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Tom Bradys Tragik: "Du bist dein ganzes Leben lang irgendwie ein Superstar"

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Tom Bradys Tragik: "Du bist dein ganzes Leben lang irgendwie ein Superstar"

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Bradys Tragik: „Ist sehr schwer“

Deutschlands NFL-Legende Sebastian Vollmer blickt bei SPORT1 auf die Championship-Games der NFL - und auf die Zukunft seines Ex-Kollegen Tom Brady.
Die zwei Championship-Spiele NFL stehen fest. Um einen Platz im Super Bowl kämpfen in der AFC die Cincinnati Bengals gegen die Kansas City Chiefs.
Deutschlands NFL-Legende Sebastian Vollmer blickt bei SPORT1 auf die Championship-Games der NFL - und auf die Zukunft seines Ex-Kollegen Tom Brady.

Sieben Jahre lang beschützte er Legende Tom Brady und treibt jetzt als Botschafter der NFL den Boom in Deutschland voran. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

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Und: Sebastian Vollmer weiß, wie man den Super Bowl gewinnt! Zweimal gewann er in seiner Zeit bei den New England Patriots den Titel. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)

Im SPORT1-Interview blickt der frühere Offensive Tackle auf die Championship-Games in den NFL-Playoffs, die Baustellen bei seinen Patriots und auf die Zukunft von Tom Brady. (Vollmer: „Das Beste, was den Patriots passieren konnte“)

„Purdy hat Swagger“

SPORT1: Herr Vollmer, vier Teams sind auf dem Weg in den Super Bowl noch übrig. Was hat Sie in den bisherigen NFL-Playoffs am meisten überrascht?

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Sebastian Vollmer: Nicht unbedingt nur in den Playoffs, aber wie die San Francisco 49ers mit ihrem dritten Quarterback abliefern können. Klar, Brock Purdy hat auch ein paar Fehler gemacht, aber er hat Swagger, hat Selbstvertrauen und liefert ab. Ab und zu hakt es noch bei der einen oder anderen Entscheidung. Aber wie er ein sehr dominantes Team in ein Championship Game geführt hat, das ist schon sehr beeindruckend - und sie haben in meinen Augen eine gute Chance, in den Super Bowl zu kommen und ihn auch zu gewinnen.

SPORT1: Purdy hat auch Ihren ehemaligen Patriots-Kollegen Jimmy Garoppolo nach dessen Verletzung vergessen gemacht. Trotz seiner Erfolge mit den 49ers wurde Garoppolo aber ohnehin immer kritisch gesehen. Können Sie das nachvollziehen?

Vollmer: Vorneweg: Ich mag Jimmy sehr gerne und wir sind Freunde - insofern bin ich da wahrscheinlich auch ein bisschen parteiisch. Er wurde damals natürlich als Nachfolger von Tom Brady gehandelt - und da war schon das Problem, dass man nicht wusste, wann Brady aufhört. (SERVICE: NFL-Wissen - die Positionen im Football)

SPORT1: Inzwischen ist er 45 und spielt immer noch.

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Vollmer: Ich erinnere mich, als ich meinen zweiten Vertrag unterschrieben habe. Da denkst du: „Wenn ich jetzt unterschreibe und dann hört er auf, willst du dann mit einem anderen Quarterback spielen?“ Jetzt bin ich seit 2017 in Rente und er spielt immer noch.

Kritik an Garoppolo? „Dann kippt das relativ schnell“

SPORT1: Aber eigentlich sollte Garoppolo Brady bei den Patriots beerben.

Vollmer: Du konntest das einfach nicht planen, aber die Patriots haben es natürlich versucht. Er wurde als Brady-Nachfolger behandelt und hat dementsprechend auch viele Reps im Training bekommen. In der kurzen Zeit, in der er spielen durfte oder musste, hat er bei den Patriots auch abgeliefert - und er hat meiner Meinung nach auch für die 49ers abgeliefert.

SPORT1: Woher dann also die ständige Kritik?

