Für Millionen Fans – viele speziell auch in Deutschland - war Bret „The Hitman“ Hart ein Kindheits- und Jugendheld.
WWE: Die Tragödie, die drei Wrestling-Stars das Leben kostete
Der Crash, der drei Wrestler tötete
Für Bret Hart, das ist in dieser Woche einigen klar geworden, war er ein Held, zu dem er aufschaute, als er als Wrestler bei WWE anfing: „Adorable“ Adrian Adonis. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
Adonis war dabei nicht unbedingt die Art von Vorbild, die jedermann gebrauchen kann: Der einstige Rivale Hulk Hogans war ein kleinkrimineller Straßenschläger, für den die Karriere als Showkämpfer eine Art persönliches Resozialisierungsprogramm war – und seine Leidenschaft, sich in realen Prügeleien zu beweisen, trotzdem weiter pflegen konnte.
Der harte Hund aus dem Staat New York hatte außerdem auch eine Neigung zu Kokain- und Fettsucht, die außer Kontrolle geriet, als eine verlorene Prügelei mit einem bekannten WWE-Kollegen sein Ego kränkte.
Der charismatische Adonis war aber eben auch einer der besten Wrestler seiner Zeit, dessen herausragende Fähigkeiten im Ring oft verkannt wurden und heute fast vergessen sind.
In der aktuellen Episode der preisgekrönten Doku-Serie „Dark Side of the Ring“ wird das widersprüchliche Leben Adonis‘ ausgeleuchtet. Und der prominent vertretene Bewunderer Bret Hart macht darin klar: Nur zu gerne hätte er seinen späteren Ruhm genutzt, um Vorbild Adonis zu seinem Recht zu verhelfen - wäre der nicht unter tragisch-grotesken Umständen früh zu Tode gekommen, zusammen mit zwei anderen Wrestler-Kollegen.
Adrian Adonis: Experten vergleichen ihn mit Ric Flair
Keith Franke, wie Adonis eigentlich hieß, wurde am 15. September 1953 in Buffalo geboren, war ein talentierter Highschool-Ringer und Footballer. Für eine große Karriere reichte es dort nicht, dafür enterte er in den Siebzigern die Showkampf-Branche – und erwarb sich dort unter Kollegen einen blendenden Ruf.
Franke war ein Top-Athlet, ein ungemein bewegliches Schwergewicht, der sein Ringhandwerk so gut verstand, dass ihn Szene-Guru Dave Meltzer mit der Ikone Ric Flair vergleicht. Zugleich hatte Franke - der in jungen Jahren Teil einer Straßengang war - einen Leumund als „Shooter“, der den Anspruch hatte, jeden seiner Gegner im Zweifel auch in einem echten Handgemenge besiegen zu können.
Adonis‘ ursprünglicher Charakter als prügelwütiger Bikertyp in Lederkluft spiegelte das selbstgewählte Image wider.
Adonis war jahrelang vor allem als Tag-Team-Wrestler erfolgreich, er bildete zunächst ein erfolgreiches Duo mit dem Paradiesvogel Jesse „The Body“ Ventura, später bekannt als WWE-Kommentator, Nebendarsteller in diversen Arnold-Schwarzenegger-Filmen und Gouverneur von Minnesota. Später folgte auf die „East-West-Connection“ die „North-South-Connection“: Mit Südstaaten-Haudegen Dick Murdoch hielt Adonis bei WWE (damals: WWF) Tag-Team-Titelgold.
Zu Beginn der Achtziger lieferte Adonis auch dem damaligen Champion Bob Backlund einige von dessen besten Matches.
Schwule „Adorable“-Figur blieb im Gedächtnis
Heute eher in Erinnerung ist der Charakter, den Adonis in seinen späten Jahren verkörperte: Er spielte als blondgefärbter „Adorable“ Adrian Adonis eine an die auch von Muhammad Ali kopierte Ikone Gorgeous George angelehnte, als schwul dargestellte Figur. Was in der damaligen Stereotypen-Welt des Wrestling noch automatisch bedeutete: eine böse und hinterlistige Figur.
Adonis reizte die damaligen Fans, indem er „tuntiges“ Auftreten mit fiesen Tricks mischte. Adonis spielte eine Schlüsselrolle in einer der erfolgreichsten Fehden der Achtziger, als er Muskelpaket Paul Orndorff anstiftete, sich gegen Superstar Hulk Hogan zu wenden und zu dessen Erzrivalen zu werden.
