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Olympia 2022: Lena Dürr spricht über Erwartungen im Slalom in Peking

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Olympia 2022: Lena Dürr spricht über Erwartungen im Slalom in Peking

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Dürr: „Das war ein heftigerer Moment“

Lena Dürr fährt in dieser Saison in der Form ihres Lebens. Die Slalom-Spezialistin erklärt im SPORT1-Interview, mit welchem Erwartungen sie bei Olympia startet.
Die Ex-Biathletin Laura Dahlmeier spricht in der 1. Ausgabe von Viessmann - Start daheim über ihr Leben nach der Karriere und welchen Stellenwert Nachhaltigkeit beim Projekt Hausbau und ihrem Leben einnimmt.
Tobias Wiltschek
Tobias Wiltschek

Drei Podestplätze, fünf Mal Top Ten und kein einziger Ausfall - Lena Dürrs Slalombilanz in dieser Saison liest sich blendend.

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Die 30-jährige hat pünktlich zu den Olympischen Spielen (4. - 20. Februar) zur Form ihres Lebens gefunden, nachdem sie jahrelang nur zur erweiterten Weltspitze gehörte. (DATEN: Alle Ski-Weltcup-Rennen LIVE im SPORT1-Ticker)

Im SPORT1-Interview erklärt Dürr, warum es in diesem Winter besser denn je klappt, mit welchen Erwartungen sie in Peking an den Start geht und was sie bei der Vergabe der Olympischen Spiele an China am meisten gestört hat. (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)

Dürr: „Viele Puzzleteile passen gerade zusammen“

SPORT1: Frau Dürr, wenn wir kurz auf Ihre bisherige Saison zurückblicken: Sie sind so gut wie nie zuvor. Gibt es dafür Gründe? Was haben Sie vor diesem Winter anders gemacht?

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Lena Dürr: Die Frage wurde mir jetzt schon oft gestellt (lacht). Ich könnte jetzt nicht eine explizite Sache nennen, es ist ein ständiger Prozess. In all den Jahren, in denen ich jetzt schon dabei bin, habe ich selten jedes Jahr das Gleiche gemacht. Es kommen immer wieder neue Sachen dazu. Sachen, die nicht so gut funktioniert haben, fallen weg und ich glaube, dieses Jahr spielen einfach viele Dinge so zusammen, dass es passt und in die richtige Richtung geht. Ich habe im Konditionstraining ein bisschen was umgestellt, habe einen neuen Service-Mann, mit dem ich super zusammenarbeite. Es ist wie ein Puzzle und es passen gerade ganz viele Puzzleteile zusammen. Entsprechend kann ich so Skifahren, wie ich es gerade tue. (DATEN: Alle Ergebnisse des Ski-Weltcups)

SPORT1: Das haben Sie auch sehr gut gemacht in den letzten Monaten. Was war Ihr persönliches Highlight bisher in dieser Saison?

Dürr: Ich würde sagen der erste Podiumsplatz in Levi, also der dritte Platz im ersten Rennen. In dem Moment ist so viel Arbeit und alles, was in den letzten Jahren passiert ist, abgefallen. Das war sicher so ein Schlüsselmoment, in dem ich gewusst habe, „okay, es ist möglich, dass ich da vorne mitfahren kann“. Ich weiß noch, wie das Linus (Straßer, Anm. d. Red.) letztes Jahr nach seinem Sieg in Zagreb gesagt hat. Und auf einmal sieht man, es ist möglich und gar nicht so unglaublich weit entfernt und unerreichbar. Es war wichtig, dass es gleich zu Beginn der Saison so funktioniert hat, weil jetzt einfach diese Freiheit da ist zu wissen, dass ich, wenn alles passt, da vorne mitfahren kann. Natürlich war auch Schladming genial, es hat viel zusammengepasst in dem Moment.

