Alexander Bublik ging in die Knie, ließ seinen Schläger vor sich in die rote Asche fallen und hielt seine Hände vor das Gesicht. Danach schrie er seine Freude in Kitzbühel hinaus und streckte seine Arme aus in Richtung Himmel. Diesem war er sportlich noch nie so nah. Denn: Der einstige Skandal-Tennisspieler ist auf einmal der Dominator der ATP-Tour.
Vom Skandalprofi zur absoluten Weltklasse!
Skandalspieler auf einmal Weltklasse
In den vergangenen Wochen gewann niemand so viele Partien und Titel wie der Kasache. Nicht einmal die Superstars Carlos Alcaraz und Jannik Sinner konnten mithalten. Bublik gewann Ende Juli in Österreich bereits das dritte Turnier in etwas mehr als einem Monat.
Gerade einmal sechs Tage zuvor hatte der 28-Jährige schon in Gstaad (Schweiz) gewonnen. Ende Juni siegte er bereits auf dem Rasen in Halle (Westfalen) und schlug dort Sinner sowie Daniil Medvedev.
Dabei hatte noch im Frühjahr gar nichts auf einen derartigen Höhenflug hingedeutet. Im März stand der gebürtige Russe, der seit 2018 für Kasachstan antritt, auf Rang 80 der Weltrangliste - und dachte ernsthaft über einen Rücktritt nach.
Bublik auf einmal Seriensieger
Im Interview nach seinem Triumph in Halle verriet Bublik: „Ich hatte so harte Monate seit Wimbledon letztes Jahr. Ich hatte keine Freude mehr. Ich hatte meinem Trainer versprochen, dass ich trainieren würde und nach Wimbledon würde ich eine Entscheidung treffen, ob ich eine Pause von ein paar Monaten brauche.“
Doch auf einmal lief es so gut wie in seiner Karriere noch nie zuvor. Er scheint beinahe unschlagbar. Drei seiner vergangenen vier Turniere beendete Bublik als Sieger. Seit der ersten Runde von Roland Garros hat der Rechtshänder eine Einzelbilanz von 17:2 zu Buche stehen. Schon in Paris sorgte er für denkwürdige Szenen. Es ist eine unglaubliche Entwicklung.
Vor allem die Erfolge in Gstaad und Kitzbühel hatte niemand kommen sehen. Die rote Asche gehört schließlich überhaupt nicht zu seinen Favoriten.
„Ich kann es kaum glauben, dass ich es geschafft habe, denn es war wahrscheinlich eine der härtesten Wochen meines Lebens. Ich bin direkt aus Gstaad hierhergekommen, habe unter anderen Bedingungen gespielt und es hat geregnet“, sagte Bublik bei der Siegerehrung in Kitzbühel.
Bublik ist inzwischen die Nummer 25 der Welt. Schaut man nur auf die Ergebnisse seit Januar, wäre der Aufschlag-Riese sogar auf Platz elf. Schon bald dürfte er in dieser Form seine beste Karriere-Platzierung (Position 17) übertreffen.
Für die Topstars ist er aus dem Nichts zu einer der größten Bedrohungen auf der Tour geworden. Dabei nahm Bublik das Profidasein viele Jahre nicht wirklich ernst. Immer wieder machte er Aufschläge aus Spaß von unten oder spielte Bälle mit seinem Griff anstelle der Saite.
Bublik hat keine Lust auf Tennis
Der französischen L’Équipe verkündete Bublik einst: „Um ehrlich zu sein, sehe ich keine positive Sache daran, ein Tennisprofi zu sein. Ich spiele nur wegen des Geldes. Wenn es kein Geld geben würde, würde ich sofort aufhören.“
Der 1,98 Meter große Tennis-Star hat sich zudem ein Skelett auf den Unterarm tätowieren lassen mit einem Tennisball in der Hand. Es ist eine Erinnerung daran, dass er „diesen Sport jeden Tag aushalten muss“.
Beim russischen TV-Sender Match TV plauderte er zudem seine Faulheit aus: „Über einen Zeitraum von zehn Jahren übertrifft mich ein Profi wie Zverev an Arbeitsstunden, sagen wir mal, um zwei bis drei Jahre.“
Bublik bietet Fans Spektakel
Viele Experten sahen in ihm den zweiten Nick Kyrgios. Bei den Fans ist Bublik jedoch äußerst beliebt. Denn kaum jemand bietet so viel Spektakel. Das Ballgefühl, die Brillanz und die Power sorgen häufig für Staunen - ebenso wie unerklärliche Fehler und heftige Ausraster.
Kann Bublik nun sogar ein Grand Slam gewinnen? „Ich denke, es ist unmöglich“, sagte der Kasache vor kurzem: „Wenn ein Top-3-Spieler im Halbfinale gegen mich zurückzieht und im Endspiel das Gleiche passiert, dann schon.“
Oder Bublik, der einstige Skandalprofi, macht einfach genau so weiter wie in den vergangenen Wochen.