinem Aus bei Union Berlin zum niederländischen Erstligisten Fortuna Sittard. Für viele kam dieser Schritt überraschend. Doch der 29-Jährige hat ihn nicht bereut.
 
Im SPORT1-Interview spricht Polter unter anderem über die Anfangszeit in Sittard, seine Leidenschaft eSports, Mario Götze, Thomas Tuchel - und den neuen Mainz-05-Trainer Bo Svensson, mit dem er einst bei den Rheinhessen ein Zimmer teilte.
 
SPORT1: Herr Polter, Sie haben Ihr eigenes eSports-Team gegründet. Wie kamen Sie auf die Idee?
 
Sebastian Polter: Da muss ich weit zurückgehen. Seit ich zehn Jahre alt bin, zocke ich regelmäßig. Natürlich nicht mit einem professionellen Hintergedanken. Aber in den zurückliegenden zwei Jahren hat sich der Gedanke verfestigt, meine eigene Firma und eigenes eSports-Team zu gründen mit allem, was dazu gehört. Ich bin sehr glücklich darüber, dass das Team angemeldet wurde und hoffe, dass wir in Zukunft gemeinsam wachsen und unsere Ziele erreichen können.
 
SPORT1: Welche sind das?
 
Polter: Wir wollen uns erstmal etablieren. Es ist schwierig in der eSports-Szene Fuß zu fassen, weil es viele Firmen oder Teams gibt. Wir haben uns erstmal auf den Bereich FIFA spezialisiert und wollen uns dort einen Namen machen und zusammen als Community wachsen. Jeder einzelne von uns will Ergebnisse einfahren und bei Turnieren erfolgreich sein.

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SPORT1: Wie gut sind Sie eigentlich?
 
Polter:(lacht) Ich bin normaler Durchschnitt, aber ich würde das nicht professionell betreiben. Mein größter Erfolg waren 23 Siege in der Weekend-League. Die anderen Jungs sind angestellt und haben die nötigen Skills. Da haben wir sehr gute Leute unter uns.

SPORT1: Aus wem besteht das Team?

Polter: Wir haben drei eSportler, die bei uns unter Vertrag sind. Da sind mit Kevin Assia (zweimaligerDeutscher Meister, d. Red.) und Jannik "Testotier" Berg zwei erfolgreiche Jungs im Team. Jannik hat indiesem Jahr schon eine 30er-Bombe gezündet also 30 Siege in der Weekend League geholt. Und da ist auch noch Luigi 'Lauwarmekaba' Indrieri, der eSport professionell abdeckt. Er ist zudem unser Mann für Content. Nicht zu vergessen unser Coach Patrick 'Paddy' Roth, der die Jungs für das Wochenende einstellt, um Gas zu geben und die Erfolge zu holen. Er gibt selbst auch professionelles Coaching für FIFA, ist da sehr erfolgreich. Mir war wichtig, dass alle für dieses Projekt brennen, das ich auf die Beine gestellt habe. Content / Influencer sind extrem wichtig. Da haben wir mit Lauwarmekaba jemanden, der auch Gameplay kann und trotz kleiner Reichweite sehr groß geworden ist. Christoph 'Hassliebe' Allendorf hat dagegen schon eine relativ große Reichweite.

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Polter: "Bin kein Typ, der schnell aufgibt"

SPORT1: Seit dieser Saison spielen Sie bei Fortuna Sittard. Wie blicken Sie zurück?

Polter: Am Anfang lief es gar nicht bei uns, da hatten wir bis zum 10. Spieltag nur drei Mal unentschieden gespielt und sonst nur verloren. Viele sagten in dieser Zeit schon zu mir: "Polti, der Wechsel war ein Fehler". Aber ich bin kein Typ, der schnell aufgibt. Außerdem hatten wir die schwersten Spiele gleich zu Beginn. Es ist nicht einfach, ins Ausland zu gehen. Das ist immer ein gewagter Schritt. Und es ist die erste Liga. Man muss sich alles hart erarbeiten. Aber ich habe das Potenzial im Verein und in den Spielern gesehen. Irgendwann konnten wir dann die Wende einleiten und stehen jetzt immerhin auf Platz 13, wo wir auch von der Qualität mindestens hingehören. Es war ein Prozess. Der Klub ist erst seit zwei Jahren in der Eredivisie. Dass Kevin Hofland als Trainer entlassen wurde, tat mir persönlich leid, weil ich einen sehr engen Kontakt zu ihm hatte. Gott sei Dank konnten wir in den letzten Spieltagen aber einige Punkte sammeln, es läuft jetzt.

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SPORT1: Wie lief es für Sie persönlich?

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Polter: Es war relativ einfach für mich. Hofland sprach Deutsch mit mir. Und es gab sowieso viele Spieler, die auch Deutsch können. Die Hauptsprache war Englisch, es gab keine Team-Ansprache auf Niederländisch. Das war für mich wichtig, um mich wohlzufühlen. Ich lebe mit meiner Familie an der Grenze in Aachen und habe jeden Tag nur 20 Minuten zum Training. Ich fühle mich nicht wirklich so, als ob ich im Ausland spiele. Ich fahre immer am Tivoli vorbei und fühle mich zu 100 Prozent wohl. Dann kommt der persönliche und auch der Team-Erfolg.

