Wer diese Tränen sieht, kann nur gerührt sein. Und wer ihre Geschichte kennt, ist es umso mehr.
Tränen bei WWE: Was dahintersteckt
Bei der WWE-Show Backlash in der Nacht zum Sonntag sorgte Zelina Vega für einen der emotionalsten Wrestling-Momente seit langem: Schon vor ihrem Match gegen SmackDown-Damenchampion Rhea Ripley brach die 32-Jährige in Tränen aus, als sie die Atmosphäre in San Juan aufsog - wo sie ein Heimspiel der besonderen Art hatte.
WWE Backlash: Zelina Vega widmete Match getötetem Vater
Die in New York geborene Vega (bürgerlich: Thea Trinidad) hat ihre familiären Wurzeln in Puerto Rico, sie trat dort zum ersten Mal an. Die in den Farben des Insel-Freistaats antretende Vega bekam einen warmen Empfang vom Publikum im Coliseo De Puerto Rico. In der ersten Reihe: ihre Familie um Mutter Monique, Bruder Tim und Stiefvater Kermit.
Vega umarmte ihre Lieben, emotional aufgeladen war der Moment aber auch durch ein Familienmitglied, das ihn nicht mehr miterleben konnte: Ihren beim Terroranschlag am 11. September umgekommenen Vater, dem Vega den Kampf widmete.
Vater Michael rief noch aus dem World Trade Center an
Trinidad, geboren am 27. Dezember 1990 im Stadtteil Queens, verlor im Alter von zehn Jahren ihren Vater Michael bei dem Flugzeug-Anschlag auf das World Trade Center. Dieser hatte dort als Telekommunikationsanalyst gearbeitet und kam beim Einsturz des Nordturms um Leben.
Trinidads Mutter und ihr Stiefvater bekamen noch einen Anruf von ihrem geschiedenen Ehemann, nachdem das von islamistischen Selbstmordattentätern entführte Flugzeug unter ihm eingeschlagen und er ausweglos gefangen war.
Unter der Schockwirkung der Ereignisse war Thea nicht in der Lage, letzte Worte mit ihrem Vater zu wechseln. "Ich habe mich nicht von ihm verabschiedet. Es hat lange gedauert, bis ich darüber hinweg war", erzählte sie 17 Jahre später, noch immer mit den Tränen kämpfend.
Am 20. Jahrestag der Anschläge 2021 sprach sie bei der Gedenkzeremonie in New York.
The Rock und Rey Mysterio waren die Idole
Womöglich hätte Thea Trinidad ohne diesen Schicksalsschlag einen anderen Lebensweg eingeschlagen: Der zum Zeitpunkt seines Todes 33 Jahre alte Michael Trinidad war ein großer WWE-Fan (Lieblingsstar: Dwayne "The Rock" Johnson) und hatte auch die Tochter mit der Begeisterung angesteckt.
Ihr eigenes Idol war Rey Mysterio, der immer noch aktiv ist und nun in der Gruppierung LWO mit ihr verbunden ist. Als Teenagerin fasste sie den Entschluss, selbst Wrestlerin zu werden - und betonte immer wieder, dass dieser Entschluss eine Tributgeste für den Vater war.
Im Februar 2010 feierte sie ihr Ring-Debüt, im Jahr darauf trat sie als Sarita bei TNA Wrestling die nationale Bühne. 2017 erfüllte sie sich ihren Lebenstraum und unterschrieb beim Marktführer WWE, wo sie ihre Nische als „Business-Partnerin“ Andrades fand (und in Wrestler-Kollege Malakai Black aus den Niederlanden - mittlerweile bei Konkurrent AEW aktiv - auch den Mann fürs Leben).
Auch der Abschied für Zelina Vega wird emotional
Vegas Match bei Backlash endete - erwartungsgemäß - mit einer Niederlage gegen Ripley, die dabei ist, in der WWE-Hierarchie eine Ausnahmestellung zu erreichen.
Den WWE-Fans in San Juan war die Enttäuschung über das recht plötzliche und klare Ende anzumerken, nichtsdestotrotz waren auch die Szenen, die Vega im Anschluss erlebte, emotional und denkwürdig.
Die Fans verabschiedeten Vega mit stehenden Ovationen und dem Sprechchor „Yo soy Boricua, pa‘ que tu lo sepas“ (“Ich bin puertoricanisch, damit du dass weißt“) - einem politisch-kulturellen Slogan, der den ethnischen Stolz der Community ausdrückt.
„Ihr habt keine Ahnung, was dieser Abend mir bedeutet hat“, dankte Vega später bei Twitter ihren Fans: „Ich liebe euch alle so sehr. Und ich weine immer noch.“