Auch knapp neun Monate nach dem für viele Basketball-Fans immer noch unverständlichen und absurden NBA-Trade um Superstar Luka Doncic machten die Anhänger der Dallas Mavericks immer noch deutlich, dass sie die Geschehnisse aus den frühen Morgenstunden des 2. Februar 2025 nicht vergessen haben.
NBA-Beben: Dallas atmet auf - und träumt von Nowitzki
Dallas träumt von Nowitzki
„Feuert Nico, feuert Nico, feuert Nico!“, skandierten zahlreiche Fans der Mavs bei den Heimspielen auch in dieser NBA-Saison. Sprechchöre, die sich an Nico Harrison richteten, der im Februar den womöglich unvorteilhaftesten Trade der NBA-Geschichte eingefädelt hatte.
Nach monatelangen Protesten gegen den 52-Jährigen zogen die Dallas Mavericks am Dienstag die Reißleine. Die Franchise verkündete Harrisons Aus als General Manager in Dallas - und ließ damit eine ganze Stadt aufatmen. Der Wunsch der Fans wurde erhört. Eine alternativlose Trennung - zum Wohle der Franchise.
NBA: Der Trade, der alles änderte
Noch im Juni verbuchten die Dallas Mavericks ein echtes Erfolgserlebnis. Die Texaner hatten trotz minimaler Chance die Draftlotterie gewonnen und sich somit das Recht gesichert, an erster Stelle das beste Talent des Jahrgangs 2006 auszuwählen. „Das Glück ist mit den Mutigen“, betonte Harrison, der sich mit den Dallas Mavericks dazu entschied, Supertalent Cooper Flagg im NBA-Draft an erster Stelle zu verpflichten.
Den angesprochenen „Mut“ hatte der 52-Jährige einige Monate zuvor tatsächlich bewiesen, mit dem Trade von Luka Doncic zu den glorreichen Los Angeles Lakers aber auch die USA und die gesamte Basketball-Welt erschüttert.
Die Mavericks schickten ihren Publikumsliebling, Superstar und Franchise-Hero im besten Basketball-Alter von 25 Jahren nach Kalifornien und bekamen in Anthony Davis einen Spieler, der nicht nur qualitativ nicht das Niveau von Doncic hat, sondern auch sechs Jahre älter und äußerst verletzungsanfällig ist. Passend dazu hat der Big Man aktuell die vergangenen fünf Spiele der Mavericks aufgrund einer Wadenverletzung verpasst.
Der Doncic-Trade kam nicht nur aus dem Nichts, er sollte den Ruf von GM Nico Harrison auch nachwirkend stark beschädigen. Immerhin hatte Doncic, einer der spektakulärsten Basketball-Spieler der letzten Jahre, die Dallas Mavericks 2024 erstmals seit 2011 wieder in die NBA-Finals geführt - damals hatte Dirk Nowitzki dem Team den einzigen Titel der Klubgeschichte beschert.
Das Problem bei Harrison und Doncic
Dennoch verfrachtete Harrison den Slowenen nach Kalifornien und zerstörte die Aufbruchsstimmung in Dallas vollends. Gerüchten zufolge störte sich Harrison am Lebensstil des Superstars, der ab und zu feiern geht, Bier trinkt, Shisha raucht und nicht immer austrainiert am Trainingszentrum erschien.
„Wenn man sich die größten Spieler der NBA-Geschichte anschaut - Michael Jordan, Larry Bird, Kobe Bryant, Shaquille O’Neal - die haben jeden Tag hart gearbeitet, sich nur aufs Gewinnen fokussiert. Wenn du diese Einstellung nicht hast, solltest du nicht Teil der Mavericks sein. Du kannst gerne Urlaub machen, aber nicht bei uns”, hatte Mavs-Owner Patrick Dumont zu Beginn des Jahres verlauten lassen.
Fans nahmen mit Beerdigung Abschied
Doch trotz der angeblichen Unprofessionalität des Slowenen schlug der Trade im Februar hohe Wellen. Doncic war loyal zur texanischen Metropole und betonte im Nachgang mehrmals, dass er seine Basketball-Karriere gerne in Dallas beendet hätte. Als er im April mit den Lakers an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte und geehrt wurde, vergoss der 26-Jährige Tränen.
Doncic gab zu, dass sein Abschied aus Dallas einem Schlag ins Gesicht glich - und auch die Fans der Mavericks hegten gegen GM Harrison einen Groll. Nach Bekanntgabe des Trades kam es vor der Arena in Dallas zu spontanen Protestkundgebungen.
Fans hielten eine öffentliche Beerdigung ab und trugen das symbolisch zu Grabe. Auch einen Sarg hatten die Anhänger vor der Arena platziert. Harrison erhielt Morddrohungen und wurde in amerikanischen Medien als „meistgehasster Mann in Dallas“ tituliert.
