Formel-1-Fans der vergangenen Jahrzehnte werden sich an den Sohn erinnern: Damon Hill, den Weltmeister von 1996 und zeitweise größten Konkurrenten von Rekordchampion Michael Schumacher.
Das tragische Ende einer F1-Legende
Ein noch größeres Vermächtnis als der heute 64-Jährige hat allerdings der Vater hinterlassen: Graham Hill, der heute vor 49 Jahren verstarb.
Die Legende aus dem Londoner Stadtteil Hampstead verewigte sich in den sechziger Jahren als zweimaliger Weltmeister und Rekordsieger des Grand Prix von Monaco - und als bis heute einziger Fahrer, der Triumphe an den drei berühmtesten Rennstrecken der Welt gefeiert hat.
Das Leben der speziell in der Heimat noch immer verehrten Ikone mit dem charakteristischen Schnurrbart endete allerdings unter tragischen Umständen abseits der Piste.
Graham Hill: In Monaco übertraf ihn erst Senna
Norman Graham Hill, am 15. Februar 1929 geboren, kam in den Fünfzigern unter heute undenkbaren Umständen in die Königsklasse: Der studierte Ingenieur und begeisterte Ruderer – der erst mit 24 seinen Führerschein machte – arbeitete zunächst als Mechaniker für Team Lotus und überredete die Verantwortlichen nach einer Weile, ihm auch als Fahrer eine Chance zu geben.
Die Karriere Hills, der sich als akribischer Arbeiter auch bei der Fahrzeugentwicklung auszeichnete, erreichte in den sechziger Jahren ihren Höhepunkt: Er holte 1962 für BRM und 1968 für Lotus den Fahrertitel und gewann ganze fünf Mal den Großen Preis von Monte-Carlo.
Erst 1993 übertraf Ayrton Senna diese Errungenschaft, 2001 zog Schumacher auf Platz 2 mit Hill Sr. gleich. Unübertroffen ist dafür Hills Errungenschaft, neben dem Monaco-GP auch das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis und die 24 Stunden von Le Mans gewonnen zu haben - für Kenner die „wahre“ Triple Crown des Rennsports.
Der Tod fuhr immer wieder mit
Wie alle Fahrer seiner Ära kam Hill oft mit dem Tod in Berührung: In seinem zweiten Weltmeister-Jahr verunglückten gleich zwei Teamkollegen - Jim Clark und Mike Spence - tödlich. Beim Amerika-GP 1969 in Watkins Glen crashte Hill auf der Jagd nach Teamkollege Jochen Rindt selbst schwer, brach sich beide Beine. „Sagen Sie meiner Frau, dass ich zwei Wochen nicht mit ihr tanzen kann“, lautete Hills typisch-trockene Reaktion. Wenige Monate nach seinem Comeback musste Hill Rindts Todescrash in Monza miterleben.
Hills eigene Karriere erholte sich von dem eigenen schweren Unfall nie so recht, er gewann kein F1-Rennen mehr, dafür gewann er - wie später Sohn Damon - Profil als Medienpersönlichkeit, die durch gewitzt-charmante Auftritte und zwei lesenswerte Autobiografien neue Fans gewann. Hill, ein engagierter Kämpfer für höhere Sicherheitsstandards, verkörperte den Ruf eines weltgewandten britischen Gentlemans mit Benzin-Faible.
1975 beendete Hill seine Formel-1-Karriere, als damals dienstältester Fahrer der Geschichte - wenige Monate später schlug das Schicksal auch bei ihm grausam zu.
Tod bei Flugzeugabsturz 1975
Am 29. November 1975 reiste Hill - mittlerweile Chef seines eigenen Team Embassy Hill - von einer Testsession aus Frankreich zurück. Das Privatflugzeug, in dem Hill saß, stürzte bei nebligen Bedingungen in der Nähe des Dorfs Arkney bei London ab.
Hill starb ebenso wie fünf andere Mitglieder seines Rennstalls, unter ihnen Tony Brise, sein Nachfolger als Fahrer. Untersuchungen der Tragödie - die einige Parallelen zum Helikopter-Absturz von Kobe Bryant 2020 hatte - ergaben, dass sowohl dem Flieger als auch dem Piloten die nötigen aktuellen Lizenzen fehlten. Als Ursache für den Absturz wird menschliches Versagen vermutet.
Für Graham Hill gibt es in der britischen Heimat mehrere Gedenkorte, unter anderem ist am Formel-1-Standort Silverstone eine Straße nach ihm benannt. „Mr. Monaco“ wurde nur 46 Jahre alt.