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Olympia 2021: Christian Schwarzer analysiert bei SPORT1 die Chancen der deutschen Handballer

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Olympia 2021: Christian Schwarzer analysiert bei SPORT1 die Chancen der deutschen Handballer

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Schwarzer: „Alles andere als ein Spaziergang“

Die deutschen Handballer starten mit einem Hammer-Auftakt in die Olympischen Spiele. Bei SPORT1 spricht Christian Schwarzer über die Chancen der DHB-Auswahl.
Die Besten der Besten gehen bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio an den Start. In ihren Sportarten sind sie absolute Superstars.
Bjarne Lassen
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Am Samstag wird es für die deutschen Handballer ernst.

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Dann startet auch das Team von Alfred Gislason ins Olympische Turnier. In Rio holte das Team 2016 unter Dagur Sigurdsson die Bronzemedaille. Auch in Tokio wird eine Medaille angestrebt - bestenfalls Gold. (NEWS: Alles zu Olympia)

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Das Auftaktprogramm hat es allerdings in sich. Zum Start (ab 9.15 Uhr im Liveticker) steht das Duell mit dem WM-Dritten Spanien an. Und auch die weiteren Gegner haben es in sich. (Olympia 2021: Zeitplan)

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Einer der genau weiß, wie es sich anfühlt, eine Olympa-Medaille zu gewinnen, ist Christian Schwarzer. Der 52-Jährige ist nicht nur Rekordtorschütze der DHB-Auswahl, er selbst nahm auch viermal an Olympischen Spielen teil. 2004 holte er mit dem Team in Athen Silber.

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Im SPORT1-Interview spricht der ehemalige Weltklasse-Kreisläufer über den deutschen Auftakt und die Chancen des Gislason-Teams. Außerdem erklärt „Blacky“, wie Deutschland den Ausfall von Patrik Wiencek kompensieren will.

SPORT1: Herr Schwarzer, die Olympischen Spiele sind bereits angebrochen. Für das DHB-Team geht es am Samstag gegen Europameister Spanien los. Was erwarten Sie sich von dem Duell?

Schwarzer: Die Voraussetzungen sind deutlich anders als beim letzten Aufeinandertreffen bei der Weltmeisterschaft in Ägypten. Der Kader ist ein anderer. Hinzu kommt: Es ist ein Auftaktspiel. Die sind immer ganz besonders. Dann auch noch bei den Olympischen Spielen - einige Jungs sind das erste Mal bei Olympia - es sind ganz besondere Rahmenbedingungen. Es gilt einfach, sich in diesen 60 Minuten voll und ganz auf den Handball zu konzentrieren. Die Spanier sind die älteste und erfahrenste Mannschaft im Turnier. Es kann aber für uns eine Chance sein, dass die älteren Herren nicht mehr ganz so schnell und fit sind. Deshalb glaube ich, dass wir eine gute Chance haben, im ersten Spiel zu gewinnen. Das wird auch sehr wichtig sein, um sich das nötige Selbstvertrauen für alle weiteren Aufgaben zu holen.

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„Eine Gruppe, die es arg in sich hat“

SPORT1: Weitere Gruppengegner sind Argentinien, Frankreich, Norwegen und Brasilien. Wie sind die Mannschaften einzuschätzen?

Schwarzer: Es ist eine Gruppe, die es arg in sich hat - vielleicht ein bisschen zu vergleichen mit der der Fußballer. Das ist das „Who is Who“ des europäischen Handballs. Bis auf Dänemark und Schweden haben sie mit Frankreich, Norwegen und Spanien alles in der Gruppe, was in den letzten Jahren den Welthandball beherrscht hat. Dazu die beiden Topmannschaften aus Südamerika, die sich in den vergangenen Jahren unglaublich weiterentwickelt haben. Das ist alles andere als ein Spaziergang. Auch die Gefahr, Brasilien zu unterschätzen, weil man sie im Freundschaftsspiel deutlich geschlagen hat, ist da. Ich denke aber, dass das bei so einem wichtigen Turnier wie den Olympischen Spielen nicht der Fall sein wird. Dennoch sind auch die südamerikanischen Gegner sehr gefährlich. Sie haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie die Topmannschaften ärgern und sogar schlagen können.

