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Wimbledon-Märchen: Der tragische Schicksalsschlag, der alles verändern sollte

Wimbledon hat sein Tennis-Märchen

Amanda Anisimova entdeckt in Wimbledon ihre Liebe zum Tennis neu und steht im Finale. Hinter ihrem Sensationslauf steckt eine bewegende Geschichte, mit einem Schicksalsschlag, der ihr Leben für immer verändern sollte.
Bei den Wimbledon Championships 2025 wollen die Stars der Tenniswelt sich einmal mehr in die Geschichtsbücher eintragen. Einstellen müssen sie sich auf eine revolutionäre Regeländerung. SPORT1 präsentiert die wichtigsten Infos und Fakten zum Spektakel in London.
Amanda Anisimova entdeckt in Wimbledon ihre Liebe zum Tennis neu und steht im Finale. Hinter ihrem Sensationslauf steckt eine bewegende Geschichte, mit einem Schicksalsschlag, der ihr Leben für immer verändern sollte.

„Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich in Wimbledon im Finale stehe, hätte ich ihm nicht geglaubt.“

Amanda Anisimova konnte es selbst nicht fassen, sie hatte soeben nach einem knapp dreistündigen Kampf (inklusive Zoff) die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka mit 6:4, 4:6, 6:4 besiegt und war beim Rasenklassiker in London ins Finale eingezogen.

Der tragische Tod von Anisimovas Vater

Der Sensationslauf der 23-Jährigen war so keineswegs zu erwarten. Experten hatten die Hardhitterin aus den USA vor dem Turnier maximal als Geheimfavoritin auf dem Zettel, jetzt spielt sie plötzlich um den Titel.

Und das, nachdem sie 2019 während der Vorbereitung auf die US Open den schwersten Schicksalsschlag ihrer noch jungen Karriere hinnehmen musste. Der tragische Tod ihres Vaters. Herzinfarkt - verstorben im Alter von nur 52 Jahren.

Für die damals 17 Jahre alte Anisimova brach eine Welt zusammen. Ihr Mentor, ihr Trainer, ihr Ruhepol, ihr Vater - plötzlich aus dem Leben gerissen.

Anisimovas Werdegang gleicht einer Achterbahnfahrt und hinter ihrer Rückkehr in die Weltspitze des Tennissports steckt eine bewegende Geschichte.

Geboren wurde sie am 31. August 2001 in New Jersey und besitzt die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihre Eltern Olga und Konstantin hatten sich ein Leben in Moskau aufgebaut. Nach einem turbulenten Jahrzehnt in Russland, mit der Auflösung der Sowjetunion, wanderten sie 1998 in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Drei Jahre später erblickte ihr einziges Kind das Licht der Welt.

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Ihre Rückhand trägt die Handschrift von Bollettieri

Vater Konstantin brachte seine jüngere Tochter im Alter von fünf Jahren zum Tennis, fungierte schon früh als ihr Trainer. Konstantin war ein besonnener Mensch und gab diese Gelassenheit auch an seine Tochter weiter.

„Ich habe viele Eltern gesehen, die sofort in Wahnvorstellungen verfielen, und diese Geschichten enden sehr schlimm. Man darf nicht übertrainieren. Man darf nicht überfordern“, sagte Vater Konstantin 2017 im Gespräch mit der New York Times.

Die Schläge, die Technik, das Gefühl für die Bälle bringt sie mit. Ihre beidhändige Rückhand, die die Handschrift der 2022 verstorbenen Trainer-Legende Nick Bollettieri trägt, gilt als eine der besten der Frauentour.

French Open 2019: Anisimova sorgt für Furore

Und so kam es auch, dass Anisimova im Alter von 17 Jahren bei den French Open als ungesetzte Spielerin sensationell das Halbfinale erreichte.

Im Viertelfinale hatte sie Mitfavoritin Simona Halep mit 6:2, 6:4 abgefertigt, im Halbfinale erwies sich die Australierin Ashleigh Barty als eine Nummer zu groß.