Vollmer: Das Problem ist: Du zahlst einer Person so und so viel Geld - und durch den Salary Cap heißt das ja, ein anderer Spieler bekommt weniger. Oder du kannst dir bestimmte Spieler oder ein bestimmtes Kaliber von Spielern nicht leisten. Dann muss dieser eine Spieler natürlich so viel besser sein, dass er die anderen Positionen wettmacht, die man halt nicht einkaufen kann. Wenn Fans dann denken: „Okay, er bekommt so viel Geld, aber die Resultate sind nicht da“, dann kippt das relativ schnell und sie wollen jemand anderen sehen.

Hört Brady auf? „Kann mir nicht vorstellen, dass ...“

SPORT1: Tom Bradys Saison mit den Tampa Bay Buccaneers hat mit einer herben Enttäuschung geendet. Sehen wir ihn nochmal wieder?

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Vollmer: Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass er so aufhören möchte, wie ich ihn kenne als Competitor nach so einer schlechten Saison. Wobei, was heißt schlechte Saison? Er hat relativ gut gespielt, aber als Team haben sie eben nicht das erreicht, was sie erreichen wollten. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Begriffe im Football)

SPORT1: Falls er tatsächlich weitermacht - kehrt er zu den Bucs zurück?

Vollmer: Ich glaube persönlich nicht, dass er nochmal in Tampa anfängt. Die Zeit tickt und das eigentlich schon seit längerem. Er weiß, dass er jetzt gewinnen muss. Wenn er zurückkommen sollte - und davon gehe ich mal aus - wird er eher zu einem Team gehen, ähnlich wie in der ersten Saison in Tampa, wo alles bereit ist und das nur noch einen Quarterback braucht. So ein bisschen wie die Rams im vergangenen Jahr: Alles auf eine Saison setzen, alles riskieren und hoffentlich am Ende mit einem Super-Bowl-Sieg dastehen. Aber wer weiß. Am Ende steht ja auch noch Fox Sports mit 375 Millionen Dollar für einen Expertenjob bereit.

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Karriere-Ende? Vollmer leidet mit Brady

SPORT1: Letztes Jahr der Rücktritt vom Rücktritt, zuletzt die Aussage, wenn er wüsste, was er wollte, dann hätte er es schon getan. Offensichtlich scheint er sich mit dem Karriereende wirklich schwer zu tun.

Vollmer: Das ist auch sehr schwierig. Ich kann nur für Football sprechen, aber ich glaube, dass es bei jedem Profisportler so ist. Es ist etwas, das du dein ganzes Leben - vor allem die Amerikaner - gemacht hast. Du bist dein ganzes Leben lang irgendwie ein Superstar, von der High School angefangen. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Regeln im Football)

SPORT1: Schon da herrscht ja ein riesiger Hype.

Vollmer: Im ersten Monat, als ich in die USA gekommen bin, war ich beim High School State Championship, also der Texas-Meisterschaft sozusagen. Das war im Stadion der Houston Texans, es war ausverkauft. Das sind 16- bis 18-jährige Kinder, die da spielen - und da sitzen 70.000 Menschen, die dich anfeuern. Das sind eben diese Friday Night Lights, das ist etwas ganz Besonderes. Und im College ist es ja nichts anderes. Wenn du dann Tom Brady bist, der seit 25 Jahren diese Leistung bringt, dann ist das eben schwer. Wenn dich jemand fragt: Was bist du? Wer bist du? Was machst du? Dann bekommst du sehr schnell dieses Footballer-Label - und wahrscheinlich sagst du es sogar selbst. Da eine neue Identität zu finden, ist natürlich für viele Menschen sehr schwer.

Garoppolo zu den Patriots? „Ist er ein Mega-Upgrade?“

SPORT1: So wie es aussieht, werden Brady und Garoppolo also im Sommer auf dem Markt sein. Sollten die Patriots eine spektakuläre Rückholaktion starten?

Vollmer: Die Entscheidung, die die Patriots treffen müssen, ist, ob sie weiter mit Mac Jones in die Zukunft gehen wollen. Wenn er dein Starter für die nächsten zehn Jahre sein soll, dann nicht. Ist Garoppolo ein Mega-Upgrade, für das Geld, das er bekommen würde, gegenüber einem Mac Jones? Darüber kann man streiten, aber er wird ja nicht günstig kommen. Bei Tom Brady könnte man sagen, dass man ihn nochmal für ein, zwei Jahre zurücknimmt. Man redet mit Mac nach dem Motto: „Du kannst von Brady lernen - und wenn dessen Vertrag durch ist, machen wir dich zum reichen Mann.“

SPORT1: Halten Sie das für sinnvoll?

