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FC Barcelona: "Més que un club"? Nur ein Marketing-Slogan

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FC Barcelona: "Més que un club"? Nur ein Marketing-Slogan

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So schafft sich Barcelona selbst ab

Durch die Art und Weise der Xavi-Entlassung beweist der FC Barcelona einmal mehr, dass das Motto „mehr als ein Klub“ der Vergangenheit angehört. Für die Behandlung der Klub-Legenden gibt es außerdem mächtig Kritik. Die Legende der Blaugrana bröckelt immer mehr.
Vor dem Auswärtsspiel bei Almería stellte Barca-Trainer Xavi klar, dass die Blaugrana finanziell deutlich schwächer aufgestellt sind als Real Madrid und andere Top-Teams in Europa. Aussagen, die ihn am Ende den Job kosteten.
Alexander Kortan
Alexander Kortan
Durch die Art und Weise der Xavi-Entlassung beweist der FC Barcelona einmal mehr, dass das Motto „mehr als ein Klub“ der Vergangenheit angehört. Für die Behandlung der Klub-Legenden gibt es außerdem mächtig Kritik. Die Legende der Blaugrana bröckelt immer mehr.

Immer, wenn man denkt, dass bei Spaniens FC Hollywood langsam mal Ruhe einkehrt, gibt es den nächsten Paukenschlag. Nach der doppelten Xavi-Kehrtwende soll es nun Ex-Bayern- und Ex-Bundestrainer Hansi Flick richten.

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Dabei hatten Barcelonas Klub-Bosse Xavi kurz zuvor noch zum Bleiben angefleht, nachdem er im Januar seine Rücktrittspläne nach Saisonende öffentlich kundtat. „Ich will, dass er noch weitere Jahre bleibt und gemeinsam für unser Projekt kämpft“, hatte Sportdirektor Deco betont, neben dem sich auch Präsident Joan Laporta und Vize-Präsident Rafa Yuste öffentlich klar für einen Verbleib starkmachten.

Xavi muss beim FC Barcelona doch den Trainerstuhl räumen
Xavi muss beim FC Barcelona doch den Trainerstuhl räumen

Und sie hatten Erfolg, wie sich herausstellte, als Xavi Ende April seinen Verbleib über das Saisonende hinaus erklärte. „Das Vertrauen, das sie mir entgegengebracht haben, ist spektakulär“, hatte Xavi auf der 59-minütigen Pressekonferenz erklärt, bei der Präsident Joan Laporta „Stabilität als wichtigen Wert für erfolgreiche Projekte“, gar als „Maxime“, bezeichnete.

Die doppelte Xavi-Kehrtwende sollte dem Klub peinlich sein

Und doch hat sich das Blatt in der Folge innerhalb eines Monats um 180 Grad gewendet - mal wieder. Ausschlaggebend für den Sinneswandel in der Führungsriege sollen Aussagen von Xavi über die finanzielle Situation des Klubs sowie die daraus resultierenden sportlichen Folgen sein.

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„Unsere finanzielle Lage hat nichts mehr mit der von vor 25 Jahren zu tun. Die Barca-Fans müssen verstehen, dass die Situation sehr kompliziert ist“, so der Trainer, der Vergleiche zum besser gestellten Erzrivalen Real Madrid zog. „Ich habe gesagt, dass wir mit viel Hoffnung und Ehrgeiz um alle Trophäen kämpfen werden, aber dass die Situation nicht einfach ist.“ Dennoch arbeite der Verein sehr gut daran, um die Situation zu verbessern.

Für Laporta waren diese vergleichsweise harmlosen Aussagen - sie stimmten ja grundsätzlich - „der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, berichtet die Marca. Dass es daneben allerlei sportliche Gründe für einen Trainerwechsel gab, ist nachvollziehbar. Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass Laporta vor einigen Wochen noch an vorderster Front um den Verbleib seines Cheftrainers flehte - da waren die sportlichen Probleme hinsichtlich Taktik und Kabine dieselben.

So schreibt die AS von einem „theatralischen Coup, der genauso lächerlich ist wie die, die im letzten Monat im Verein stattgefunden haben“. Immerhin sein sportlich bedeutungsloses Abschiedsspiel gegen den FC Sevilla am Sonntag soll der Klub-Legende (767 Einsätze) gegönnt werden, wie Xavi selbst in einem Abschiedsschreiben bestätigte.

