Im Zielbereich fuhr Hanna Kebinger in die ausgebreiteten Arme ihrer bereits freudig wartenden Teamkolleginnen, dann ließ das deutsche Quartett gemeinsam mit den völlig euphorisierten Fans La Ola über die Ränge schwappen: Die deutsche Frauen-Staffel hat die Biathlon-Party in Ruhpolding mit einem Knall eröffnet.
Nächster deutscher Biathlon-Erfolg
Janina Hettich-Walz, Sophia Schneider, Franziska Preuß und Kebinger liefen im bayerischen Winterwunderland mit nur drei Nachladern auf den dritten Platz - und betrieben Wiedergutmachung für das enttäuschende Ergebnis vom vergangenen Sonntag in Oberhof.
Furiose Preuß schafft optimale DSV-Ausgangsposition
„Wir waren in der Drucksituation, dass wir ein Podium beim Heim-Weltcup machen“, sagte eine grinsende Preuß nach dem Staffel-Krimi am ZDF-Mikrofon. Auch Kebinger gab zu, dass sie vor ihrem Einsatz als Schlussläuferin „doppelt und dreifach angespannt“ gewesen sei, in der Nacht zuvor hätte sie „wilde Träume von der Staffel“ gehabt.
Doch die Sorge war unbegründet.
Lief in Oberhof fast nichts in der Loipe und am Schießstand, brillierte das deutsche Team nun vor den 13.000 Zuschauern in der Chiemgau-Arena und sicherte sich das zweite Podest des Winters. Zu den Siegerinnen aus Frankreich (0 Strafrunden+4 Nachlader) fehlten am Ende 46,7 Sekunden, Schweden (0+3) belegte Platz zwei.
„So eine Staffel wie in Oberhof kann passieren. Jeder hat sich auf die neue Chance gefreut“, sagte Preuß.
„Wir können es gleich wiedergutmachen“, hatte Trainer Kristian Mehringer vor dem Rennen betont. Dabei fehlte erstmals in diesem Winter Vanessa Voigt in einer Staffel. Die 26-Jährige hatte sich in Oberhof nach einem Sturz an der Hand verletzt und bekam eine Pause.
Bei strahlendem Sonnenschein und Windstille legte Hettich-Walz los. Mit einem fehlerfreien Liegendschießen sorgte sie für einen ersten verhaltenen Jubel bei dem Großteil der Zuschauer, am Stehendanschlag folgten dann aber zwei Nachlader. Nach der Übergabe an Schneider auf Platz sechs fiel sie völlig ausgepumpt in den Schnee.
Mit 18,4 Sekunden Rückstand auf die Spitze ging Schneider in die Loipe, mit einer guten Laufleistung hielt sie die deutsche Mannschaft auf Tuchfühlung zum Podest. Am Schießstand zeigte sich zwei fehlerfreie Serien. Auf Platz vier schickte sie Preuß in das Rennen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht klatschte Schneider im Zielbereich jeden ab, der ihr in den Weg kam.
„Das war wichtig für das Selbstvertrauen“, sagte die 26-Jährige.
Norwegisches Debakel in Ruhpolding
Preuß brachte ihr Team dann sogar in Führung, auch Trainer Sverre Olsbu Röiseland ballte nach einem perfekten Liegendschießen erstmals die Faust.
Bravourös behielt sie auch beim zweiten Schießen die Nerven, nach einem überragenden Kampf auf der Schlussrunde schickte die deutsche Nummer ein Kebinger als Führende auf die Strecke. Die schlug sich in ihrer ungewohnten Rolle als Schlussläuferin wacker, musste aber die starken Staffel aus Frankreich und Schweden noch ziehen lassen.
Ein Debakel hingegen hagelte es für die Norwegerinnen! Nach insgesamt sechs Nachladern und zwei Strafrunden beim Stehendschießen kamen die Mitfavoritinnen aus dem Norden erst mit über dire Minuten Rückstand auf die Spitze auf Platz zehn ein.
Für die Frauen geht es am Freitag (14.30 Uhr) mit dem Sprint über 7,5 Kilometer weiter, am Sonntag (12.30 Uhr) wartet die Verfolgung. Die deutschen Männer steigen am Donnerstag mit ihrer Staffel (14.30 Uhr/alles ZDF und Eurosport) in den Weltcup von Ruhpolding ein.