Ein Video des italienischen Journalisten Antonio Vitiello zeigt Niclas Füllkrug bei seiner Ankunft in Mailand: Mit einem knappen „Hello guys, buongiorno“ und einem Lächeln auf den Lippen begrüßt der 32 Jahre alte Nationalstürmer die wartenden Kameras.
Füllkrug-Wechsel zur AC Mailand perfekt! Seine allerletzte Chance für das WM-Ticket?
Für Füllkrug zählt jede Minute
Er ist ein Mann weniger Worte, direkt und konzentriert – und genau das wirkt wie ein Symbol für das, was vor ihm liegt: der Leih-Wechsel zu AC Mailand, der zwar noch nicht offiziell bestätigt ist, ihm aber eine neue Perspektive öffnen soll. Für Füllkrug endet damit vorerst eine sportlich und persönlich schwierige Zeit in der englischen Premier League.
Rückschläge statt Rhythmus
Der Wechsel im Sommer 2024 von Borussia Dortmund zu West Ham United, einst als Sprung in die Premier League gefeiert, entwickelte sich zu einem Kapitel voller Verletzungen, verpasster Einsätze und sportlicher Stagnation.
Während die Hammers auf Platz 18 der Premier League stehen und lediglich drei Punkte aus den letzten sechs Ligaspielen holten, kämpfte Füllkrug darum, überhaupt Rhythmus zu finden.
Acht Ligaeinsätze, nur zweimal über die volle Distanz, dazu ein Muskelbündelriss und weitere muskuläre Probleme, die ihn diese Saison schon insgesamt über sieben Wochen außer Gefecht setzten – all das ließ seine sportliche Perspektive zunehmend schrumpfen.
Letzte WM-Chance für Füllkrug?
Mit jeder Woche ohne Einsatz schwanden auch seine Aussichten auf eine Teilnahme an der Fußball-WM im kommenden Jahr. Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte in öffentlichen Stellungnahmen immer wieder betont, dass er Spieler brauche, die im Verein funktionieren, trainieren und spielen – die Logik seiner Kaderentscheidungen ist deutlich und konstant: Einsatzzeit ist Voraussetzung. Füllkrug jedoch blieb in London zumeist ohne Einsatzzeiten - und war auch deshalb in der zurückliegenden WM-Qualifikation außen vor.
Infolge seiner Verletzungen verlor er nicht nur Anschluss im Verein, sondern auch im Nationalteam. Im Podcast „Copa TS“ formulierte er bereits vor einem Jahr selbstkritisch: „Es lief auch für mich maximal beschissen, mal ganz deutlich ausgedrückt.“
Ein Missverständnis?
Zuletzt meldete sich auch sein Berater Thorsten Wirth im „TOMorrow Business Podcast“ zu Wort – und fand ungewöhnlich klare Worte. „Rückblickend muss man sagen, der Transfer hat nicht funktioniert. Da müssen wir nichts schönreden.“
Eine Feststellung, die weder beschönigt noch beschuldigt, sondern beschreibt, was jeder sehen konnte: Füllkrug konnte bei West Ham nie richtig Fuß fassen.
Diese Ehrlichkeit unterstreicht, wie prekär die Lage geworden war: Ohne eine deutliche Veränderung wäre Füllkrugs Chance auf eine WM-Teilnahme sehr gering geblieben.
Milan als Rettungsanker – und letzte Chance
Mit seinem Wechsel in die italienische Mode-Metropole Mailand öffnet sich für den 32-Jährigen nun ein neues Kapitel – und möglicherweise seine letzte Chance, sich für Nagelsmann wieder unverzichtbar zu machen. Denn in Italien wartet genau das, was er in London kaum hatte: Spielpraxis, eine klare Rolle und ein System, das seine Stärken betont.
Die italienischen Medien zeichnen ein erstaunlich einheitliches Bild des deutschen Stürmers und ordnen ihn ganz konkret in Milans sportliches Konzept ein. Die Gazzetta dello Sport etwa schreibt, Milan erhalte mit ihm „einen neuen Strafraum-Stürmer, der besonders in den letzten zwanzig Minuten festgefahrener Spiele gefehlt hat“ – also genau den Spielertyp, den Trainer Massimiliano Allegri sucht.
Der ehemalige Milan-Stürmer Oliver Bierhoff erklärte in einem Interview mit der Gazzetta, warum Füllkrug so gut zu diesem Profil passe. Dort beschrieb er ihn als „klassischen Stürmer, kopfballstark und gut bei Ablagen“, nannte ihn „einen Leader“ – und betonte zugleich, dass man „nicht von ihm verlangen sollte, den Konter zu führen“. Seine Spielweise sei nicht auf Tempo ausgelegt, sondern auf Präsenz, Robustheit und Strafraumorientierung.
Passt seine Spielweise wirklich zu Milan?
Doch nicht nur Bierhoff gefällt Milans Wahl im Sturmzentrum. Diverse italienische Medien beschreiben Füllkrug als genau diesen Stürmertypen, den der Klub dringend benötigt.
„Sehr physisch stark, gut im Luftspiel, er spielt gern als echter Neuner und ist sehr nützlich, um die Mannschaft nachrücken zu lassen“, befand Goal Italia.
MilanNews.it nannte ihn „den typisch robust gebauten deutschen Torjäger: groß, kopfballstark und auch technisch nicht schlecht“, während Corriere dello Sport seine Eigenschaften als „ideal für Milan“ beschrieb.
Diese Einschätzungen wirken wie aus einem Guss – und sie passen exakt zu Allegri, der seit Monaten öffentlich andeutet, dass Milan einen Strafraumspieler bräuchte, der in engen Phasen als Ziel- und Wandspieler fungiert.
Milan gibt ihm die Bühne – und er muss sie nutzen
Mit 32 Punkten aus 15 Ligaspielen liegt Milan in der Serie A auf dem zweiten Tabellenplatz. Nur Stadtrivale Inter hat einen Punkt mehr auf dem Konto.
Jede Minute wird für Füllkrug zählen, jeder Einsatz ist für ihn doppelt wertvoll: im Kampf um seine Chancen im Klub und vor allem in der deutschen Nationalmannschaft.
Sein Weg zurück in die Nationalmannschaft beginnt nicht im Nationaltrikot, sondern in San Siro. Und es könnte seine letzte Chance sein.