„Liebe Freunde, am Sonntag endet meine Zeit auf der Trainerbank von Barca“, ließ sich die Klub-Legende zitieren. „Ab Sonntag werde ich ein weiterer Fan auf der Tribüne sein, entweder jetzt im Olympiastadion oder in ein paar Monaten im neuen Camp Nou. Denn schon bevor ich Spieler oder Trainer war, war ich ein Barcelona-Fan und will nur das Beste für den Verein meines Lebens.“

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Kritik an Barcas Umgang mit Klub-Legenden

Sein Gegenüber, Quique Sánchez Flores (Sevilla-Trainer), zeigte sich auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Spiels entsetzt über den Umgang mit Klub-Ikonen bei den Katalanen. „Ich sollte das zwar nicht sagen“, fing der 59-Jährige an, „aber wie schlecht Barcelona seine Legenden behandelt, das ist ein schlechter Lauf.“

„Mit Koeman, mit Messi - und jetzt mit Xavi“, nannte Sánchez Flores Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit und forderte mehr Würdigung für verdiente Klub-Akteure. „Wenn die Vereine ihre Legenden nur gut behandeln würden ...“

Devise „més que un club“ liegt in der Vergangenheit

Die Devise „més que un club“ - „mehr als ein Verein“ - existiert bei der Blaugrana eben nur noch auf dem Papier. Eigentlich sollte sie für die Verbundenheit zur Gesellschaft stehen, die der Verein jenseits des Sports aufrechterhalten will. Die Behandlungen der Klub-Legenden spricht aber eine ganz andere Sprache.

Unter Druck gesetzt von finanziellen Probleme hat sich der Klub in den vergangenen Jahren in eine völlig andere Richtung entwickelt. Inzwischen existiert beim Traditions-Klub aus dem Nordosten Spaniens laut den aktuellsten Angaben eine Schuldenlast in Milliardenhöhe, weswegen die Katalanen in den vergangenen Jahren mehrmals Klubvermögen veräußerten, um überhaupt neue Spieler registrieren zu können.

Barcelona ist selbst für die finanzielle Lage verantwortlich

Eingebrockt hat man sich das allerdings selbst. An Ausgaben für die nächsten Stars der Welt des Fußballs wurde nie gespart. In den Jahren vor der Corona-Pandemie warf man geradezu mit Scheinen um sich. Mit Transfers wie denen von Ousmane Dembélé (135 Mio. €, 2017), Philippe Coutinho (135 Mio. €, 2018) und Antoine Griezmann (120 Mio. €, 2019) setzte man die finanzielle Sicherheit des Klubs aufs Spiel - den Rest erledigte dann die Corona-Pandemie, die man selbstverständlich nicht vorhersehen konnte. Man hätte aber langfristiger denken müssen, schließlich war der Verein auch damals bereits hoch verschuldet.

Langfristiges und loyales Denken, das gibt der FC Barcelona aber mitunter eh nur nach außen vor. Zuletzt zeigten das die Aussagen zu Xavi und dem langfristigen Projekt, dass man mit ihm angehen wollte - ehe man sich kurzerhand für den nächstbesten Kandidaten entschied.

15 Millionen Euro: Fordert Xavi jetzt doch eine Abfindung?

Dem Ganzen die Krone aufsetzen könnte jetzt nur noch die angeblich 15 Millionen Euro schwere Abfindung für Xavi und sein Trainerteam. Davon berichtet La Vanguardia, die meistgelesene Tageszeitung in Katalonien.

Bevor er seinen Verbleib verkündet hatte, waren solche Gerüchte ebenfalls im Umlauf gewesen. „Wenn ich nicht weitergemacht hätte, hätte ich keinen einzigen Euro bekommen“, hatte Xavi dann bei seiner Verbleibs-PK betont. „Das Geld in meinem Vertrag wäre für den nächsten Trainer bestimmt gewesen.“

Ob er das nun noch genauso sieht? Schließlich geht er nun nicht aus freien Stücken, sondern wird von den Klub-Bossen vor die Tür gesetzt. Er wäre jedoch nicht der Erste, der dem Klub wegen der Liebe aus alten Zeiten Millionen schenkt.

„Es ist nie leicht, den Verein seines Lebens zu verlassen“, schrieb er in seiner letzten Botschaft an die Fans, zeigte sich jedoch versöhnlich. „Ich wünsche dem Verein, den ich in meinem Herzen trage, nur das Beste. Lang lebe Barça.“