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Anna Kiesenhofer: Österreichs bemerkenswerteste Sport-Sensation

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Anna Kiesenhofer: Österreichs bemerkenswerteste Sport-Sensation

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Wie ein vermeintliches Genie die Sportwelt schockte

Die Mathematikerin Anna Kiesenhofer überraschte mit ihrem Radsport-Olympiasieg in Tokio alle. Nun sorgt ein bemerkenswertes Interview mit ihr für neuen Gesprächsstoff.
Anna Kiesenhofer holte bei Olympia in Tokio sensationell Gold
Anna Kiesenhofer holte bei Olympia in Tokio sensationell Gold
© Imago
SPORT1
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von SPORT1

Es war eine der größten Sensationen der Olympischen Spiele - und die Frau, der sie gelang, sorgt zwei Monate danach ein weiteres Mal für Gesprächsstoff.

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Völlig überraschend fuhr Anna Kiesenhofer in Tokio zur Goldmedaille im Straßenrennen der Radfahrerinnen. Und mit einem bemerkenswerten Interview lenkte die Österreicherin nun den Blick auf die besondere Geschichte dahinter.

Die 30-Jährige aus der oberösterreichischen Kleinstadt Kirchdorf an der Krems ist kein Radprofi. Vielmehr arbeitet die Mathematikerin an der Universität Lausanne. Ihre Spezialität sind partielle Differenzialgleichungen. Ihre Gold-Mission trieb sie nebenbei in Eigenregie voran. Die besondere Story, des „Mathe-Genies, das eine der größten Schocker der Olympia-Geschichte hinlegte“ (CNN) ging um die Welt.

Kiesenhofer selbst betrachtet sich dabei keinesfalls als Genie, wie sie im Gespräch mit dem Standard klarstellt (“Ich fühle mich im akademischen Umfeld unterdurchschnittlich schlau“). Den Schocker, den sie hingelegt hat, hält sie sich allerdings sehr wohl zugute.

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Anna Kiesenhofer: „Trainer wissen nicht alles besser“

„Ich war mein eigenes Team“, sagt sie: „Man kann nicht alles im Alleingang machen, aber ich hatte immer die Zügel in der Hand. Viele Sportler sind fremdbestimmt. Bei mir ist das anders. Ich war der Mastermind hinter meinem Erfolg.“

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Mit Trainern hätte sie es in der Vergangenheit versucht: „Ich habe aber keine Person gefunden, zu der ich richtig Vertrauen fassen konnte. Mich hat niemand überzeugt. Ich habe immer gelesen und mir eine Meinung gebildet. Oft hat das nicht mit dem harmoniert, was der Trainer gesagt hat.“ Man müsse „nicht alles glauben, nur weil jemand einen Titel vor dem Namen trägt oder sich Coach nennt. Die wissen nicht alles besser.“

Es sind Ausführungen, mit denen sie das Risiko eingeht, als arrogant wahrgenommen zu werden. Aber zum Thema Außenwahrnehmung hat Kiesenhofer ebenfalls Gedanken, die sie von anderen Sportlerinnen und Sportlern völlig abheben.

Instagram? „Da gebe ich meinen Konkurrentinnen Waffen in die Hände“

Auf die Frage „Was habe ich auf den letzten Kilometern am Weg zu Gold gedacht?“ würde sie nicht antworten wollen, sagt Kiesenhofer: „Ich lüge fast nie, aber ich will nicht alles preisgeben. Das sind persönliche Dinge. Es ist mir ein Bedürfnis, kein völlig gläserner Mensch zu sein. Ich denke nicht Böses. Aber ich möchte nicht, dass alle Menschen meine Gedanken lesen können.“

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Entsprechend vorsichtig ist sie auch beim Thema Social Media. „Ich poste ab und zu. Es wäre blöd, wenn ich verschwinden würde. Ich bin zur Person des öffentlichen Lebens geworden“, sagt sie. Jedoch: „Vor Tokio sah ich keine Notwendigkeit, etwas auf Instagram zu schreiben. Ich hatte keine Sponsoren zu vertreten. Also, wozu sollte ich? Will ich angeben? Habe ich das nötig?“

Kolleginnen und Kollegen, die einen anderen Zugang haben, warnt Kiesenhofer: „Wenn ich Informationen teile, gebe ich meinen Konkurrentinnen Waffen in die Hände. In Tokio war es Gold wert, unbekannt zu sein. Man hat mich ziehen lassen, weil man mich unterschätzt hat. Alles, was man über sich preisgibt, ist ein Risiko. Je besser einen die anderen verstehen, desto verletzlicher macht man sich.“

Ärger über Schulterklopfer nach Olympia-Gold

Inzwischen kann Kiesenhofer sich nicht mehr vor der Öffentlichkeit abschotten - und sieht unerwünschte Auswirkungen.

„Jeder will ein Stück vom Kuchen. Das ist unangenehm“, berichtet Kiesenhofer: „Manche Leute hatte ich um Hilfe gebeten, doch es kam keine Antwort. Jetzt tun sie so, als wären sie immer da gewesen, als wäre der Erfolg auf ihrem Mist gewachsen. Aber diese Leute wissen selbst, dass sie nichts dazu beigetragen haben.“

Auch Fördermittel, die ihr durch den Erfolg in Tokio winken, sieht Kiesenhofer zwiespältig. Sie freue sich natürlich auch in ihrer Position über Zuwendungen: „Aber um ehrlich zu sein, wäre Talentförderung wichtiger. Es ist immer problematisch, wenn die Unterstützung erst als Belohnung für bereits erbrachte Leistungen kommt.“

Zu einem früheren Zeitpunkt hätte Förderung ihr mehr geholfen: „Ich wurde 2016 bei den Staatsmeisterschaften im Zeitfahren Zweite. Ich dachte, das sei nichts Besonderes. Aber sollte man eine Anfängerin, die einfach so Zweite wird, nicht fördern? So ein Potenzial zu übersehen ist einfach nur blöd.“