Nachdem bereits sechs Minuten Nachspielzeit im Duell zwischen Manchester United und dem FC Chelsea gespielt waren, hatten vermutlich schon einige den Fernseher ausgeschaltet. Der Gast aus Manchester führte mit 3:2, die restlichen zwei angezeigten Minuten Nachspielzeit sollten sie ja eigentlich auch noch überstehen - oder?
Die nächste Stufe des ManUnited-Horrors
Die nächste Stufe des United-Horrors
Nein. Mit einem Elfmeter sowie einem schnell ausgeführten Eckball drehte der FC Chelsea noch dramatisch das Spiel. In der 100. und 101. Minute war beide Male Cole Palmer der Torschütze, nachdem der frühere Jugendspieler von Manchester City zu Beginn des Spiels bereits das 2:0 erzielt hatte. Während die Stamford Bridge nach dem 4:3-Tor eskalierte, standen die United-Spieler völlig bedröppelt da.
Vier Spieler sehen Palmer, aber keiner deckt ihn
Besonders das letzte Tor sorgte dafür, dass United am Folgetag Häme und Spott ertragen musste. Palmer schlich sich vor der Ausführung des Eckballs an der Sechszehnerkante davon, während sich die Gäste noch sortieren. Vier Gegenspieler bemerkten den späteren Torschützen zwar und zeigten mit dem Finger auf ihn, verantwortlich fühlte sich allerdings keiner. So hatte Palmer genug Zeit, den Ball noch anzunehmen, bevor er auf das Tor schoss. Dort fälschte Scott McTominay den Ball auch noch unhaltbar für seinen Torwart ab.
Der Ärger war den Spielern ins Gesicht geschrieben. Harry Maguire musste den direkt einmal rauslassen und beschwerte sich vehement beim Schiedsrichter. So gab es nach Schlusspfiff noch eine Gelbe Karte für den Innenverteidiger.
Trainer Erik ten Hag stellte zwar anschließend die gute Leistung seiner Mannschaft in den Vordergrund und war der Meinung, dass seine Mannschaft es verdient hätte, das Spiel zu gewinnen, doch am Ende stand trotzdem wettbewerbsübergreifend die 17. Niederlage der laufenden Saison auf der Anzeigetafel.
Und das ist historisch schlecht: Seit der Saison 1989/90 gab es nicht mehr so viele Pleiten in einer Spielzeit. Das ist 34 Jahre her - und nach einer kompletten Saison. Für die jetzige Mannschaft stehen noch mindestens acht Partien an.
Champions League schon außer Reichweite
Kurios: Im FA-Cup gab es damals nicht eine einzige Niederlage, wodurch die Red Devils trotz der schlechten Bilanz am Ende einen Pokal in die Höhe streckten. Auch in diesem Jahr ist die Mannschaft noch in dem Wettbewerb vertreten, Ende April steht das Halbfinale gegen den Zweitligisten Coventry City an. Wiederholt sich die Geschichte?
In der Liga spiegelt sich die Horrorbilanz allerdings in der Tabelle wider. So steht man nur auf dem sechsten Platz, mit großem Abstand zum Tabellenfünften Tottenham. Aktuell würde das nur für die Conference League reichen.
Noch vor der Partie gegen Chelsea wollte Trainer Erik ten Hag die Champions League noch nicht abschreiben: „Ich habe hohe Standards und wäre enttäuscht, wenn wir uns nicht qualifizieren“. Zu den Top Vier der Liga sind es nun allerdings zwölf Punkte Rückstand. Es ist also nicht gerade realistisch, dass es für die Königsklasse noch reicht.
Seuche bei den Innenverteidigern
Und auch in anderen Wettbewerben lief es in dieser Spielzeit nicht wirklich. Im Carabao Cup flog man bereits im Achtelfinale gegen Newcastle United raus, in der Champions League lief es katastrophal: In einer Gruppe mit dem FC Bayern, FC Kopenhagen und Galatasaray beendete United die Vorrunde auf dem letzten Platz.
Neben der bitteren Niederlage gegen Chelsea kamen zudem noch weitere Hiobsbotschaften dazu. Kurz nach dem Seitenwechsel musste Innenverteidiger Raphaël Varane verletzt vom Feld, sein Ersatz Jonny Evans musste nur 20 Minuten später auch wieder raus - ebenfalls verletzt.
Ob sie für das Duell am Sonntag mit dem FC Liverpool (ab 16.30 Uhr im LIVETICKER) wieder fit sind, ist laut ten Hag noch ungewiss. Bereits am Dienstag hatte der Verein bekannt gegeben, dass die zwei weiteren Innenverteidiger Lisandro Martinez und Victor Lindelöf für mindestens einen Monat ausfallen. Damit fehlen aktuell vier Innenverteidiger beim englischen Rekordmeister.
Sorgen schlechte Trainingsbeteiligungen für die Verletzungen?
Verletzungen ziehen sich ohnehin durch die gesamte Saison der Red Devils. Immer wieder fallen Spieler mit kleineren Blessuren oder größeren Verletzungen aus, wodurch die Startelf fast wöchentlich rotiert. Da kommt die Frage auf, ob eventuell die Trainingsbedingungen einen Teil dazu beitragen.
Immerhin hatte schon ein gewisser Cristiano Ronaldo in seinem ikonischen Interview mit Piers Morgan im Jahr 2022 die Trainingsbeteiligungen in Manchester kritisiert.
Er sagte damals, dass sich während seiner 12-jährigen Abstinenz im Verein nichts verändert hätte. „Seit Ferguson gegangen ist, habe ich keine Entwicklung in dem Klub gesehen“, meinte er. Und auch der ehemalige Kapitän Gary Neville übte schonmal Kritik am Trainingsgelände: „Der Fortschritt ist bei null. Man muss es abreißen und neu aufbauen“, sagte er bei Sky Sports.
Bevor irgendwas abgerissen wird, hat Manchester United aber erstmal andere Sorgen. Die sportliche Talfahrt soll gestoppt werden. Eine erste Chance bietet sich am Sonntag. Der Gegner: FC Liverpool.