Der langjährige Boss des Milliarden-Unternehmens WWE ist zurück vor der Kamera - und treibt das Story-Geschehen bei der Wrestling-Liga auf skurrile Weise voran.
„Widerlich, was Vince McMahon da gemacht hat“
Bei den Survivor Series am Sonntag läutete eine neue, bei RAW mittlerweile (vorerst?) aufgelöste Mystery-Story um ein verschwundenes Schmuck-Ei ein, das von Superstar Dwayne „The Rock“ Johnson stammen und 100 Millionen Dollar wert sein soll.
Ein fragwürdiges Element dabei: Die Ankunft des 76-Jährigen mit dem Schmuckstück wurde als von einem Teil seiner Angestellten frenetisch gefeiert dargestellt - trotz der offensichtlich bewussten Übertreibung ein Moment mit schalem Beigeschmack. Nur wenige Tage, bevor er sich als von Wrestlerinnen und Wrestlern umjubelter Vorgesetzter zelebrieren ließ, hat er im wahren Leben die Fortsetzung der realen Entlassungsserie verkünden lassen. (WWE-Boss Vince McMahon: Sein eiskalter Aufstieg, sein Vermögen, seine Skandale)
Hat McMahon völlig das Gespür dafür verloren, welches Bild er in diesem Kontext abgibt? Ist der instinktlos anmutende Auftritt symbolisch für andere Fehlentwicklungen bei der Art und Weise, wie er WWE führt? Und wie sind die großen Entwicklungen rund um die Survivor Series und AEW Full Gear ansonsten einzuordnen?
In der neuen Episode von Heelturn - der SPORT1 Wrestling Podcast beleuchten Martin Hoffmann und Marcus Hinselmann , was die Fans von WWE und AEW aktuell bewegt. Die neue Folge gibt es wie immer auf SPORT1, Spotify, Apple Podcasts, Deezer und überall wo es Podcasts gibt!
Vince McMahon und das Ei von The Rock - das sagt SPORT1:
Marcus Hinselmann: „Was hat Vince McMahon da gemacht? Das war - tut mir leid - widerlich. Denkt er da nicht drüber nach, wie das aufgefasst werden kann? Ein größerer Mangel an Respekt geht fast gar nicht, das ist unverschämt. Er feuert reihenweise Leute und lässt sich dann vor der Kamera wie der geilste Boss der Welt dastehen. Seine Mitarbeiter so zu behandeln und dann so aufzutreten: Da frage ich mich als Zuschauer schon, ob diese Person und seine Firma noch Aufmerksamkeit und Fan-Hingabe verdient. Gerade auch im Zusammenspiel mit den ganzen Entlassungswellen, bei denen man sich als Fan in dieser Masse eh schon denkt: Ich investiere meine Emotionen in diese Leute, nur um immer wieder zu sehen, wie sie in großer Zahl wieder gekündigt werden.“
Wissenswertes zum Thema Wrestling:
Martin Hoffmann: „Ein Arbeitgeber, der in diesem Jahr mittlerweile über 80 Wrestlerinnen und Wrestler auf die Straße gesetzt hat, inszeniert sich als toller Hecht, dem seine Angestellten wie irre applaudieren, weil er ihnen ein Ei zeigt. Ich weiß nicht, was er sich dabei denkt. Natürlich: Es hat eine ironische Ebene, er ist der überzeichnete böse Boss ‚Mr. McMahon‘ und man kann das Segment so lesen, dass es so absurd ist, dass man es ja nicht mehr ernst nehmen kann. Aber in diesem aktuellen Kontext ist es doch schon ernst und übel zu nehmen.
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Es lässt auch diejenigen, die dabei waren, nicht gut aussehen, zumal es auch nicht nur ‚Heels‘ waren, deren Rolle es ist, sich beim Boss einzuschleimen. Warum zum Beispiel applaudiert ihm auch Aliyah dafür, dass er ihr ein goldenes Ei zeigt? Warum sollte jemand das tun, was steckt da für ein Bild dahinter? Sie sieht doch einfach aus wie die letzte Idiotin!
Der erfolgreichste Charakter der WWE-Geschichte war Stone Cold Steve Austin, der sich dadurch definiert hat, dass er sich von McMahon als Boss nichts sagen ließ - und jetzt hält es McMahon für ein Erfolgsrezept, die Leute vor sich buckeln zu lassen. Es ist ja kein Einzelfall und beschränkt sich nicht nur auf die Charaktere, die unten in der Hierarchie stehen - wenn man zum Beispiel zurückdenkt, wie Braun Strowman vor ihm gekuscht hat oder AJ Styles und Daniel Bryan in dem Money-in-the-Bank-Match letztes Jahr.
Die Mentalität, die McMahon da zeigt, erinnert an die Shows seines Kumpels Donald Trump - oder harmloser: an Dieter Bohlen früher bei DSDS. Man behauptet Stars zu suchen, aber der eigentliche Star ist der Oberboss, der über den Bewerbern den Daumen hebt und senkt und sich als Gottheit dafür feiern lässt, wie er seine Macht ausspielt. Es ist schon aberwitzig, einerseits zunehmend verzweifelt neue Stars zu suchen und seine Stars andererseits so aussehen zu lassen.“
Außerdem Thema in der neuen Ausgabe von Heelturn - Der SPORT1 Wrestling Podcast:
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