Pep Guardiola ist gereizt. Bei Manchester City läuft es für den ehemaligen Bayern-Trainer alles andere als rund.
Wie Guardiola an England verzweifelt
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Nach dem mühsamen 2:1-Heimsieg gegen den FC Burnley zeigte sich der Spanier sichtlich frustriert.
Vor den TV-Kameras gab sich Guardiola schmallippig und angespannt. Sogar über sein Karriereende spricht der 45-Jährige öffentlich. Und das bereits nach einem halben Jahr auf der Insel.
Warum tut sich Guardiola in England so schwer? SPORT1 nennt Gründe für seine Frustration.
- Medien-Phobie
In seiner Zeit beim FC Barcelona und bei Bayern München hatte Guardiola schon ein angespanntes Verhältnis zu den Medien.
In Deutschland gab er nicht ein einziges Einzelinterview, sondern beschränkte sich auf die obligatorischen Pressekonferenzen und TV-Interviews nach Spielen - und war dann oft genervt oder kurz angebunden.
In seinen ersten Wochen in England gab sich Guardiola zunächst lockerer, ließ sich etwa von Stürmer-Legende Thierry Henry befragen oder setzte sich mit einem jungen City-Fan für ein Überraschungsinterview in ein Taxi.
Doch nun verfällt Guardiola wieder in alte Muster. Sein patziges Interview für die BBC nach dem Burnley-Spiel ist nur ein Beispiel. Es scheint, als würde Guardiola am Liebsten überhaupt nicht mit Journalisten über Fußball sprechen.
Wo die deutschen Reporter einen sichtlich schlecht gelaunten Guardiola oftmals vom Haken ließen, fragen die Engländer unbeeindruckt nach. Das nervt Guardiola, der vom oft knallharten englischen Boulevard übrigens bisher noch weitestgehend verschont blieb.
Auf der Insel hat man wenig Verständnis für seine Empfindlichkeiten. Der Wahl-Engländer Boris Becker riet Guardiola nach seinem seltsamen Auftritt am Montag bei Twitter zur Gelassenheit:
"Trink ein kühles englisches Bier und entspann dich."
- Ballbesitz vs. englische Härte
Seinen konsequenten Ballbesitzfußball konnte Guardiola der Mannschaft noch nicht einimpfen. Das Team ist auch noch nicht nach seinen Vorstellungen geformt.
Alle Außenverteidiger im Kader sind 30 Jahre oder älter, die spielstarken Neuzugänge Ilkay Gündogan und Leroy Sane verletzt.
Trotzdem sagt Guardiola: "Alle meine Teams haben immer versucht, Fußball zu spielen." Doch die Gegner kaufen City oft mit englischer Härte den Schneid ab.
Die Highlights von Manchester City gegen FC Burnley im Video:
Dabei sind auch Guardiolas Spieler keine Kinder von Traurigkeit. Schon sieben Platzverweise stehen bei ManCity zu Buche. Das ist doppelt so viel wie bei jedem anderen Topklub.
Ein Disziplin-Problem? Guardiolas gleichmütige Deutung lautet: "Das Team mit mehr Ballbesitz wird immer Platzverweise haben."
- Mehr Konkurrenz als gewohnt
Als Barca-Trainer hatte Guardiola mit Real und Atletico Madrid lediglich zwei ernsthafte Konkurrenten. In Deutschland gab es nur Borussia Dortmund und seine Bayern hielten auch den BVB meist weit auf Distanz.
Seinen Abschied aus München begründete Guardiola dann so: "Du brauchst Feinde, um besser zu werden. Und du brauchst neue Herausforderungen, um besser zu werden."
Guardiola wollte Konkurrenz, jetzt hat er sie. In der Premier League muss sich Guardiola gleich mit fünf absoluten Topteams messen.
Der Abstand vom Tabellenzweiten zum Tabellensechsten beträgt derzeit nur fünf Punkte. Der FC Chelsea marschiert vorne weg.
Gurdiolas Bilanz gegen die besten fünf Konkurrenten ist negativ: Gegen Manchester United und Arsenal wurde gewonnen, gegen Chelsea, Tottenham und Liverpool setzte es Pleiten.
Den Titel hat der stolze Katalane wohl schon abgeschrieben. Auf die Frage, ob ManCity noch im Titelrennen sei, antwortete er nach dem Sieg gegen Burnley: "Gestern nein. Warum sollen wir dann heute im Titelrennen sein?"
- Fragwürdige Personalien
Mit seinen Personalentscheidungen hatte Guardiola kein glückliches Händchen.
In Yaya Toure verbannte er einen der Großverdiener aus dem Kader, wurde von dessen Berater öffentlich beschimpft und holte den Mittelfeldmann dann wieder zurück.
Torwart und Fan-Liebling Joe Hart sägte Guardiola ab, um Claudio Bravo aus Barcelona zwischen die Pfosten zu stellen.
Doch der Chilene leistete sich immer wieder dicke Patzer. Die englische Daily Mail fragt schon: "Wie viele Chancen kann Pep Bravo noch geben?"
Geht es für Guardiola in England so weiter, wird vielleicht bald die Frage nach seiner eigenen Zukunft gestellt.