Dieses Teamduell hätte böse ins Augen gehen können: Ferrari lässt seine Piloten Carlos Sainz und Charles Leclerc am Sonntag beim Italien GP mit dem Messer zwischen den Zähnen um Platz drei kämpfen – und riskiert damit das Podium beim Heimrennen in Monza.
Harakiri? Das sagt der Ferrari-Boss
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Den Tifosi auf den Tribünen rutscht das Herz mehr als einmal in die Hose: Mehrfach kommt es fast zur Berührung zwischen Sainz und Leclerc, die sich mit harten Bandagen um den letzten Pokal am Sonntag duellieren - selbst zu Beginn der letzten Runde, als sich Leclerc in der ersten Schikane beim Angriff auf Sainz verbremst und dem Spanier fast ins Heck kachelt.
Im Ziel trennen die beiden Stallgefährten in Rot nur 0,184 Sekunden und nicht wenige Fans fragen sich anschließend, ob die Scuderia nun endgültig den Verstand verloren hat, beim wichtigsten Rennen des Jahres ein starkes Teamergebnis derart leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Zu viel Risiko? Vasseur wird deutlich
„Nein, das war nicht zu viel Risiko“, gibt Teamchef Fred Vasseur den Kritikern nach dem Rennen jedoch eine klare Antwort: „Es ist jetzt auch nicht der Zeitpunkt für eine polemische Diskussion. Wenn wir die Position einfrieren, dann beschweren sich auch alle“, erklärt der Franzose und fügt nicht ohne Stolz über die Vernunft seiner Fahrer an: „Heute haben wir es nicht gemacht und es ist schön, dass wir so ein Rennen sehen durften.“
Auch die beiden Ferrari-Piloten können mit dem knallharten internen Zweikampf im Ziel gut leben, Sainz als Dritter natürlich ein bisschen besser als Leclerc: „Charles ist ein toller Racer, und auch wenn es hart mit ihm war, ist es immer ein Vergnügen sich mit ihm zu duellieren“, lobt der Spanier seinen Teamkollegen.
Wohl wissend: „Es ging ums Podium in Monza, da war klar, dass es ein bisschen einen Kampf geben wird. Wir haben es am Ende aber sauber gehalten und es waren wirklich einige nette Manöver und enge Duelle dabei“, sagt Sainz: „Es hat echt Spaß gemacht, auch schon davor gegen Max und Checo. ich denke, es war ein guter Tag für die Formel 1, eine gute Show.“
Formel 1: Datencenter
Dass es in der Schlussphase überhaupt zum heißen Ferrari-Duell kommt, dafür macht Pole-Mann Sainz den zuvor geführten Kampf mit den erneut übermächtigen Red Bulls verantwortlich: „Ich habe alles versucht, um sie hinter mir zu halten und das hat mich am Schluss wahrscheinlich fast das Podium gekostet, weil ich zu Beginn der Stints immer zu viel Reifen aufbrauchen musste und dann am Ende jeweils Schwierigkeiten bekam“, verrät der Spanier.
Monza war Schritt in die richtige Richtung
Sainz‘ Fazit fällt trotzdem positiv aus: „Platz drei vor den Tifosi in Monza, das ist das Beste, was wir unter diesen Umständen rausholen konnten. Wir müssen weiter an der Pace und unserem Umgang mit den Reifen arbeiten, denn da hat uns noch was gefehlt (auf Red Bull, Anm. d. Red.). Aber im Vergleich zu Zandvoort war das ein guter Schritt nach vorne und wir waren hier klar Best of the Rest.“
Auch Teamchef Vasseur verlässt das Fahrerlager beim Heimspiel deshalb zufrieden, mit einer viel umjubelten Pole am Samstag und einem Pokal am Sonntag im Gepäck: „Natürlich möchte man immer noch mehr, aber Red Bull war heute wieder zu stark, deswegen war nicht mehr drin“, so Vasseur.
Trotzdem glaubt der Franzose: „Ein Auto auf dem Podest, dazu die Pole, das ist sicher ein guter Schritt für die WM und ein sehr gutes Wochenende. Für uns ist das hier ein wichtiges Wochenende, mit den Fans und den Sponsoren, deswegen sind es positive Nachrichten. Wir wussten, dass Monza eine gute Strecke für uns wird, nun müssen wir auch auf anderen Strecken einen Schritt nach vorne machen.“
Damit seine Piloten bald nicht mehr nur um Platz drei, sondern endlich wieder um Siege kämpfen können.