Als Bastian Schweinsteiger am Mittwochabend im League-Cup-Spiel gegen West Ham United in der 86. Minute den Rasen im Old Trafford betrat, erhoben sich die meisten Zuschauer und feierten ihn wie einen Volkshelden. (Schweinsteiger bei Comeback gefeiert)
Was Schweinsteigers Comeback bedeutet
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255 Tage lang hatte Schweinsteiger auf das Gefühl verzichten müssen, auch nur eine Minute eines Pflichtspiels für Manchester United bestreiten zu dürfen.
Teammanager Jose Mourinho, im Sommer zum englischen Rekordmeister gewechselt, hatte von Anfang an auf den ehemaligen Bayern-Star verzichtet und ihm über Monate sogar das Training mit den Profis verwehrt.
Schweinsteiger bedankt sich
Nun also Schweinsteigers Comeback, zwar nur wenige Minuten lang und beim Spielstand von 3:1 ohne sportlichen Wert - doch für die Seele des 32-Jährigen waren die Ovationen wahrer Balsam.
"Es war ein fantastischer Abend mit einem perfekten Ergebnis", schrieb der 32-Jährige auf Twitter: "Danke für den warmen Empfang im Old Trafford."
Und Mitspieler Zlatan Ibrahimovic schwärmte: "Er ist eine Legende und auch ein toller Mensch", sagte der Stürmerstar und verriet: "Ich bin richtig happy für Bastian."
Mourinho lobt lieber Mkhitaryan
Inwieweit sich Schweinsteigers Standing bei Mourinho durch das Kurz-Comeback verbessert hat, lässt sich allerdings noch nicht abschließend beantworten.
Der Verdacht drängt sich allerdings auf, dass es sich nur um eine Episode in Mourinhos (Macht-)Spiel mit seinem ungeliebten Schützling handelt - und der sich weiterhin in der Warteschleife befindet.
Nach dem 4:1-Sieg, den der portugiesische Coach wegen einer Sperre auf der Tribüne verfolgte, ließ er sich kein Wort über Schweinsteiger entlocken, sondern lobte vielmehr ein anderes Sorgenkind.
"Ich freue mich sehr für Micki. Er hat sein Können gegen ein richtig gutes Premier-League-Team bewiesen", sagte Mourinho über Henrikh Mkhitaryan, der tatsächlich bester Mann auf dem Platz gewesen war.
Doch während der frühere BVB-Star nach schleppendem Saisonstart offenbar langsam ins Rollen kommt, sieht die Zukunft des ehemaligen DFB-Kapitäns in Manchester nach wie vor düster aus.
Spott von Medien
Auch die englischen Medien glauben nicht mehr an Schweinsteigers dauerhafte Rückehr auf dem Platz - und machen sich teilweise sogar über dessen Kurzauftritt lustig.
"Mourinho wird vor Wut schäumen, wenn er herausfindet, dass Rui Faria (Co-Trainer; Anm. d. Red.) Schweinsteiger eingewechselt hat", spottete ein Journalist der Manchester Evening News auf Twitter.
Nüchtern betrachtet dürfte das Comeback tatsächlich eher dazu dienen, den ausgemusterten Star mal wieder ins Schaufenster zu stellen. Vor allem Klubs aus der US-amerikanischen Profiliga MLS sind nach wie vor am Mittelfeldspieler interessiert.
Von Chicago Fire liegt ein Angebot vor.
Lieber Fußball als Golf
Dass er sein Handwerk nach wie vor beherrscht, bewies Schweinsteiger auch in den vier Minuten gegen West Ham, in denen er seine Spielfreude aufblitzen ließ. Den Treffer zum 4:1-Endstand leitete er mit einem Pass auf Ander Herrera ein.
Diese Spielfreude wird Schweinsteiger auch weiterhin versprühen wollen. So erscheint es nach dem Mittwochabend auch unwahrscheinlich, dass der Weltmeister den Rat von Uli Hoeneß annimmt.
Der Bayern-Präsident hatte Schweinsteiger geraten, seinen Vertrag bei ManUnited bis zum Ende der Laufzeit im Juni 2018 auszusitzen.
"Ich würde die Leute in Manchester bis zum letzten Tag zahlen lassen und dann sagen: Arrividerci! Ich würde sie bis zum 30. Juni 2018 bezahlen lassen, jeden Tag Golf spielen, meine Arbeit anbieten und Ana zum Tennis spielen begleiten. Das wäre doch schön für diesen Verein. Für das, was er ihm angetan hat."
Doch so wie Schweinsteiger nach seinem Kurzauftritt über beide Ohren strahlte, ist es schwer vorstellbar, dass er sich mit Einsätzen auf dem Golfplatz zufrieden gibt.