Auch Monate später spüren die Mavericks immer noch die Folgen des Doncic-Trades. Immer mehr Fans wendeten sich vom NBA-Champion von 2011 ab, das American Airlines Center ist bei Heimspielen des Teams nicht mehr ausverkauft.
Sportliche Talfahrt der Dallas Mavericks ohne Doncic
Sportlich läuft in Dallas seit dem Abgang von Doncic wenig zusammen, was auch mit großem Verletzungspech zusammenhängt: Kyrie Irving zog sich im März einen Kreuzbandriss zu, auch Co-Star Anthony Davis hatte sich kurz nach seinem Wechsel verletzt.
Ohne die beiden sportlichen Aushängeschilder verpassten die Mavs die Playoffs - und auch in der laufenden Saison startete das Team mit drei Siegen aus elf Spielen enttäuschend. Die Zukunft sieht ebenfalls nicht rosig aus: Nach der laufenden Saison kontrolliert Dallas erst im Jahr 2031 wieder seinen eigenen Erstrundenpick. Selbst ein Neuaufbau über den Draft wird also nicht ohne weiteres klappen.
Selbst die deutsche Ikone Dirk Nowitzki schien sich zuletzt von den Texanern abzuwenden. „Sie können nicht werfen, sie können keine Plays laufen. Niemand trifft Würfe. Es ist hart, sich das anzuschauen“, gab der 47-Jährige zu.
Irritierende Details zu Harrison kommen ans Licht
Auch deshalb entschied sich Mavericks-Governor Patrick Dumont, am Dienstag die Reißleine zu ziehen und Nico Harrison von seinen Aufgaben als General Manager der Dallas Mavericks zu entbinden. Aus einem Bericht von The Athletic geht hervor, dass Dumont mittlerweile bereut, Harrisons Plan zugestimmt zu haben, Doncic nach Los Angeles zu traden.
Rund um die Trennung kommen nun auch immer mehr irritierende Details zu Harrison ans Licht. So berichtet der frühere The Athletic-Journalist Tim Cato für das Portal All Dallas unter Berufung auf eine teaminterne Quelle, dass Harrison einst in einem Ranking für Trade-Kandidaten Guard Jrue Holiday auf dem gleichen Level wie Superstar Nikola Jokic eingeordnet hatte.
Außerdem habe er einst versucht, Kyle Kuzma für zwei Erstrundenpicks zu holen - ein womöglich großer Fehler, der „unbestraft blieb, trotz Harrisons größter Bemühungen“, wie Cato ausführt.
Wird Dirk Nowitzki jetzt Manager bei den Mavs?
Für einen Großteil der Fans war Harrisons Entlassung eine Erleichterung, keinesfalls aber eine Wiedergutmachung. Der Schmerz über den Verlust von Superstar Doncic sitzt tief, die sportlichen Auswirkungen von Harrisons Entscheidungen dürften noch lange nachwirken.
Kommt jetzt ausgerechnet Mavs-Legende Nowitzki zurück, um Dallas neu aufzubauen? Fans der Texaner wünschen sich jedenfalls, dass der Deutsche, dessen Statue vor der Arena steht, Nachfolger von Harrison wird.
„Selbst wenn man während der Nowitzki-Ära kein Mavericks-Fan war, wollte man ihm die Daumen drücken. Er hat auf Gehalt verzichtet, um dem Team zu helfen. Er hat hart gearbeitet, um jede Saison besser zu werden. Aufgegeben hat er nie. Und genau so jemanden braucht Dallas jetzt“, schrieb der bekannte Blog „Mavs Moneyball“.
Auch USA Today nennt Nowitzki als einen möglichen Nachfolgekandidaten für Harrison. Der NBA-Champion von 2011 ist zwar seit 2021 Berater bei den Mavs, das Portal weist aber darauf hin, dass er darüber hinaus „noch keine Position im Management oder in der Talentbewertung bekleidet“ habe.
Owner Dumont übertrug die Verantwortung zunächst auf Interimsbasis an die beiden Harrison-Vertreter Michael Finley, einen ehemaligen Mavericks-Spieler, und Matt Riccardi.
Und wie geht es mit Harrison weiter? Noch vor dem Doncic-Trade hatte er einen guten Ruf in der Branche, fädelte kluge Deals für die Mavericks ein. Mit dem Trade von Luka Doncic hat er seiner Karriere jedoch großen Schaden zugefügt.
Kurz nach dem Trade hatte der 52-Jährige gesagt: „Die Zeit wird zeigen, ob ich richtig lag.“ Neun Monate später sprechen die Fakten dazu eine eindeutige Sprache.