Home>US-Sport>NBA>

Vom Cola-Junkie zum NBA-Megastar

NBA>

Vom Cola-Junkie zum NBA-Megastar

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Der etwas andere Superstar

Nikola Jokic soll seine Denver Nuggets zum NBA-Titel führen. Dabei galt das „fettleibige“ Kind lange als nicht geeignet für die NBA, trank drei Liter Cola am Tag - und sein Draft-Pick musste einer Quesadilla-Werbung weichen.
Nikola Jokic hatte in seiner Jugend keine sportliche Figur
Nikola Jokic hatte in seiner Jugend keine sportliche Figur
© SPORT1-Grafik/Getty Images/Imago
Benjamin Zügner
Benjamin Zügner

„Jemand Lust auf ein Spielchen?“

{ "placeholderType": "MREC" }

Das postete Nikola Jokic auf Facebook am Nachmittag des 7. Februar 2011. Das war keine zwei Wochen vor seinem 16. Geburtstag. Während andere Basketball-Fanatiker schon die Highschool- und College-Talente screenten, suchte Jokic nach Spielpartnern in seiner serbischen Heimatstadt Sombor.

Nun, zwölf Jahre später, sind bestimmt nicht alle der hochgepriesenen Nachwuchshoffnungen in der NBA angekommen. Und Jokic auf dem Thron ebenjener weltbedeutenden Basketball-Liga. Als „fettleibiges Kind“. Als Drei-Liter-Cola-Trinker. Als jugendlicher Pferde-Jockey. Und als Draft-Verschläfer.

Nikola Jokic versuchte sich früher als Pferde-Jockey
Nikola Jokic versuchte sich früher als Pferde-Jockey

Zwar ist der serbische NBA-MVP von 2021 und 2022 in einer basketballverrückten Familie aufgewachsen, und doch kreisten andere Gedanken durch den Kopf des Nikola: Wasserball, oder auch einmal als Pferde-Jockey auflaufen. Im Alter von 14 Jahren sollte ihn obiges Bild zeigen.

{ "placeholderType": "MREC" }

Doch genau in diesem Alter schloss er sich auch erstmals seinem heimatlichen Basketballverein an. Im Nachhinein sollte man wohl seiner Familie danken, die ihn förmlich dazu überredet hat: „Aufgrund meiner Familie hatte ich gar keine andere Wahl“. Als Belohnung nach einem Trainingstag sollte für Jokic ein zuckerhaltiges Kaltgetränk, namentlich Cola, herhalten. Ein Glas? Zwei Gläser, vielleicht?

Nicht für Nikola, der bereits bei Fan-Accounts den Namen NiCola prägte aufgrund seiner jugendlichen Neigung zu diesem. Und er trank. „Ja, vielleicht drei Liter am Tag. Glas um Glas. Ich konnte nicht damit aufhören“, bestätigte er vor Jahren einmal.

Jokic ein Basketballer ohne Fehler?

Konnte solch ein Jugendlicher noch zu einem Profisportler gedeihen? In der Zeit von Colleges und Leistungszentren, in denen die Jungs auf die polarisierende Hochglanzwelt des Sports vorbereitet werden. Der zudem noch vom eigenen Jugendtrainer als „fettleibig“ verschrien wurde.

{ "placeholderType": "MREC" }

Nikola Jokic sollte es schaffen. Denn ihn zeichnete schon in Jugendtagen sein Spielverständnis, seine Kreativität aus. Der serbische Scout Branimir Tomic sah damals „einen Basketballspieler, der alle Aufgaben während eines Spiels mit Leichtigkeit lösen kann.“ Von einem Naturtalent war die Rede, ebenso von einem Spieler, der mit dem Ball keine Fehler machte.

Misko Raznatovic, der Gründer der größten europäischen Berateragentur für Basketballtalente schickte seine Scouts auch im Balkan aus, und wurde letztlich mit dem 17-jährigen Jokic fündig. Mega Vizura hieß folgerichtig die nächste Station. Mega Vizura? Ein Basketballverein im serbischen Sremska Mitrovica. Nicht gerade das Basketball-Mekka.