Vollmer: Psychologisch ist das, glaube ich, sehr schwierig. Wenn man wie damals Aaron Rodgers zwar als Erstrundenpick am Anfang hinter Brett Favre sitzt, aber von ihm lernen kann, dann zum Starter wird und seine eigene hervorragende Karriere macht, dann ist das die eine Sache. Aber erst einmal die Chance zu bekommen, dann mehr oder weniger gesagt zu bekommen, du bist nicht gut genug, um dann nochmal von einem älteren Spieler zu lernen? Das kann alles Sinn ergeben, trotzdem finde ich das sehr riskant und schwierig, um die Karriere eines Spielers nicht zu zerstören.

Das rät Vollmer den Patriots

SPORT1: Was spricht denn dafür, weiter auf Mac Jones zu setzen?

Vollmer: Ich glaube nicht, dass die Patriots früh genug draften, um einen neuen Peyton Manning oder ähnliches zu holen. Dafür müssten sie viel abgeben. Und die Quarterbacks, die in der Free Agency da sind: Sind die als Upgrade so viel besser, um so viel Geld auszugeben, wenn du noch einen Quarterback auf seinem Rookie-Vertrag hast? Dann würde ich eher sagen: Gib Geld für einen Tackle aus oder für einen echten Nummer-1-Receiver.

SPORT1: Also holen die Patriots keinen neuen Quarterback?

Vollmer: Das ist wirklich eine schwierige Frage und Bill Belichick ist der Einzige, der sie am Ende beantworten kann - aber ich sehe es nicht. Ich glaube eher, dass sie bei Mac Jones bleiben. Aber Bill macht so viele Dinge, von denen wir alle sagen: „Wie kann er nur?“ Am Ende ist es ihm auch egal - und meistens funktioniert‘s.

SPORT1: Wo müssen sich die Patriots ansonsten verbessern? (NFL-Transfers - die größten Trades und heißesten Gerüchte im TICKER)

Vollmer: Die Tight Ends sind schon hochbezahlt, wahrscheinlich kann man da noch mehr Produktivität rausholen. Bei der Defense hat man gesehen, wie gut sie in den meisten Fällen ist. Bei den Special Teams geht vielleicht noch ein bisschen was.

Auf dieses Team setzt Vollmer im Super Bowl

SPORT1: Die Patriots kommen dieses Jahr für ein Spiel nach Deutschland. Was darf den vielen Patriots-Fans hierzulande Hoffnung machen, dass sie dann auch ein sehr konkurrenzfähiges Team sehen?

Vollmer: Das ist natürlich noch ein paar Monate hin. Ich bin sehr gespannt auf die Free Agency und auf den Draft. Aber auch auf das Trainerkarussell. Bringt der neue Offensive Coordinator Bill O‘Brien jemanden mit? Welche anderen Veränderungen wird es geben? Jerod Mayo, der bisherige Linebacker Coach, scheint eine größere Rolle zu übernehmen. Das sind alles Punkte, die ein Team formen können. Wenn Bill O‘Brien da ist, ist das aber auf jeden Fall der erste große Schritt, um das Team auch in der Offense wieder an die Spitze zu führen.

SPORT1: Zum Abschluss noch einmal zurück zum aktuellen Geschehen. Sie haben am Anfang gesagt, die 49ers hätten eine gute Chance den Super Bowl zu gewinnen. Wer holt denn am 12. Februar in Phoenix den Titel?

Vollmer: Ich hatte vor der Saison auf Buffalo getippt. Cincinnati hat mich echt beeindruckt, das hätte ich nicht gedacht, obwohl sie natürlich letztes Jahr schon im Super Bowl waren. Aber wenn ein Brock Purdy den Super Bowl gewinnt - was das für eine Story wäre! Und die 49ers haben schon auch sehr dominant gespielt. Schwierig. Ich sage jetzt einfach Cincinnati, weil sie das Team geschlagen haben, das ich ursprünglich gewählt hatte. Die Bengals waren schon sehr beeindruckend.

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