Das Autodromo Nazionale di Monza ist alljährlich der Wallfahrtsort für Ferrari-Jünger. Immer im Spätsommer pilgern die Tifosi in den königlichen Park der Kleinstadt nahe Mailand, um Ferrari die Ehre zu erweisen. Allein: Den ganz großen Jubel gab es zuletzt 2019, als Charles Leclerc für die Scuderia gewann. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)
Binotto bei Ferrari vor dem Aus?
In diesem Jahr glaubt kaum ein Ferraristi an Siegchancen. „Wir müssen ehrlich sein, auf dem Papier ist das nicht unsere beste Strecke“, räumt Leclerc selbst ein. Zu viel Luftwiderstand machen den F1 75 auf den langen Geraden des Tempo-Tempels verwundbar. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)
Schlimmer noch das Gesamtbild: Mit 109 Punkten Rückstand auf Max Verstappen hat der Monegasse im aktuellen WM-Kampf nur noch theoretische Chancen. „Ich bin geduldiger geworden“, betont er. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)
Offenbar auch mit seinem Teamchef. Mattia Binotto steht nach einer Saison voller Pleiten, Pech und Pannen im Mittelpunkt der Kritik. Die logische Folge: Am Rande des GP Italien tauchten Gerüchte auf, dass der Ferrari-Boss seinen Job verlieren könnte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)
Spekulationen aus Italien zufolge soll deshalb schon McLaren-Teamchef Andreas Seidl als möglicher Nachfolger kontaktiert worden sein. Bleibt fraglich, ob der Deutsche das Himmelfahrtskommando, die Scuderia zurück in die Spur zu bringen, McLaren vorziehen würde. Fest steht: Binotto ist angeschlagen. (Ferrari mit neuer Farbe in Monza)
Ralf Schumacher: „Ferrari entwickelt sich rückwärts“
„Wenn ich sein Chef wäre, hätte ich kein Verständnis“, urteilte auch Ralf Schumacher bereits nach dem vermasselten Boxenstopp bei Carlos Sainz in Zandvoort bei Sky. Zur Erinnerung: Da fehlte das vierte Rad. Eine Szene, die an 1999 erinnerte, als Eddie Irvine das gleiche Schicksal ereilte. Schumacher: „Es passieren immer noch Fehler und Ferrari entwickelt rückwärts. Das Kernproblem: Am Anfang des Jahres haben sie aus dem starken Paket nichts gemacht, jetzt lernen sie nicht aus Fehlern. Das würde ich als Chef mal hinterfragen.“ (Rosberg verhöhnt Ferrari - Binotto kontert)
Allein: Bisher schien sich Ferrari-CEO Benedetto Vigna als studierter Physiker wenig für die leidenschaftlichen Belange der Rennabteilung zu interessieren. Ausgerechnet rund ums Heimrennen könnte sich das nun ändern.
Ex-Ferrari-Pilot Fernando Alonso weiß: „Der Druck bei Ferrari ist besonders in Italien groß. Die Formel 1 ist kein Charity-Event, dies ist ein ernster Sport.“ Sebastian Vettel ergänzt: „Mit Gerüchten muss man bei Ferrari immer leben.“ Charles Leclerc winkt dagegen ab: „Ich habe von diesen Gerüchten bisher nichts gehört. Wir sind als Team vereint und dürfen uns von so etwas nicht ablenken lassen.“
Immerhin: An Unterstützung von den Tribünen wird es dem Teamchef und seinen Top-Stars im Autodromo Nazionale nicht fehlen. Leclerc: „Die Tifosi sind glücklich, wenn du es bist, und traurig, wenn du traurig bist. Du fühlst dich nicht alleine.“ Insgesamt werden 315 000 Fans erwartet.