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Tennis: Novak Djokovic spaltet die Tennisfans - Biograf Müksch erklärt sein Wesen

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Tennis: Novak Djokovic spaltet die Tennisfans - Biograf Müksch erklärt sein Wesen

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Djokovic-Werte irritieren Ärzte

Novak Djokovic ist einer der streitbarsten Profis der Tennis-Tour. Immer wieder fällt er mit merkwürdigen Aussagen auf. Bei SPORT1 gibt sein Biograf Daniel Müksch nun Einblicke in das Wesen des Weltranglistenersten.
Novak Djokovic ist einer der umstrittensten Tennisspieler weltweit
Novak Djokovic ist einer der umstrittensten Tennisspieler weltweit
© Imago
Bjarne Lassen
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Stefan Schnürle
Stefan Schnürle

Am 22. Mai beginnen die French Open in Paris - und Novak Djokovic wird wieder mit von der Partie sein. (Alle Spiele im SPORT1-Liveticker)

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Eine Ehre, die dem Serben noch zu Beginn des Jahres in Australien verwehrt blieb.

Ein kleiner Rückblick: Die Australian Open, das erste Grand Slam Turnier des Jahres, begannen am 17. Januar aufgrund der Corona-Pandemie unter strengen Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Nur geimpfte Spieler durften an dem Turnier teilnehmen - für den bekennenden Impfgegner Djokovic ein Ausschlusskriterium.

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Australien-Debakel wird zum Politikum

Die Chance, seinen 21. Grand-Slam-Titel zu erringen und damit alleiniger Rekordhalter vor den Tennis-Legenden Roger Federer und Rafael Nadal zu werden, wollte sich der ehrgeizige Serbe aber dennoch nicht entgehen lassen.

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Nach einer erwirkten Ausnahmegenehmigung des Bundesstaats Victoria und des australischen Tennisverbandes machte sich der 34-Jährige am 4. Januar auf den Weg nach Australien. Nach der Ankunft waren seine härtesten Gegner jedoch nicht etwa Tenniskollegen auf dem Center Court, sondern australische Richter und Politiker, die ihm die Einreise nicht gestatteten.

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Eine zweiwöchige Impf-Posse begann, die die Sportwelt in Atem hielt und von Journalisten auf der ganzen Welt medial begleitet wurde. (NEWS: Alles zur ATP)

Am Ende half alles nichts: Der Djoker durfte nicht starten und musste am Fernseher mitverfolgen, wie sein großer Konkurrent Nadal seinen 21. Grand-Slam-Titel gegen Daniil Medvedev gewann und zum alleinigen Rekordhalter aufstieg.

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„Die Rekorde spielen für ihn eine sehr große Rolle“

Djokovic-Kenner Daniel Müksch ist ist sich im Tennis-Podcast „Cross Court“ bei SPORT1 sicher, dass dies eine schreckliche Erfahrung für den Profi war.

Der Autor der Biografie „Novak Djokovic: Ein Leben lang im Krieg“ verrät: „Die Rekorde spielen für ihn eine sehr große Rolle. Er will unbedingt in die Geschichte eingehen und wird für mich mit drei oder vier Grand Slams Vorsprung durch die Ziellinie gehen.“

Bis dahin ist aber noch ein steiniger Weg zu gehen. Aktuell präsentiert sich der Weltranglistenerste noch nicht in Grand-Slam-Verfassung.

Mit seiner Leistung im Finale seines Heimturniers in Belgrad gab er zuletzt gar Rätsel auf. Gegen seinen russischen Kontrahenten Andrej Rublev verlor er den entscheidenden dritten Satz mit 0:6 und wirkte dabei müde und ausgepumpt. (BERICHT: 0:6! Was ist nur mit Djokovic los?)

Ärzte staunen über Djokivic

Für einen Profi, der seinen Körper wie einen Tempel behandelt und als einer der professionellsten Sportler überhaupt gesehen wird, eine merkwürdige Vorstellung.

Zumal auch Müksch berichtet: „Mir sagten Leute aus dem Djokovic-Umfeld, dass sie bei den Ärzten Probleme hatten, wenn sie mit Röntgenbildern und Werten vorstellig wurden, weil diese nicht glauben konnten, dass es sich um einen Mann Anfang 30 handelte. Er (Djokovic, Anm. d. Red.) hatte Gebhard Gritsch (Djokovics Fitnesstrainer von 2009 bis 2017, Anm. d. Red.) auch gesagt: ‚Du musst jedes Training so entwerfen, dass ich auch mit Anfang 40 noch Weltklasse spielen kann‘.“

Novak Djokovic gilt als einer der fittesten Spieler auf der Männer-Tour
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Mysteriöse Erkrankung als Ursache für Niederlagen?

Fakt ist aber auch: Die bisher fehlende Match-Praxis macht sich bemerkbar. Bis jetzt spielte er nur drei Turniere dieses Jahr und konnte keins davon gewinnen. In Madrid steht er aktuell im Achtelfinale gegen Andy Murray.