SPORT1:Mario Götze spielt auch in den Niederlanden. Es lief bei PSV Eindhoven von Anfang an toll für ihn. Hatten Sie mit ihm mal Kontakt?

Polter: Ich hatte keinen persönlichen Kontakt zu ihm. Es sind viele Spieler in die Niederlande gewechselt, und ihnen geht es gut hier, weil die Mentalität ähnlich wie in Deutschland ist. Götze hat in den vergangenen Jahren sicher viel mitgemacht. Ich denke, er ist ein Wohlfühlmensch. Wenn es ihm gut geht, dann kann er seine Leistung bringen und das zeigt er bei der PSV. Seine Leistungen sprechen für sich. Dass er die Qualität hat, weiß jeder. Ganz ehrlich? Götze ist eigentlich zu gut für die Niederlande. Für ihn war es aber ein guter Schritt, um erstmal wieder regelmäßig spielen zu können.

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Polter: "Götze wird Kandidat für die Nationalmannschaft"

SPORT1:Götze hatte eine schwere Zeit. Freuen Sie sich jetzt für ihn?

Polter: Natürlich freue ich mich für ihn. Das gilt für jeden Kollegen, wenn er zu alter Stärke zurückfindet. Ich war noch nie von Neid getrieben, sondern wünsche jedem den maximalen Erfolg. Aber wenn wir gegen die PSV spielen, dann möchte ich, dass wir gewinnen. (lacht) Ich glaube einfach, dass mit Götze in den vergangenen Jahren nicht gut umgegangen wurde, auch medial. Aber er wird zur alten Stärke zurückfinden und dann auch sicherlich wieder ein Kandidat für die Nationalmannschaft sein. Er ist noch jung genug. Und seine Qualität kann sicher auch wieder bei einer EM weiterhelfen.

SPORT1: War für Sie im Sommer in Deutschland die Tür zu?

Polter: Das sehe ich nicht so. Ich hatte Angebote und hätte in Deutschland bleiben können, ohne da weiter ins Detail zu gehen. Es gab Angebote aus der ersten und zweiten Liga. Werder Bremen wäre sicher toll gewesen, der Klub hätte gut zu mir gepasst. Aber leider gab es da keinen Kontakt. Für mich ist das Gesamtprojekt des Vereins auch wichtig. Ich muss mich mit dem ganzen Konzept und dem Umfeld total identifizieren können, nur dann kann ich gut funktionieren und Stärke einbringen. Das alles habe ich am meisten in Sittard gesehen. Ich stehe weiter auf dem Zettel von vielen deutschen Klubs. Ich bin erst 29. Es kann in den nächsten Jahren auch wieder zurückgehen. 

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Polter: "Hätte mir Foto mit van Nistelrooy gewünscht"

SPORT1: Ist es angenehmer, nicht mehr so im Fokus der Medien zu sein?

Polter: Ich hatte kein Problem damit, im Fokus zu sein. Wenn ich mir einen Klub in Deutschland ausgesucht hätte, wäre ich weiter im Fokus geblieben. Ich sehe das nicht als Manko. Die Medien in den Niederlanden sind ganz anders, es ist alles viel ruhiger. Es gibt auch nicht jede Woche diese typischen Presse-Runden, sondern nur vor manchen Spielen, oder es werden Telefon-Calls angesetzt. Es ist alles kleiner als in Deutschland. Dort müssen Spieler ja den Medien zur Verfügung stehen. Für mich gehört das aber zum Fußball dazu. Natürlich freut einen eine negative Schlagzeile nicht.

SPORT1: Sie haben gesagt, dass Sie gerne greifbar sein wollen. Haben Sie das Gefühl, dass Fußballer immer unnahbarer werden?

Polter: Wenn es nach mir ginge, dann würde ich das unterstützen, dass Fußball-Profis so nahbar und greifbar wie möglich sind. Jeder Verein regelt das unterschiedlich. Bei Union wurde das prima gehandhabt. Auch in Nürnberg. Es ist dann auch die persönliche Entscheidung jedes einzelnen Spielers, wie viel er von sich preisgeben möchte. Als ich früher mit meinem Vater beim HSV im Stadion war, hätte ich mir auch ein Foto mit Ruud van Nistelrooy gewünscht. Fußballer sind doch auch nur ganz normale Menschen. Aktuell ist es aufgrund der Corona-Situation natürlich noch mal schwieriger.

Sebastian Polter spielte von 2017 bis 2020 für Union Berlin und war dort Publikumsliebling
Sebastian Polter spielte von 2017 bis 2020 für Union Berlin und war dort Publikumsliebling

SPORT1: Für Ihren Ex-Klub Union Berlin läuft es auch in der Corona-Zeit sehr gut. Was sagen Sie dazu?