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Dürr denkt in Schladming an Vater Peter

SPORT1: Schladming ist ja normalerweise dieses Spektakel für die Herren, aber das steht den Damen auch ganz gut zu Gesicht…

Dürr: Ja, die Piste war echt perfekt und in wunderbarem Zustand. Ich denke, die Männer haben es dann schon noch mal deutlich glatter als wir. Aber es war wirklich ein super Rennen, das sehr viel Spaß gemacht hat. Ich habe schon im Vorhinein gewusst, dass mein Papa (Vater Peter Dürr, Anm. d. Red.) da auch Dritter war und wir haben an Weihnachten noch die alten Ski-Videos von ihm angeschaut. Ich habe immer mal wieder dran gedacht und versucht, mich auf mein Rennen zu konzentrieren. Aber als ich dann im Ziel abgeschwungen bin und gewusst habe, dass ich im schlechtesten Fall Dritte geworden bin, war es einfach schön zu wissen, dass ich diesen Moment teilen kann. Auch wenn es viele Jahre später ist, aber mein Papa hat genau dasselbe damals erlebt wie ich.

SPORT1: Sie sind jetzt das Aushängeschild, gerade bei den Damen im deutschen Alpinsport, und das eine Saison, nachdem Viktoria Rebensburg zurückgetreten ist. Hat ihr Aufschwung auch möglicherweise damit zu tun?

Dürr: Nein, gar nicht. Vicky ist nie Slalom gefahren, daher ist es unabhängig davon. Ich war die letzten Jahre auch sehr mit mir selbst beschäftigt und hatte mit der Vicky gar nicht so viele Berührungspunkte, weil ich nicht mehr so viel Riesenslalom gefahren bin. Wir haben uns hauptsächlich in Garmisch beim Konditionstraining getroffen, im Winter waren wir aber auf komplett anderen Programmen unterwegs. Daher hat sich das nicht überschnitten.

Lena Dürr fährt im Winter 2021/22 brillant Slalom
Lena Dürr fährt im Winter 2021/22 brillant Slalom

Olympia 2022 in Peking steht an

SPORT1: Mit welchen Gefühlen gehen Sie jetzt bei Olympia an den Start? (Daten: Alle Ergebnisse zu Olympia 2022)

Dürr: Ich freue mich richtig darauf. Es ist natürlich wild, was gerade überall durch die Medien geht und es ist ein heißes Thema. Aber ich glaube, als Sportler sollte man gerade versuchen, in seinem Flow und im Rhythmus zu bleiben. Vor allem in dem Flow, den ich gerade habe. Ich will nicht zu viel darüber nachdenken. Klar wird es wahrscheinlich nicht so entspannt sein wie die letzten Spiele, aber das gehört derzeit einfach zum Leben dazu. Wir werden uns jeden Tag testen müssen, so ist das jetzt nun mal, aber ich freue mich trotzdem. Alle vier Jahre die Chance zu haben, da dabei zu sein und dann auch noch in so einer Form wie zurzeit, ist sehr schön. (Daten: Der Zeitplan zu Olympia 2022)

SPORT1: Alpin-Direktor Wolfgang Maier hat vor nicht allzu langer Zeit Bedenken geäußert, was die Teststrategie in Peking angeht. Wie haben Sie das wahrgenommen und teilen Sie seine Befürchtungen? (DATEN: Ski alpin - alle Weltcup-Stände)

Dürr: Als Sportler bin ich gerade ehrlich gesagt in meinem Tunnel und ich will da auch nicht zu viel links und rechts schauen. Es gibt natürlich Sachen, die man hinterfragen muss, aber so kurz davor bin ich im absoluten Sportler- und Rennmodus und versuche, Spaß zu haben und den Schwung mitzunehmen. Meine Aufgabe ist es, den Hang so schnell wie möglich runterzufahren. Für alles, was da herum passiert, gibt es viele Leute, die zuständig sind und sich mit dem Thema beschäftigen. Aber natürlich ist es gut, wenn man die Sachen hinterfragt. Als Sportler will ich mich in dem Moment nicht in irgendeine Lage bringen, sondern weiter mein Ding so machen und mich von nichts beirren lassen. (Bericht: Peking senkt umstrittenen CT-Richtwert)

Verzicht auf Olympische Spiele ein Thema?

SPORT1: Sie haben weder mit Wolfgang Maier gesprochen, noch daran gedacht, Ihre Teilnahme freiwillig zurückzuziehen?