Aber der Weg nahm gerade dort so rasant seinen Lauf: U19-MVP der Liga, Silber mit der Juniorenauswahl Serbiens bei der WM. Und plötzlich nahmen auch die Körperformen nach intensiven Fitnessprogrammen annehmbare Züge an. Annehmbar für einen Big Man, der wie ein „großer Dicker ohne Muskeln“ wirkte, wie ein späterer Coach beschreiben sollte. Basketball-Legende Greg Popovich.

Ein großer Dicker, dessen NBA-Traum tatsächlich wahr werden sollte, nachdem er in der serbischen Liga auffiel. Ein großer Dicker, der 2014 während eines Werbeclips für einen Quesadilla von Taco Bell gedraftet wurde und selbst seinen Pick verschlief. Nur Bruder Nemanja rief Jokic aus New York an, um ihm die Kunde mitzuteilen.

Denver Nuggets in der NBA nicht im Glanzlicht

Nach einem weiteren Jahr in der serbischen Liga, einem geplatzten Dreijahresvertrag mit dem FC Barcelona und aberwitzigen Statlines machte sich Jokic 2015 dann doch auf in die große weite Glamour-Welt der NBA. Irgendwo zwischen Starting Five und Bankplatz hinter Jusuf Nurkic. Doch die Entwicklung sollte folgen, Jokic wurde zum Franchise Player der Denver Nuggets.

Nicht etwa L.A. oder New York sollten ihn anziehen. Wohl nur folgerichtig: ein unkonventioneller Ort für Basketball-Hochglanz musste mit einem unkonventionellen Protagonisten geschmückt werden, um endlich erfolgreich sein zu können.

Jokic, der wohl am weitesten entwickelte Big Man der NBA-Evolutionsgeschichte, vergleichbar mit Stephen Curry auf der Guard-Position, revolutionierte das Spiel der „Großen“. Zahlreiche Triple-Doubles sollten nicht nur seinen Basketball-IQ bei den Assists beweisen, auch seine schiere Wucht mit den 2,11 Metern schien sich bezahlt zu machen.

Und dann wäre da noch das Auge: Hail-Mary-Pässe im Stile eines Aaron Rodgers über das gesamte Spielfeld oder No-Look-Zuspiele wie Patrick Mahomes - um nur einige der Football-Terminologien zu entlehnen. Doch sie allesamt eint: Das namentliche Ensemble wurde nicht kleiner. Auch der Name Jokic wuchs zum Leader. Zum vielleicht nicht so polarisierenden Leader, aber zum stillen Anführer mit seltenen Fehltritten.

Nikola Jokic ist der dominierende Mann der NBA-Finals
Nikola Jokic ist der dominierende Mann der NBA-Finals

Wohl auch deshalb kamen seine MVP-Auszeichnungen in den vergangenen Jahren nicht mehr ungerechtfertigt. Auch so führte Jokic die Nuggets 2023 zum ersten Conference-Finals-Titel der Franchise-Geschichte.

NBA: Jokic der Finals-MVP 2023?

Und wer in seinem Finals-Debüt als einziger Spieler außer Michael Jordan beide Teams in Punkten und Assists anführte, als einziger Spieler außer Jason Kidd ein Triple-Double verbuchte und als erster seit LeBron James mehr als zehn Assists in einer Halbzeit sammelte, über den muss man nicht mehr viel hinzufügen.

Denn wer in den Playoffs - wohlgemerkt Jokic absolvierte 2022/23 18 Playoff-Partien - ein Triple-Double mit 30,5 Punkte, dazu 13,4 Rebounds und 10,1 Assists als Center auflegt, der darf zurecht als MVP seines Teams gelten. Zumal er im dritten Finalspiel als Erster Spieler der Geschichte in einem Match der Championship Games mehr als 30 Punkte, 20 Rebounds und zehn Assists verbuchte.

Und sollten die Denver Nuggets zum ersten Mal in ihrer Geschichte NBA-Champion werden, würde wohl auch die Wahl des Finals-MVP auf keinen anderen fallen können als den etwas anderen Superstar.

Schade nur, dass Jokic nichts mehr von dem anschließenden Netz-Hype mitbekommen würde. Denn unter anderem sein Facebook-Profil hat er mittlerweile gelöscht. Social Media sei eine „Zeitverschwendung.“