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Bundesliga: Der vielleicht größte Coup seit Raúl

Der vielleicht größte Coup seit Raúl

Mit Lucas Vázquez hat eine Ikone von Real Madrid den Weg nach Leverkusen gefunden. Der Transfer könnte sich nicht nur für Bayer lohnen.
Lucas Vazquez verlässt Real Madrid. Der Spanier war seit 2007 in der Jugend des Vereins und bis auf eine Leih-Saison bei Espanyol Barcelona durchgehend Teil der Madrilenen. Dabei ist es für den Fan-Liebling kein endgültiger Abschied.
Mit Lucas Vázquez hat eine Ikone von Real Madrid den Weg nach Leverkusen gefunden. Der Transfer könnte sich nicht nur für Bayer lohnen.

Als alles vorbei war, folgte das Unausweichliche. Lucas Vázquez musste Abschied nehmen, und das gleich zweimal.

Mitte Juli war es, als sich die Ikone von Real Madrid zunächst per Videobotschaft über die sozialen Medien an ihre Fans wandte und sich einen Tag später ganz offiziell von seinem Klub verabschiedete.

Die Erklärung, die der 34 Jahre alte Familienvater im Beisein von Real-Boss Florentino Pérez vortrug, war zum großen Teil eine emotionale Danksagung an seine vielen Wegbegleiter – vor allem aber an seine Eltern, seine Frau und die drei Kinder.

„Nach Ablauf des Vertrags beginnt eine der großen Legenden der jüngeren Vergangenheit des Vereins, nun ein neues Kapitel in seiner Karriere“, schrieb die As damals.

Dass das nächste Kapitel dieser glanzvollen Karriere ausgerechnet in der westdeutschen Industriestadt Leverkusen spielen wird, ist sicherlich eine große Überraschung – einerseits.

Andererseits hieß es in dem Artikel vom Juli aber auch: „Ohne Eile und mit der Gelassenheit, die ihm seine Erfahrung verleiht, sucht Lucas nach einem Projekt, das Sportliches mit Persönlichem verbindet: ein familiäres Umfeld, in dem er sich zusammen mit seiner Frau Macarena Rodríguez und seinen drei Kindern Lucas, Maca und Benji wohlfühlen kann.“

Lucas Vázquez geht den Weg von Xabi Alonso

Insofern passt die Lebens- und Berufsplanung des neunmaligen spanischen Nationalspielers dann doch sehr gut zu Bayer Leverkusen. Schon Xabi Alonso, der drei Jahre lang die relative Ruhe in Leverkusen genießen und sich dort für den Trainerjob bei Real Madrid empfehlen konnte, hat diese Entscheidung nicht bereut.

Dass es nun ausgerechnet Alonso war, der Lucas Vázquez im Starensemble nicht mehr gebrauchen konnte und aussortierte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Man kann aber davon ausgehen, dass er den Spieler zumindest insofern unterstützte, als dass er ihm zum Wechsel nach Leverkusen geraten hat. Alonso habe ihm jedenfalls viel von Bayer Leverkusen erzählt, sagte der ehemalige Flügelstürmer, der im Laufe seiner Karriere zum Rechtsverteidiger umfunktioniert wurde.

Der Werksklub hätte ihn in der derzeitigen Situation wohl auch für die Offensive geholt. Teil des Radikalumbruchs bei der Werkself im Sommer waren schließlich auch die Abgänge von Florian Wirtz und Amine Adli.

Doch auf der Position des Rechtsverteidigers war die Not noch größer. Das war bereits schnell klar, nachdem Jeremie Frimpong noch vor Wirtz zum FC Liverpool verschifft wurde.

Bayer findet zunächst keinen Ersatz für Frimpong

In den ersten Pflichtspielen der Saison lief noch der Brasilianer Arthur als Rechtsverteidiger auf. Doch der 22-Jährige besitzt (noch) längst nicht die Klasse eines Frimpong. Weswegen die Bosse bei Bayer sich nun erleichtert auf die Schultern klopfen können, dass sie kurz vor Transferschluss doch noch die erhoffte Verstärkung gefunden haben.

Und die ist Lucas Vázquez zweifellos. Er hat zwar aufgrund der Umschulung zum Rechtsverteidiger zwangsläufig an Torgefahr eingebüßt und erzielte in der vergangenen Liga-Saison nur einen Treffer, was ihm zuletzt vor sechs Jahren passiert war.

Dafür aber stand er in der vergangenen Spielzeit fast 2200 Liga-Minuten für die Königlichen auf dem Rasen – so lange wie nie zuvor in seinen zehn Jahren als Profi von Real Madrid.

Wettbewerbsübergreifend gehörte er in 37 Spielen zur Startelf; auch das ist ein Höchstwert in seiner Real-Karriere. Darüber hinaus gehörte er 2024/25 statistisch gesehen zu den Top Drei des Vereins, was geschlagene Flanken aus dem Spiel heraus und geführte Tacklings angeht.

Lucas Vázquez immer noch in Topform

Diese Zahlen sprechen eindeutig dafür, dass er auch mit 34 Jahren immer noch fit ist und in der Bundesliga auf höchstem Niveau mithalten sollte.

Ganz zu schweigen von seiner großen Erfahrung von 402 Spielen für einen der größten Klubs der Welt, mit dem er insgesamt 23 Titel holte, darunter fünfmal die Champions League und viermal die spanische Meisterschaft.

Einen Spieler von Real Madrid mit einem derart klangvollen Namen zu verpflichten, ist für die Bundesliga eine Seltenheit. Abgesehen von den Bayern haben Verpflichtungen dieser Größenordnung nur sehr wenige Vereine bislang stemmen können.

Vergleich mit Raúl drängt sich auf

Zuletzt war dies Schalke 04 gelungen, als die damals noch hoch ambitionierten Königsblauen Sturm-Legende Raúl von einem Wechsel in die Bundesliga überzeugen konnten. Die Umstände des Transfers vor 15 Jahren ähneln in vielerlei Hinsicht dem Wechsel von Vázquez.

Auch Raúl kam ablösefrei nach Deutschland, war damals schon weit über 30 und befand sich trotzdem noch in Topform.

Sollte Lucas Vázquez die Fans auch nur annähernd so sehr begeistern wie Raúl das Publikum damals, könnte sich nicht nur Leverkusen, sondern die gesamte Bundesliga glücklich schätzen.