Adonis selbst hatte sein größtes WWE-Match bei WrestleMania III im Jahr 1987, als er auf seinen früheren Partner „Rowdy“ Roddy Piper traf, dabei seine Haare aufs Spiel setzte und nach seiner Niederlage kahlgeschoren wurde.
Die Lederjacke, die der selbst zu früh verstorbene Piper in seinen späteren Jahren trug, war eine Hommage an seinen guten Freund Adonis und dessen ursprüngliche Rolle.
Absturz in massive Drogen- und Gewichtsprobleme
Adonis verlor seinen WWE-Job kurz nach seiner Fehde mit Piper, er war damals an einem persönlichen Tiefpunkt: Schon länger drogensüchtig - Bret Hart berichtet in der Doku, dass er auch ihn für eine Weile zum Kokain gebracht hätte - kamen immer größer werdende Gewichtsprobleme hinzu.
Nach Einschätzung von Beobachtern spielte dabei eine Rolle, dass Adonis hinter den Kulissen einen realen Kampf mit Kollege Danny Spivey (später bekannt als düstere Kultfigur Waylon Mercy) verlor, sich gedemütigt fühlte und aus einer Art von Scham mehr als vorher in Koks und Fressattacken flüchtete.
Anders als andere Stars der Ära verlor Adonis – allerorten als treusorgender Ehemann und Vater seiner beiden Töchter beschrieben - nicht ganz den Halt: Von Freunden und Familie aufgerüttelt brachte sich Adonis wieder in Form und nahm einen Neustart seiner Karriere ins Visier.
Bei einer Tour durch Japan - an der auch Brets junger Bruder Owen Hart teilnahm - zeigte sich Adonis wieder in deutlich besserer Verfassung und bewarb sich um eine Wiedereinstellung bei WWE. Bret berichtet in der Doku von einem gemeinsamen Dinner, in dem die beiden Freunde Zukunftspläne schmiedeten, der „Hitman“ hatte ein gemeinsames WrestleMania-Match im Kopf.
Es kam nicht dazu: So wie zwölf Jahre nach ihm Owen kam auch Adonis bei einem tragischen Unfall ums Leben.
Adonis starb bei Autounfall mit zwei Kollegen
Am 4. Juli 1988 war Adonis in Kanada auf Tour und in einem Minivan mit drei Wrestlerkollegen unterwegs: den Zwillingen Mike und Pat Kelly (William und Victor Arko) sowie die skurrile Figur „Wildman“ Dave McKigney.
McKigney war in der Szene einst berühmt dafür, dass er mit dressierten Zirkusbären im Ring auftrat - was im Jahr 1978 in einer Tragödie gemündet war: Als er die Käfigtür seines damaligen Bären „Smokey“ versehentlich offen ließ, ging der in sein Haus und tötete seine unter der Dusche stehende Freundin Lynn Orser.
Zehn Jahre später endete das Leben von McKigney, Adonis und Pat Kelly / Victor Arko unter ähnlich grotesken Umständen: Auf einer Autobahn in Neufundland verlor Fahrer Victor Arko die Kontrolle über das Auto, als er von der Abendsonne geblendet einem Elch ausweichen wollte.
Der Van stürzte von einer Brücke in einen Fluss, McKigney und Victor Arko waren sofort tot. Der im Auto hinter dem Unglücks-Van fahrende Augenzeuge Ricky Johnson - Onkel von Dwayne „The Rock“ Johnson - sah mit an, wie der schwer verletzte Adonis noch um sein Leben schrie. Später erlag Adonis den schweren Kopfverletzungen, die er bei dem Crash erlitt.
William Arko war der einzige Insasse, der den Unfall überlebte. Mitglieder der Ringcrew, die das Geschehen in einem weiteren Auto verfolgten, stahlen dann noch die Wertsachen der Verstorbenen.
Bret Hart bedauert getrübtes Vermächtnis
Adonis wurde nur 34 Jahre alt – und ein Teil seiner Tragödie ist, dass auch sein Vermächtnis beeinträchtigt ist: Auch den meisten Fans von damals ist Adonis vor allem für die Zeit in Erinnerung, in der sein WWE-Charakter und seine körperliche Formkrise nur noch einen Bruchteil seines Könnens zum Vorschein brachten.
Adonis habe nie die Anerkennung bekommen, die er verdient hätte, befinden in der Doku mehrere Weggefährten.
Bret Hart, der prominenteste von ihnen, geht so weit zu sagen, dass er „alles“ dafür gegeben hätte, einmal mit Adonis in Hochform im Ring zu stehen: „Er war ‚the real deal‘.“