Christian Schwarzer (re.) holte 2004 in Athen mit der DHB-Auswahl die Silbermedaille
Christian Schwarzer (re.) holte 2004 in Athen mit der DHB-Auswahl die Silbermedaille

SPORT1: Die ersten vier Teams erreichen das Viertelfinale. Ist das Weiterkommen Pflicht, um sich nicht zu blamieren?

Schwarzer: Von einer Blamage sind wir noch weit entfernt. Deutschland wird es schon schaffen, unter die Top Vier zu kommen. Generell brauchen wir uns vor niemandem zu verstecken. Ich sehe keine Nation, bei der ich sagen würde: „Gegen die können wir nicht gewinnen.“ Natürlich hat Dänemark gezeigt, dass sie im Moment sehr gut sind. Die waren allerdings schon einmal ganz oben und schieden dann in der Vorrunde raus, das darf man auch nicht vergessen. Auch wenn Deutschland Gruppenvierter werden sollte, ist es nicht unmöglich, noch längerfristig im Turnier zu bleiben. Das bringt dieser Modus einfach mit sich. Die deutsche Mannschaft kann jeden schlagen, andersherum aber auch gegen jeden verlieren. Das Turnier wäre aber auf keinen Fall beendet, wenn man nur Gruppenvierter werden würde.

„Halbfinaleinzug sollte immer Ziel sein“

SPORT1: Alfred Gislason hat das Halbfinale als Ziel ausgerufen. Würden Sie das so unterschreiben? Wie sehen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft?

Schwarzer: Mit den Qualitäten, die der deutsche Handball hat, sollte es immer das Ziel sein, ins Halbfinale zu kommen und um die Medaillen mitzuspielen. Wir haben immer noch die stärkste Liga der Welt, auch wenn das letzte Final Four der Champions League ohne deutsche Beteiligung war. Nichtdestotrotz haben die deutschen Vereine über viele Jahre gezeigt - jetzt auch der SC Magdeburg mit dem Titelgewinn in der Europa League - was sie können.

SPORT1: Gislason muss auf Patrick Wiencek und Fabian Wiede verzichten. Wie schwer wiegen die Ausfälle?

Schwarzer: Wiencek und Henrik Pekeler sind als Abwehrblock des THW Kiel jahrelang eingespielt, das ist natürlich schon eine Schwächung. Allerdings haben wir mit Johannes Golla jemanden, der sich raketenmäßig entwickelt hat. Finn Lemke ist für mich auch ein ganz wichtiger Baustein in der Abwehr. Ich denke schon, dass man es in der Konstellation schafft, den Ausfall von Wiencek zu kompensieren. Bei Wiede ist der Ausfall nicht ganz so gravierend, weil wir mit Steffen Weinhold und Kai Häfner überragenden Ersatz haben. Das ist einfach das Gute, dass der Bundestrainer auf allen Positionen mehrere Optionen zur Auswahl hat. Auch im Hinblick darauf, wer sonst noch zu Hause geblieben ist. Natürlich fallen diese beiden Ausfälle ins Gewicht, aber man wird es schaffen, diese zu kompensieren.

SPORT1: Gibt es einen Spieler, auf den Sie besonders große Hoffnungen setzen?

Schwarzer: Generell freue ich mich immer für die Jungs, die ich einmal selbst betreut habe. Ich finde, Philipp Weber hat auch eine sehr gute Entwicklung genommen. Aber bei ihm fehlt mir noch ein wenig die klassische Spielmacherolle, mit der er zum Beispiel einen Nebenmann wie Julius Kühn in Wurfposition bringen kann. Er hat sehr gute individuelle Qualitäten, sich selbst in Szene zu setzen. Manchmal ist es für einen Rückraum Mitte aber wichtiger, für seine Nebenleute zu spielen. Vielleicht kommt bei diesem Turnier jetzt der nächste Step. Auch die anderen Jungs machen das deutsche Spiel variabler. Ein Paul Drux, der variabel einsetzbar ist und ein Juri Knorr als ganz junger Mann mit einer großen Zukunft.