Anisimova war der Shooting-Star auf der Tour, die Amerikaner fieberten auf die bevorstehenden US Open hin und machten sich große Hoffnungen. Der nächste US-Superstar nach den Williams-Schwestern?

Tod von Vater Konstantin stürzt Anisimova in tiefes Loch

Doch es folgte der unerwartete Schicksalsschlag: der Tod von Vater Konstantin. Superstars wie Maria Sharapova bekundeten ihr Beileid und sprachen der jungen Amanda ihre Unterstützung zu. „Mein Herz ist bei dir“, schrieb Sharapova auf X.

Der plötzliche Tod ihres Vaters traf Anisimova schwer und sie fiel in ein tiefes Loch. 2020 wurde sie dann auch noch positiv auf das Corona-Virus getestet, 2021 warfen sie zahlreiche Verletzungen aus der Bahn.

Der Fuß, die Hüfte, der Rücken - der Körper wollte nicht mehr. Bis auch Anisimova keine Lust mehr hatte und dem Tennissport den Rücken zukehrte.

„Es ist für mich unerträglich“

Im Mai 2023 teilte sie mit, dass sie unter mentalen Problemen leide und mit einem Burnout zu kämpfen habe. „Es ist für mich unerträglich, bei Tennisturnieren zu sein“, schrieb sie bei Instagram: „Wo ich in meinem Leben und mit meiner Karriere stand, musste ich das einfach für mich machen.“

Anisimova nahm eine achtmonatige Pause. In dieser Zeit entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Kunst neu und besuchte Museen. Vorher habe sie „gar keine Hobbys“ gehabt, erzählte sie auf einer Pressekonferenz in Wimbledon. (Wimbledon 2025 täglich im LIVETICKER)

Über die Kunst zurück zum Tennis

Durch das Malen fand Anisimova, die schon als Kind kunstbegeistert war, wieder zurück in die Spur. „Ich habe dieses Hobby wieder aufgegriffen, als ich mit meiner psychischen Gesundheit zu kämpfen hatte“, offenbarte sie in einem Interview bei Olympics.com: „Es war definitiv etwas, das ich abseits des Tennisplatzes genossen habe, um für ein paar Stunden meine Gedanken zu ordnen und etwas Kreatives in die Welt zu setzen. Das hat mir wirklich Spaß gemacht.“

Bei einer Kampagne mit dem Titel Kunst für Hoffnung stellte sie ihre Bilder in einem Museum in New York aus und verkaufte diese auch, um Spenden für psychische Gesundheit und soziale Zwecke zu sammeln.

Inspiriert wurde Anisimova dabei von Vincent van Gogh. „Es war etwas Besonderes für mich und ich hatte das Gefühl, etwas anderes als Tennis zu machen und endlich wieder zu mir selbst zu finden“, sagte die amerikanische Tennis-Hoffnung.

Und so begab es sich, dass Anisimova 2024 auf die WTA-Tour zurückkehrte, stärker denn je. Binnen acht Monaten spielte sie sich zurück in die Top-50 der Weltrangliste, dabei wurde sie während ihrer Auszeit nicht einmal mehr unter den besten 400 Spielerinnen der Welt geführt. Am Montag wird sie erstmals unter den Top-10 geführt werden.

Das große Finale vs. Swiatek

Anfang des Jahres triumphierte sie beim Masters-Turnier in Katar, der bis dato größte Erfolg ihrer Karriere. Der Sensationsmarsch in Wimbledon kommt zwar überraschend, es gab aber Anzeichen.

Vergangenes Jahr war sie noch in der Qualifikation gescheitert, heute steht die 23-Jährige als jüngste Amerikanerin seit Serena Williams im Jahr 2004 (damals 22 Jahre alt) im Finale von Wimbledon.

Dort wartete mit der fünfmaligen Grand-Slam-Siegerin Iga Swiatek aber eine zu große Herausforderung. Das Endspiel verlor Anisimova 0:6, 0:6 Höchststrafe. Ihrem Märchen von Wimbledon tut dies trotzdem keinen Abbruch.