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French Open: Tatjana Maria ist Deutschlands Nr. 1 - wieso ein Bänderriss sie fast das Leben kostete

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French Open: Tatjana Maria ist Deutschlands Nr. 1 - wieso ein Bänderriss sie fast das Leben kostete

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Deutschlands Nr. 1: Eine große Kämpferin

Bei den French Open in Paris gehören die deutschen Frauen nicht zu den Favoritinnen. Dennoch sollte man gerade Tatjana Maria nicht unterschätzen. In ihrer Vergangenheit hat sie bereits bewiesen, dass sie eine Kämpferin ist.
Tatjana Maria scheitert im Wimbledon-Halbfinale an Ons Jabuer. Die 34-Jährige ist seit 1984 die erst vierte Spielerin jenseits der Top-100, die es unter die letzten Vier beim Rasenklassiker schaffte.
Stefan Schnürle
Stefan Schnürle

Die Bilanz der deutschen Frauen bei den French Open fiel zuletzt oft wenig erfreulich aus.

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Im vergangenen Jahr schafften es mit Angelique Kerber (3. Runde) und Andrea Petkovic (2. Runde) nur zwei Spielerinnen über die erste Runde hinaus, 2021 nicht eine. Das letzte Halbfinale gab es 2014 (Petkovic), die letzte deutsche Final-Teilnahme datiert sogar aus dem vergangenen Jahrtausend (Steffi Graf 1999).

Dies liegt vor allem daran, dass Sand für einige Spielerinnen der Goldenen Generation stets der ungeliebte Belag war. Da Kerber sich noch in ihrer Babypause befindet, Görges sowie Petkovic zurückgetreten sind und Lisicki weiter um den Anschluss kämpft, wird es diesmal aber sowieso auf andere Namen ankommen.

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Die beiden höchstplatzierten im Ranking sind Tatjana Maria (Nr. 67) und Jule Niemeier (Nr. 76). Diese sorgten bereits im vergangenen Jahr für ein kleines deutsches Tennis-Märchen - allerdings in Wimbledon. Damals setze sich Maria im rein deutschen Viertelfinal-Duell durch.

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Sand? Nicht Marias Lieblingsbelag

Bei den French Open fällt die Bilanz von Maria bisher weniger gut aus. Noch nie kam sie im Einzel über die 2. Runde hinaus, 2016 gelang aber zumindest im Doppel der Sprung ins Achtelfinale.

Kein Wunder, dass Maria auf SPORT1-Nachfrage Sand nicht unbedingt als Lieblingsbelag einstuft und dem Rasen den Vorzug gibt, da dieser einfach ideal für ihren Slice sei.

Doch in jüngerer Vergangenheit wusste sie auch immer wieder auf Sand zu glänzen: „Ich habe jetzt zweimal in Bogota auf Sand gewonnen. Ich fühle mich eigentlich ganz gut. Die anderen Turniere wie in Bogota oder Roland Garros sind schneller (als in Stuttgart), was für meinen Slice ganz gut ist“.

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Wie schnell die Bedingungen in Paris sind, hängt allerdings stark von den Bedingungen ab. Maria würde sicher heißes Wetter begrüßen, denn in Rom hatte sie bei kühlen und deshalb langsamen Bedingungen große Probleme - und flog bereits in Runde 1 raus.

French Open: Schafft Maria Überraschung?

Den Glauben, dass sie auch auf Sand jede Gegnerin ärgern kann, hatte Maria aber bereits in den Vorwochen aufgebaut, wie sie im Rahmen des Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart SPORT1 verriet.

„Ich habe eigentlich immer Selbstvertrauen, aber momentan besonders. Ich habe Bogota gewonnen, ich hatte in Stuttgart meine Chancen (gegen Topspielerin Garcia, Anm. d. Red.). Deshalb gehe ich jeden Tag raus und versuche, mich weiterzuentwickeln. Ich glaube, dass ich wirklich da vorne mithalten kann“, sagte Maria.

Zumal keine Topspielerin gerne gegen Maria spielt, wie Garcia betonte. Deren variables Spiel mit dem häufigen Slice sei einzigartig und hätte sie frustriert. Eine Rolle, die Maria gerne annimmt: „Es ist mein Ziel, variabel zu spielen und meine Gegnerin aus ihrem Spiel herauszubringen.“

Das wird auch in der 1. Runde von Roland Garros ihr Ziel sein, wenn sie in der Außenseiterrolle auf Beatriz Haddad Maia aus Brasilien trifft (ab ca. 16 Uhr im LIVETICKER).