Handball: Philipp Weber erzielt Traumtor per direktem Freiwurf vor der Pause
00:24
Volltreffer in den Winkel - Weber begeistert mit Pausen-Treffer

Schwarzer kein Freund externer Zielvorgaben

SPORT1: Bob Hanning glaubt fest an eine Medaille. Er hat schon bei seinem Amtsantritt 2013 den Olympiasieg in Tokio ausgerufen und auch kurz nach der WM nochmal nachgelegt. Wie bewerten Sie solche Vorgaben von Verbandsseite?

Schwarzer: Ich bin gar kein Freund von solchen Vorgaben. Das ist eine rein sportliche Angelegenheit. Menschen wie Trainer Alfred Gislason, der jetzt sagt, „unser Ziel ist das Halbfinale“, sind meiner Meinung nach dafür zuständig. Jetzt kann man natürlich von dem Traum oder Ziel der Goldmedaille sprechen. Ich habe nur immer ein Problem damit, wenn man das tut, bevor man sich für irgendetwas qualifiziert hat. Die Qualifikation war ja auch alles andere als im Vorbeigehen erledigt. Das hätte auch schnell ins Auge gehen können, wenn die Schweden da gewinnen. Deshalb bin ich kein Freund davon, dass quasi externe Leute eine Zielvorgabe machen. Dafür ist der sportliche Bereich zuständig.

SPORT1: Hanning hält trotz aller Kritik die Austragung der Sommerspiele für die richtige Entscheidung. Wie stehen Sie dazu?

Schwarzer: Ich denke, das wird sich noch zeigen. Die Zahlen haben sich grob in die richtige Richtung bewegt, nur ein gewisses Restrisiko ist natürlich immer noch da. Ich weiß selbst, wie toll es bei Olympischen Spielen sein kann. Ich habe das als Athlet viermal mitmachen dürfen, war einmal als Zuschauer in London dabei und weiß, was die Olympischen Spiele ausmacht. Natürlich ist es diesmal anders. Ich habe davon gehört, dass die nur zum Essen aus den Zimmern dürfen und diese ganzen Begegnungsstätten, die es sonst im Olympischen Dorf gibt, wegfallen. Man ist nur auf dem Zimmer, am Essen, in der Trainingshalle und am Spielen. Das eigentliche Drumherum, das Olympische Spiele ausmacht, fällt weg. Das finde ich natürlich schade für Athleten, die vielleicht nur einmal im Leben bei Olympia dabei sind. Deshalb stellt sich die Frage, ob die Spiele jetzt Sinn machen. Aus rein sportlicher Sicht vielleicht schon, aber für mich sind Olympische Spiele auch ein gesellschaftliches Miteinander. Da kommen Menschen aus der ganzen Welt zusammen und wollen zusammen Spaß und Freude haben. Das bleibt jetzt ein wenig auf der Strecke. Aus diesen Gründen wäre es vielleicht besser gewesen, nochmal zu verschieben, falls das möglich gewesen wäre.

SPORT1: In Japan herrschen für die Athleten starke Einschränkungen und strikte Maßnahmen. Kann sich das negativ auf die Leistung auswirken?

Schwarzer: Ja. Man darf nicht vergessen, wie lange die so zusammen sind. Wenn man keine Abwechslung hat, kann das natürlich schon einmal den einen oder anderen in der Konzentration stören. Das ist aber ganz schwer zu sagen. Jeder hat einen anderen Charakter und geht mit so einer Situation anders um. Es sind einfach gewöhnungsbedürftige Rahmenbedingungen. Was vielleicht ein kleiner Vorteil sein könnte, auch wenn es sich eventuell komisch anhört: Man konnte sich eineinhalb Jahre an die Situation gewöhnen, auch wenn sie nicht schön ist.

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