Mit offenen Armen und unter großen Erwartungen wurde Daniel Farke im Sommer 2022 als neuer Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach empfangen. Die Verantwortlichen der Fohlen erhofften sich ein langfristiges und erfolgreiches Engagement - doch es kam ganz anders.
Ex-Gladbach-Coach trumpft auf
Ein frühes Aus im DFB-Pokal und ein enttäuschender zehnter Platz in der Bundesliga markierten das vorzeitige Ende einer vielversprechenden Ära nach nur 336 Tagen.
Schnell fand Farke jedoch mit Premier-League-Absteiger Leeds United einen neuen Arbeitgeber. Trotz anfänglicher Herausforderungen in der zweitklassigen Championship läuft es dort für den 47-Jährigen immer besser.
Trainer des Monats: Farke führt Leeds auf Platz zwei
Am Dienstagabend eroberte der Klub durch einen 4:0-Auswärtssieg bei Swansea City den zweiten Tabellenplatz - und damit einen direkten Aufstiegsplatz. Nur Leicester City konnte nach 32 Spielen mehr als die 66 Punkte von Leeds United einfahren.
Die Entwicklung von Farkes Teams spricht derzeit ganz klar für die angepeilte Rückkehr in Englands Fußball-Oberhaus. Im neuen Jahr ist der Klub noch ohne Niederlage: Aus zehn Pflichtspielen resultieren neun Siege und ein Unentschieden.
Die Liga würdigte Farkes Arbeit mit der Auszeichnung als Manager des Monats Januar. Der deutsche Coach hatte die Auszeichnung bereits im November erhalten, als der Klub aus West Yorkshire einen ähnlichen Lauf hinlegen konnte.
Mehr als zwei Punkte pro Spiel
Es scheint, als habe Farke nach seinem Intermezzo in Mönchengladbach sein Glück gefunden. Der Punkteschnitt pro Spiel unter dem deutschen Coach spricht Bände: Während er mit den Fohlen in 36 Spielen durchschnittlich 1,28 Zähler eingefahren hatte, waren es in seinen ersten 37 Partien mit Leeds 2,05.
„In den letzten 20 Jahren reichten mehr als zwei Punkte pro Spiel immer für Platz eins“, verdeutlichte Farke nach dem jüngsten Sieg. „Es wird schwierig mit Leicester, aber insgesamt ist unsere Bilanz wirklich beeindruckend und die beste, die der Verein zu diesem Zeitpunkt je hatte.“
Angesichts des Erfolgs schließt Farke ein langfristiges Engagement bei Leeds wenig überraschend nicht aus. „Ich liebe es hier, und wenn ich in sechs Jahren immer noch hier sein darf, weil ich diesem wunderbaren Verein geholfen habe, etwas Besonderes zu erreichen, dann würde ich mich freuen“, hatte der gebürtige Westfale im Dezember zu Protokoll gegeben.
Ex-Gladbach-Coach verzückt Fans
Vertraglich ist Farke noch bis 2027 an Leeds United gebunden. Die Herzen der Fans hat der Coach bereits erobert. Im September begeisterte er die Zuschauer gegen Watford mit einer Traum-Ballannahme an der Seitenlinie. Videos der Aktion machten in den sozialen Medien die Runde und wurden millionenfach aufgerufen.
Mit längeren Engagements kennt sich Farke ohnehin gut aus. Beim SV Lippstadt, Farkes erster Station, arbeitete er sechs Jahre als Trainer. Nach einem zweijährigen Zwischenstopp bei der Zweitvertretung von Borussia Dortmund verbrachte Farke vier Jahre auf der Insel bei Norwich City.
Bei dem jetzigen Liga-Konkurrenten von Leeds feierte der deutsche Coach seine bis dato größten Erfolge und machte sich durch zwei Aufstiege in die Premier League einen Namen.
Farke setzt auf junge Spieler
Schon damals kristallisierte sich heraus, wie gerne der 47-Jährige auf junge Spieler setzt. „Daniel Farke etwa war einer der mutigsten, wenn es darum geht, junge Spieler spielen zu lassen“, blickte der ehemalige Norwich-Sportdirektor Stuart Webber zuletzt im kicker zurück.
In der aktuellen Saison hat Farke die zweitjüngste Startelf der Liga (23,4 Jahre) ins Rennen geschickt. Der 22-jährige Crysencio Summerville und der ein Jahr jüngere Georginio Rutter führen das konterstarke Leeds als Topscorer an.
Einen Fokus richtet Farke aber auf die Defensive. Seine Mannschaft müsse ihr „Leben dafür geben, das eigene Tore zu verteidigen, denn das ist immer die Basis im Fußball“, stellte der Trainer vor wenigen Wochen klar.
Bislang geht Farkes Plan auf: Im Schnitt hat Leeds weniger als ein Gegentor pro Spiel kassiert und in nur sechs Ligaduellen mehr als einen Treffer hinnehmen müssen.
Nachholbedarf hat der Klub in seiner Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Hier zählt Leeds zu den schlechtesten Teams der Championship, wenn es darum geht, die Anzahl an erwarteten Toren zu erreichen oder zu übertreffen.
Premier-League-Aufstieg? „Müssen lernen, Tore zu schießen“
In der vergangenen Woche legte Farke nach dem knappen 1:0-Sieg gegen Bristol City den Finger in die Wunde. „Das ist ein Dauerthema, und wenn ich ehrlich bin, ärgert es mich ein bisschen, denn wenn wir im Mai feiern und etwas zum Jubeln haben wollen, müssen wir lernen, Tore zu schießen und Chancen zu nutzen.“
Farke äußert sich selten über den Aufstieg, aber am letzten Freitag hatte er das seltene Bedürfnis, es anzusprechen. Bereits Ende Januar betonte er, dass Erfolg in der Vergangenheit nie eine Garantie für Erfolg in der Zukunft sei.
Sollte Leeds United unter seiner Führung den Weg zurück in die Premier League finden, dürfte die Basis für eine lange und fruchtbare Zusammenarbeit zweifellos geschaffen sein.