Doch selbst falls ihr in Paris kein weiterer Sensationslauf gelingen sollte, wartet mit der Rasensaison danach eine Phase des Tennisjahres, auf welche sie sich nach den Erfolgen im Vorjahr sehr freut.

2008: Schicksalsjahr für Tatjana Maria

Ohnehin hat die 35-jährige Maria bereits eine bewegte Tennis-Karriere hinter sich. Im Mittelpunkt steht dabei das Jahr 2008, als sie nicht nur ihren Vater, sondern fast auch ihr eigenes Leben verlor.

Vorausgegangen war ein Bänderriss im Herbst 2007, in dessen Folge sich eine Thrombose in ihrem Bein gebildet hatte, die aber nicht erkannt wurde. Die in der kommenden Saison folgenden Schmerzen in der Wade und später auch im Oberkörper wusste sie daher anfangs nicht richtig zu interpretieren.

Sand gehört nicht zu den Lieblingsbelägen von Tatjana Maria
Sand gehört nicht zu den Lieblingsbelägen von Tatjana Maria

In Indian Wells dann der Schock: Nachdem die damals erst 20-Jährige bereits während ihrer Partie gegen die Chinesin Shuai Peng schlecht Luft bekommen hatte, wurden die Schmerzen anschließend so groß, dass sie nur im Sitzen schlafen konnte und ihr Vater sie schließlich ins Krankenhaus fuhr.

Dort wurde eine Lungenembolie festgestellt, die durch ein Blutgerinnsel verursacht worden war. Maria schwebte in Lebensgefahr, musste eine Woche im Krankenhaus bleiben.

„Es war eine dunkle, schreckliche Zeit“

Maria überlebte - ihr Vater, der bei ihrem Überlebenskampf ständig an ihrer Seite war, seinen Kampf gegen den Krebs dagegen nicht. Der ehemalige polnische Handball-Nationalspieler starb im Dezember 2008, das tragische Ende eines schrecklichen Jahres für Maria.

„Es war eine dunkle, schreckliche Zeit. Es hat lange gebraucht, das alles zu überwinden“, sagte Maria viele Jahre später der Schwäbischen Zeitung.

Es folgte ein gutes Jahr 2009, in dem Maria meist wie in Trance agierte und für ihren Vater spielte, was aber langfristig kaum durchzuhalten war. „Man kann nicht sein Leben lang nur für eine Person spielen, das funktioniert nicht“, sagte sie tennismagazin.de Jahre später rückblickend.

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Und so kam es nach der Saison zu einem „kompletten Zusammenbruch, physisch und mental“. In der Weltrangliste führte das zum Absturz aus den Top 200 und zwischendurch stand sogar das frühe Karriereende im Raum.

Doch Maria kämpfte sich zurück, als 2012 ihr späterer Ehemann Charles in ihr Leben trat.

Macht es Maria wie LeBron James?

Elf Jahre später spielt sie als zweifache Mutter immer noch auf der Tennis-Tour - und ans Karriereende denkt Maria zum Glück für den DTB - der zwar einige Talente in den Reihen hat, die aber noch mehr Zeit benötigen - noch lange nicht.

Womöglich könnte sie es sogar wie Superstar LeBron James machen. Dieser will mindestens solange in der NBA spielen, bis er dort eines Tages in einem Team mit seinem Sohn Bronny auflaufen kann. Auch Marias Tochter Charlotte ist im Tennis äußerst talentiert.

Allerdings ist Charlotte erst neun Jahre alt, weshalb Maria noch ein wenig länger durchhalten müsste. Für völlig utopisch hält sie die Vorstellung, eines Tages mit ihrer Tochter zusammen auf der Tour zu spielen, aber dennoch nicht.

„Es kann natürlich passieren, wenn es mir weiter Spaß und mein Körper mitmacht - warum nicht? Ich glaube, Charlotte würde es freuen, wenn wir auf alle Fälle noch Doppel zusammenspielen würden - oder sogar gegeneinander. Aber im Moment ist es noch ein langer Weg, da muss mein Körper mitmachen.“

Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Vielleicht bekomme ich auch noch mehrere Kinder, man weiß ja nie.“