Florian Wellbrock hat bei den Olympischen Spielen in Tokio über 1500 Meter Freistil Gold verpasst, aber mit Bronze seine erste Medaille gewonnen - und damit eine 21-jährige deutsche Flaute bei den Männern beendet.
Wellbrock gewinnt Bronzemedaille
Der deutsche Schwimmstar (14:40,91 Minuten) wurde vier Tage nach dem vierten Platz über 800 m Freistil nach einem lange kontrollierten Rennen auf der letzten Bahn vom US-Amerikaner Robert Finke (Gold, 14:39,65 Minuten) und Mykhailo Romanchuk (Ukraine, Silber, 14:40,66) überholt.
Bis 50 m vor Schluss hatte der Doppel-Weltmeister, der sich im SPORT1-Interview vor Olympia über 1500 m die größten Gold-Chancen ausgerechnet hatte, geführt - verlor dann aber zwei Sekunden auf den Sieger.
Wellbrock fühlt sich machtlos
“Eigentlich bin ich sehr zufrieden, natürlich ist mir ein Riesenstein vom Herzen gefallen. Aber es ist ein bisschen ärgerlich, dass ich es hintenraus nicht halten konnte”, meinte Wellbrock, der als Jahresschnellster und Weltmeister als Goldfavorit ins Rennen gegangen war.
“Die letzten 150 Meter habe ich versucht, das Tempo anzuziehen und habe die drittletzte Bahn auch gesteigert”, ergänzte er: “Man versucht, mit dem Kopf und dem ganzen Körper dagegen anzugehen und fühlt sich am Schluss aber machtlos, wenn man sieht, dass er dann richtig explodiert.”
Ein bisschen neidisch blickte Wellbrock auf Finke, der neben ihm auf das oberste Treppchen sprang. Wellbrock applaudierte und senkte den Kopf. Der amerikanische Shooting-Star erhielt bei der olympischen Siegerehrung die Medaille, die der deutsche Doppel-Weltmeister im Visier gehabt hatte: Gold.
Wellbrock führt bis kurz vor Schluss
Der 21-Jährige, der ein fulminantes Finish zeigte, hatte bereits über 800 Meter Gold geholt. Im Vorfeld war er von Wellbrock nicht als ärgster Konkurrent angesehen worden, damals nannte er Romanchuk und Gregorio Paltrinieri aus Italien, der Vierter wurde (Olympia 2021: Alle Entscheidungen im SPORT1-Liveticker).
Bei der letzten Wende hatte der Magdeburger noch geführt - wie schon seit der 300-m-Marke. Er hatte seine Konkurrenten im Blick, doch Finke, der schon über 800 m mit grandiosem Endspurt alle überrascht hatte, konnte er nicht wie geplant abhängen. Dass auch noch Romanchuk vorbeizog und ihm Silber wegschnappte, überraschte Wellbrock “ein bisschen”.
Wellbrock hat noch eine Goldchance
Seinen deutschen Rekord vom EM-Triumph 2018 verfehlte Wellbrock um fast fünf Sekunden, aber: “An sich möchte ich mich über die Bronzemedaille nicht beschweren.”
Es ist die zweite Medaille für die deutschen Beckenschwimmer in Tokio, die bei den Spielen in London und Rio leer ausgegangen waren. Wellbrocks Verlobte Sarah Köhler hatte am vergangenen Mittwoch Bronze über 1500 m gewonnen.
Eine Goldchance hat der 23-Jährige aus Magdeburg noch: Am kommenden Donnerstag startet er in der Bucht von Tokio als Mitfavorit über zehn Kilometer im Freiwasser.
Wellbrock beendet Medaillen-Flaute
Vor Wellbrock hatte als letzter deutscher Mann Rückenschwimmer Stev Theloke 2000 mit Bronze über 100 Meter eine Olympia-Medaille in einer Einzel-Disziplin im Becken geholt.
Die letzte Herren-Goldmedaille gewann Michael Groß vor 33 Jahren.
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