Bei den Masters-Turnieren in Indian Wells und Miami durfte er zuvor wegen fehlender Impfung nicht antreten. Dem verlorenen Finale in Belgrad ging eine Niederlage in seiner Wahlheimat Monte Carlo voraus. In der Runde der besten 32 verlor er gegen den an Nummer 46 gelisteten Spanier Davidovich Fokina.

Auch Ende Februar in Dubai spielte er kein gutes Turnier und schied sogar gegen Jiri Vesely, die 132 der Welt, im Viertelfinale glatt in zwei Sätzen aus. (SERVICE: ATP-Weltrangliste)

Rückschläge, die man bereits vom Beginn seiner Profi-Karriere kennt. Schon damals hatte er immer wieder mit Kraftproblemen am Ende der Spiele zu kämpfen, verlor oft im entscheidenden Satz oder gab vorher schon entkräftet auf.

Die Niederlage in Belgrad sei auf eine Krankheit zurückzuführen, sagte Djokovic. Auf die Müdigkeit angesprochen erklärte der Serbe: „Das ist mir noch nie passiert, auch nicht in der Anfangsphase meiner Karriere. Jetzt erst in Monte Carlo und dann hier. Deshalb denke ich, dass es mit der durchgemachten Krankheit zusammenhängt.“

Eine Corona-Infektion schloss er jedoch aus. „Es ist kein Coronavirus, aber es ist etwas, das meinen Stoffwechsel beeinträchtigt.“ (SERVICE: ATP-Turnierkalender)

Ein Fan von Alternativmedizin

Um welche mysteriöse Krankheit es sich dabei handelt, ließ der 34-Jährige jedoch offen - wie so oft, wenn es um körperliche Befindlichkeiten geht. Auch deshalb zweifelten frühere Kontrahenten manchmal an seinen Beschwerden.

Novak Djokovic bricht im Finale in Belgrad im letzten Satz völlig ein
Novak Djokovic bricht im Finale in Belgrad im letzten Satz völlig ein

Dass der Serbe ein unglaublicher Athlet ist und wahnsinnige Erfolge gefeiert hat, ist unbestritten. Doch der Mensch Djokovic, abseits des Sports, ist bis heute ein Rätsel.

Schon zu Beginn seiner Karriere beschäftigt sich „Nole“ mit Alternativmedizin, engagierte sogar den Guru Pepe Imaz.

„Damals hat er einen Alternativmediziner aus Serbien an seine Seite geholt, der alle möglichen Tests - manche medizinisch fundiert, andere wohl zweifelhaft - machte und ihm komplett die Ernährung umstellte, nachdem er Nahrungsmittelintoleranzen nachwies“, erzählt Djokovic-Experte Müksch. Über die Zeit habe er mehr Vertrauen zu Imaz gefasst.

Auch heute spricht Djokvic noch davon, dass er nur geweihtes Wasser trinkt, und Imaz sogar giftigstes Wasser in Heilwasser verwandeln könne. Zudem könne Wasser laut Djokovic auf menschliche Emotionen regieren und lasse sich so reinigen.

Das Abdriften in die Esoterik lässt viele Fans stirnrunzelnd zurück - seine Anti-Corona-Haltung sorgt ebenfalls für große Probleme. Sein langjähriger Coach Marian Vajda trennte sich auch deswegen von dem Serben, weil dieser sich partout nicht impfen lassen wollte. (BERICHT: Der brisante Kontext der Djokovic-Saga)

Der Guru Pepe Imaz arbeitete mit Novak Djokovic eng zusammen
Der Guru Pepe Imaz arbeitete mit Novak Djokovic eng zusammen

Noch nie so beliebt wie Federer und Nadal

All diese Aussagen und Handlungen schaffen zwischen ihm und den Tennis-Anhängern Distanz. Auch aufgrund dessen konnte er in Sachen Beliebtheit nie mit Fan-Lieblingen wie Roger Federer oder Rafael Nadal mithalten. Eine Tatsache, die ihn bis heute wurmt.

Schuldlos ist er daran aber gewiss nicht. Man erinnere sich nur an seine ausgetragene Adria Tour 2020, während auf der ganzen Welt das Coronavirus wütete. Fingerspitzengefühl? Fehlanzeige! Und auch bei dem Debakel in Australien zu Beginn dieses Jahres dürfte er einige Fan-Sympathien verspielt haben.

Ein Punkt, den auch Autor Müksch kritisch sieht: „Es wurden ihm von zwei Institutionen gute Aussichten zugesagt, dass er einreisen durfte. Er hätte viel früher sagen müssen: ‚Ich spiele bei den Australian Open mit, wenn ich die Zusage habe, dass ich einreisen darf.‘ Kommunikativ ist von seiner Seite sehr viel falsch gelaufen, es war naiv, wie er es gemacht hat. Aber die australischen Behörden haben auch kein gutes Bild abgegeben.“

Djokovic ist ein streitbarer Charakter, der polarisiert. Ende Mai bietet sich ihm in Paris nun erneut die Chance, bei einem Grand Slam mit starkem Tennis und astreinem Verhalten Fans und Sympathien zurückzugewinnen.