Dürr: Nein, da habe ich keinen Moment daran gedacht. Das war auch eine Frage, die mir in letzter Zeit häufiger gestellt wurde. Für mich war es ein heftigerer Moment damals, als entschieden wurde, dass Olympia dort überhaupt stattfindet, das ist ja auch schon viele Jahre her. Zu der Zeit wusste ich ja auch noch nicht, ob ich dann überhaupt noch Ski fahre. Ich dachte mir, jetzt kommen die Spiele, nachdem wir in Pyeongchang waren, wieder in ein Land, in dem es nur wenig Skigebiete, kaum Ski-Historie gibt. Wo so gut wie nichts vorhanden ist, was irgendwie mit dem zu tun hat, was wir unser Leben lang schon machen. Das war damals der viel erschreckendere Punkt, zu denken „krass, in welche Richtung entwickeln wir uns da eigentlich und wo geht das hin?“ Jetzt im Sportlermodus stehe ich dafür jeden Tag auf und bin in einer Form, in der ich noch nie war. Deswegen freue ich mich brutal, wenn ich dort bei meinen zweiten Spielen am Start stehen darf. (Bericht: Stiller Boykott bei Eröffnungsfeier)

SPORT1: Ist Ihnen die Charakteristik des Slalomhangs bei den Spielen in Peking bekannt und kommt der Hang Ihnen entgegen?

Dürr: Soweit ich weiß, geht es flach los und dann in den Steilhang rein. Aber es war noch keiner dort, von daher lassen wir uns alle überraschen. Das ist irgendwie auch cool, weil alle bei null starten. Damen, Herren, Speed, Technikseite – es war noch keiner drüben, niemand hat gesehen, was auf einen zukommt. Das ist spannend und erzeugt eine brutale Chancengleichheit- oder Ungleichheit, je nachdem, wie man es sehen möchte. Der Schnee soll auf jeden Fall sehr trocken und das Wetter kalt sein, außerdem ist es nur Kunstschnee.

Der CT-Wert wird für Olympia gesenkt
Nationalstadion in Peking (Eröffnungs- und Schlussfeier)
Nationales Hallenstadion Peking (Eishockey)
Wukesong Arena Peking (Eishockey)
+8
Olympia 2022: Die Sportstätten der Olympischen Spiele 2022 in Peking

Dürr: „Fokus liegt auf dem Slalom“

SPORT1: Planen Sie neben Ihrer Spezialdisziplin, dem Slalom, noch an einem weiteren Wettkampf in China teilzunehmen?

Dürr: Ja, das Team-Event ganz am Schluss. Nach dem Slalom werde ich noch mal einige Zeit haben, mich darauf einzustellen, ein paar Starts zu üben und auf den längeren Skiern zu fahren. Aber jetzt liegt der Fokus auf dem Slalom. Am Speed werde ich auf keinen Fall teilnehmen, Riesenslalom kann ich noch nicht sagen. (Daten: Der Zeitplan zu Olympia 2022)

SPORT1: Sie haben angesprochen, dass noch keiner so genau weiß, was auf die Sportler zukommt. Die Chinesen allerdings schon, oder?

Dürr: Die bestimmt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Chinesen dort noch nicht darauf trainiert haben. Man muss dann aber auch fairer- und ehrlicherweise sagen, dass das nicht die Hauptkonkurrenten sind, die vorne um die Medaillenplätze mitfahren. Von daher ist für die großen Ski-Nationen, die um die Podiumsplätze mitkämpfen, alles gleich. (Service: Der Medaillenspiegel)

SPORT1: Mit welchen Ergebnissen würden Sie wieder zufrieden zurück nach Hause fliegen? (DATEN: Rennkalender des Ski-Weltcup)

Dürr: Bei mir geht es gerade einfach nur um gutes Skifahren, auf Platzierung fahren bringt nichts. Ich muss einfach meine sieben Sachen beieinanderhaben, mich gut auf den Tag, den Hang und den Lauf einstellen. Dann fahren da noch viele andere Mädels mit, die noch ein Wort mitzureden haben, deswegen will ich einfach nur bei mir bleiben, meine Sachen durchziehen und dann sieht man, was rauskommt.