Polter: Union klettert ganz eisern nach oben. Ich verfolge meine Ex-Klubs natürlich weiterhin. Union noch ein bisschen mehr, weil mir der Verein ans Herz gewachsen ist. Ich habe nicht umsonst dort gespielt und bin nach wie vor Mitglied des Klubs. Man muss aber auch den Ball flach halten, weil ich weiß, wie der Trainer und das Team über das Thema denken. Union sollte lange auf dieser Welle schwimmen. Man arbeitet hart für diesen Erfolg. Das jetzige Hoch und die tägliche Arbeit werden als Normalität angesehen. Jeder lässt sich von den Basics tragen. Sie definieren sich über die Defensive, spielen aber auch nach vorne einen tollen Fußball. Sie haben mit Leverkusen die zweitbeste Offensive der Liga. Wenige Spieler haben viele Jahre auf dem Buckel, sie spielen aber wie eine erfahrene Mannschaft.

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Polter: "Union würde Europa guttun"

SPORT1: Käme Europa nicht zu früh?

Polter: Erstmal die 40 Punkte holen, sagt der Profi Polter. (lacht) Aber als Fan sage ich: Union würde Europa guttun. Die Fans der Eisernen gehören in jedes Stadion dieser Welt. Überall, wohin Union reisen würde, wären viele Anhänger mit dabei. Ähnlich wie die Fans von Eintracht Frankfurt vor zwei Jahren. Das wäre mit Union einfach nur geil. Aber als Spieler weiß ich, dass intern andere Ziele ausgegeben werden.

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SPORT1: Thomas Tuchel war in Mainz Ihr Trainer. Er wurde kürzlich in Paris entlassen. Wie kamen Sie mit ihm klar?

Polter: Von Anfang an sehr gut. Zusammen mit Christian Heidel holte mich Tuchel damals aus Nürnberg nach Mainz. Ich hatte einen persönlichen Draht zu ihm und habe gerade im taktischen und menschlichen Bereich sehr viel von ihm gelernt. Er sagte mir immer, woran ich glauben soll. Ich kann nichts Negatives sagen. Was ich nie vergessen werde, war seine Detail-Verliebtheit.

SPORT1: Als Trainer ist Tuchel unbestritten ein Großer. Als Mensch gilt er mitunter als schwierig. Spielt das bei seinen Entlassungen auch eine Rolle?

Polter: Ich hatte nie Probleme mit Tuchel. Er ist ein sehr fanatischer und leidenschaftlicher Trainer, der den maximalen Erfolg für die Mannschaft will. Aber das ist in meinen Augen etwas Gutes. Für Tuchel gibt es nichts Wichtigeres als die Mannschaft. Ich glaube nicht, dass er in Dortmund oder in Paris Probleme mit Spielern hatte. Er hat die Spieler weitergebracht.

Lob für Svensson: "Überragender Mensch"

SPORT1: Bei Mainz 05 wurde der Reset-Knopf gedrückt. Christian Heidel, Martin Schmidt und Bo Svensson sind zurück. Der richtige Schritt?

Polter: Heidel, Schmidt und Bo kennen den Klub aus dem Effeff. Sie kennen und leben Mainz 05 von Grund auf. So etwas wird auf längere Sicht immer funktionieren. Sie stecken jetzt in einem Loch. Da wieder rauszukommen, wird schwer. Aber da ist genug Potenzial vorhanden. Sie zeigen jetzt ein altes Muster, indem sie mit Bo einen Ex-Spieler und früheren Trainer der eigenen Jugend hochholen. Ich habe ihm geschrieben und gratuliert. Wir lagen früher zusammen auf dem Zimmer und haben im Bus Pokerrunden gespielt. Er ist ein überragender Mensch, starker Motivator und hat bei Liefering einen tollen Job gemacht. Bo wird einen guten Draht zu den Jungs haben. Ich wünsche ihm und Heidel nur das Beste. Auch Schmidt, der in der U23 in Mainz mein Trainer war. Das wird funktionieren mit ihm. Man muss ihm aber Zeit geben.

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SPORT1: Ist eSports auch nach der Karriere für Sie als Job vorstellbar?

Polter: Nicht als hauptberuflicher FIFA-Spieler. Aber ich bin jemand, der für seine eigene Firma brennt und werde das auch nach meiner Karriere machen. Ich will jetzt schon so viele Kontakte wie möglich knüpfen, so dass es nach meiner Profi-Zeit ein zweites Standbein sein kann. Darauf werde ich mit dem Team hinarbeiten. Ich will da den gleichen Spaß haben wie beim Fußball.

SPORT1: Wo sehen Sie sich zukünftig bei eSports?

Polter: Meine Jungs spielen in erster Linie FIFA und das professionell, und die Content Creator sind auch mal bei anderen Spielen zu Gange und können theoretisch der Community direkt auf Fragen antworten. Da sehe ich mich persönlich in der Zukunft auch immer mehr. Wir haben einen eigenen eSports-Kanal, wo ich mehr präsent sein möchte. Ich möchte den Leuten nämlich zeigen, dass wir Fußballprofis nicht so weit weg sind, wie viele oft denken. Ich möchte das Format "Polterabend" etablieren, wo Fans direkt mit mir kommunizieren können.