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Boston Celtics am Scheideweg: Mega-Strafe oder Ausverkauf?

NBA-Beben mit Ansage

Die Celtics stehen am Scheideweg. Der Franchise droht eine unglaubliche Strafe von 280 Millionen Dollar. Die Alternative? Das Superteam aufzubrechen.
Jayson Tatum hat sich die Achillessehne gerissen und wird lange ausfallen
Jayson Tatum hat sich die Achillessehne gerissen und wird lange ausfallen
© IMAGO/Icon Sportswire
Die Celtics stehen am Scheideweg. Der Franchise droht eine unglaubliche Strafe von 280 Millionen Dollar. Die Alternative? Das Superteam aufzubrechen.

Die NBA-Playoffs gehen in die heiße Phase, vier Teams kämpfen um die Meisterschaft. Die größte Überraschung ist allerdings, welche Franchise nicht in den Top Vier steht: die Boston Celtics.

Der amtierende Champion und gleichzeitige Rekordchampion ist raus. Krachend war das favorisierte Superteam um Jayson Tatum und Jaylen Brown in sechs Spielen an den New York Knicks gescheitert.

Keinen effektiven Plan B hatte die Mannschaft von Trainer Joe Mazzulla, wenn der Dreier nicht fallen wollte. Mit 45 vergebenen Distanzwürfen sorgte Boston in Spiel 1 für einen Playoff-Rekord, die 60 Wurfversuche von jenseits der Dreipunktelinie waren ebenfalls ein historischer Höchstwert. Auf der anderen Seite spielte sich New York in einen Rausch und blieb eiskalt, als die Celtics eine Aufholjagd witterten.

Tatum-Verletzung verschärft die Lage

Doch nicht nur die Gründe des Scheiterns geben bei den Celtics Anlass zur Sorge. In Tatum zog sich der beste Spieler der Mannschaft in Spiel 4 einen Achillessehnenriss zu, aufgrund dessen er wohl nahezu die gesamte reguläre Saison der kommenden Spielzeit verpassen wird - als hätte die Franchise in diesem Sommer nicht ohnehin schon genug Baustellen.

Denn schon vor Tatums Verletzung, die er selbst als „absolut niederschmetternd“ bezeichnete, blickte Boston einer wegweisenden Offseason entgegen. Das Star-Ensemble der Mannschaft um die beiden Superstars Brown und Tatum ist schlichtweg kaum zu bezahlen.

„Das Team ist nicht haltbar“

„Das Team, wie es derzeit zusammengestellt ist, ist nicht haltbar“, fasste NBA-Insider Shams Charania die Problematik zusammen. Die Richtlinien des Tarifvertrags (CBA) der Liga, der die Gehaltsobergrenze für Teams regelt, bringen die Verantwortlichen sowie die neuen Besitzer um William Chisholm ziemlich ins Schwitzen.

Die Celtics liegen mit einem veranschlagten Gehalt von 225 Millionen US-Dollar für die kommende Saison deutlich über der eigentlichen Grenze (155 Millionen) sowie der Luxus-Steuer-Grenze (188 Millionen) und müssten deswegen beträchtliche Strafen zahlen. Das war aber noch nicht alles.

280 Millionen Dollar an Strafen drohen

Weil die Franchise bereits das dritte Jahr in Folge über der Marke liegt und deswegen gemäß den CBA-Regularien als „Wiederholungstäter“ eingestuft wird, steigen die Strafen noch mal an. Stand jetzt wären es 280 Millionen US-Dollar, die Boston zusätzlich zahlen müsste. Kumuliert wären das 505 Millionen US-Dollar. Das bisher teuerste NBA-Team der Geschichte liegt bei 130 Millionen weniger (Warriors, in der Saison 23/24).

„Sie sind das teuerste Team in der Geschichte des Spiels. Wenn sie diese Serie nicht überstehen, weiß ich nicht, wie man es rechtfertigen kann, noch einmal 500 Millionen Dollar für den Kader auszugeben“, schätzte NBA-Experte Brian Windhorst die Lage ein.

Quintett kassiert unglaubliche 200 Millionen

Berechtigterweise stellt sich deswegen die Frage, ob Chisholm und seine Partner diese Strafen zahlen möchten oder stattdessen lieber den Kader umbauen. Zudem beschränken sich die Strafen nicht nur auf monetäre Zahlungen, Boston würde auch Draft-Picks und bestimmte Trade-Rechte verlieren.

Der Sinn und Zweck der CBA-Regelungen ist es schließlich, Superteams, wie es die Celtics sind, einzuschränken.

Als Folge ist die Franchise zum Handeln gezwungen. Tatum und Brown haben langfristige Verträge und verdienen ab der kommenden Saison jeweils über 53 Millionen pro Jahr. Jrue Holiday und Kristaps Porzingis liegen bei etwas über 32 und 30 Millionen, danach reiht sich Derrick White mit 28 Millionen als letzter Großverdiener ein.

Dieses Quintett kommt schon auf fast 200 Millionen US-Dollar pro Jahr. Damit wären allein diese fünf Spieler in diesem Jahr auf Platz drei des Gehaltsrankings aller 30 NBA-Teams.

Wie löst Boston das Schlamassel?

Wollen die Celtics die enormen Strafen nicht zahlen, müssen sie ihr kostspieliges Quintett aufbrechen. Potenziell könnte man die Stars für Draft-Picks traden oder gegen junge talentierte Spieler, die gemessen an ihrem Talent unterdurchschnittlich viel Gehalt kassieren.

Ex-Trainer Brad Stevens, der bei den Celtics inzwischen die Fäden zieht, hat bereits bewiesen, dass er kluge Entscheidungen für die Zukunft der Franchise treffen kann. Nicht umsonst wurde er im Vorjahr als bester Manager der Liga gewählt.

In dieser Offseason ist er besonders gefordert. Die Celtics sind an einem Scheideweg angelangt - und Stevens entscheidet, wohin es geht.