Elf Jahre ist es inzwischen her, dass die Boston Celtics zuletzt den Titel in der NBA gewinnen konnten.
So zerstört sich ein Topteam der NBA
© SPORT1-Montage: Marc Tirl/Getty Images/iStock
Gegen die Los Angeles Lakers führte das Dreigestirn Kevin Garnett, Paul Pierce und Ray Allen die Kelten zur 17. Meisterschaft und machten sie damit zum bis heute alleinigen Rekordchampion. (Die NBA LIVE im TV auf SPORT1+ und im LIVESTREAM)
In den Jahren danach wurde es, mit Ausnahme der Finalteilnahme 2010 (3:4-Niederlage gegen die Lakers), etwas ruhiger um das Team aus Massachusetts. In der Saison 2013/2014 wurden sogar erstmals seit sieben Jahren wieder die Playoffs verpasst.
Celtics starten als Topfavorit in die Saison
Es folgte ein Prozess des Neuaufbaus, der letztendlich in der Verpflichtung der All-Stars Gordon Hayward und Kyrie Irving gipfelte. Gerade letzterer hatte großen Anteil daran, dass die Celtics in der vergangenen Spielzeit zum zweiten Mal in Folge bis ins Finale der Eastern Conference stürmten.
Ohne den in die Western Conference abgewanderten LeBron James waren die Kobolde für viele der Topfavorit im Osten - doch so richtig in Schwung kommt das Team um den Deutschen Daniel Theis nicht. (Tabelle der NBA)
Aktuell liegen die Celtics nur auf Rang fünf im Osten - und die Stimmung ist am Tiefpunkt. "Wir haben einfach nicht zusammengespielt. Das wäre nicht passiert, wenn wir als Team aufgetreten wären", kritisierte Marcus Smart nach der 95:118-Niederlage bei den Toronto Raptors.
Irving sorgt für Unruhen im Team
Auch Coach Brad Stevens schlug nach der Vorführung der Raptors Alarm und sprach von defensiven Unzulänglichkeiten. Nur Superstar Kyrie Irving, der selbst mit sieben Punkten alles andere als glänzte, kümmerte die Kritik von Smart und Stevens wenig.
Auf die Kritik von Smart angesprochen, meinte er nur: "Das ist Marcus' Meinung." Und zu den von Stevens angesprochenen defensiven Problemen, sagte Irving: "Ich weiß nicht, das ist Brads Aufgabe."
Die Ungewissheit über Irvings Zukunft bringt weitere Unruhe ins Team. Nachdem er erst angekündigt hatte, erneut in Boston zu unterschreiben, ließ er Anfang Februar aufhorchen. Auf die Frage, ob er seine Meinung geändert habe, antwortete Irving: "Fragt mich am 1. Juli. Ich schulde niemanden etwas." (Spielplan der NBA)
Defensive um Horford bereitet Sorgen
Die Krise beim Rekordchampion alleine an Irving festzumachen, wäre aber zu einfach. Die einst so starke Defense um Al Horford und Smart offenbart in dieser Saison bislang unbekannte Schwächen, auf die selbst die Protagonisten keine Antwort haben.
"Wir kämpfen nicht auf dem gleichen Level wie in der Vergangenheit. Es überrascht mich deshalb, weil das nicht das ist, wofür wir stehen", sagte Big Man Horford nach der Niederlage gegen die Chicago Bulls.
Hinzu kommt, dass Rollenspieler und junge Talente wie Jayson Tatum, Jaylen Brown oder Terry Rozier mit ihren neuen alten Rollen im zweiten Glied nicht klarzukommen scheinen. Im vergangenen Jahr hatten sie nach den Verletzungen von Hayward und Irving Jahr auftrumpfen können.
"Wir werden das lösen", kündigte Smart an: "Jeder hier spielt Basketball und alle sind wirklich talentiert. Ich kenne das Potenzial, das wir alle haben. Also ist es nur eine Frage der Zeit." Auch Irving ist sich sicher, dass die Celtics es in den Playoffs schon gelöst kriegen.
Morris: "Selbst bei Siegen keinen Spaß"
Bei Teamkollege Marcus Morris hörte sich das nach der Niederlage gegen die Los Angeles Clippers nicht ganz so entspannt an.
"Selbst bei Siegen haben wir keinen Spaß. Ich sehe keine Freude im Spiel. Ich sehe andere Teams in der Liga, bei denen man sieht, dass sie Spaß am Erfolg ihrer Mitspieler haben und zusammenspielen. Wenn ich uns ansehe, sehe ich eine Reihe von Individuen", kritisierte der 29-Jährige.
Nach vier Niederlagen in Folge konnte Boston gegen die Washington Wizards immerhin wieder einmal einen Sieg feiern. Doch wie gut die Celtics wirklich sind, wird sich in den nächsten Spielen zeigen, wenn man auf die Houston Rockets, die Golden State Warriors und die Lakers trifft.
In diesen Partien kann Boston beweisen, dass sie tatsächlich ein Spitzenteam sind - denn sonst droht den Celtics in den Playoffs ein ungewohnt frühes Aus.