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NBA Finals: Kawhi Leonard stürzt die Warriors - Der stille Anti-Star erinnert an Jordan

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NBA Finals: Kawhi Leonard stürzt die Warriors - Der stille Anti-Star erinnert an Jordan

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Der Aufstieg des NBA-Mysteriums

Kawhi Leonard ist auf dem Gipfel angekommen. Mit den Toronto Raptors stößt der Anti-Star die Warriors vom Thron. Der stille Baller erreicht Jordans Sphären.
Die Toronto Raptors krönen sich in Spiel 6 zum NBA-Champion. Golden States Traum vom Threepeat platzt, zudem verletzt sich Klay Thompson schwer.
Eric Böhm
Eric Böhm

In Zeiten gigantischer Egos und Seelen-Striptease auf Social-Media-Kanälen kommt er wie ein Außerirdischer daher: Kawhi Leonard.

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Speziell seit seinem Abschied im Streit von den San Antonio Spurs wurden ihm viele Etiketten verpasst: der Roboter, das Mysterium, der Anti-Star, aber spätestens mit seinen vom NBA-Titel gekrönten Monster-Playoffs hat er allen gezeigt, was er wirklich ist: ein Gewinner.

"Ich wollte hier Geschichte schreiben. Das habe ich geschafft", sagte Leonard nachdem er mit seinen Toronto Raptors in Spiel 6 der NBA-Finals die Golden State Warriors vom Thron gestoßen und sich in eine Reihe mit Michael Jordan, Dirk Nowitzki (2011) oder Dwyane Wade (2006) eingereiht hatte.

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Playoff-Lauf wie Nowitzki 2011

Für den Mann der wenigen Worte war das schon ein veritabler Gefühlsausbruch. Diesem Mann geht es nicht um Autos, Goldketten oder große Häuser, er wollte immer nur eins: Basketball-Spiele gewinnen.

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Nach einer unspektakulären regulären Saison hat Leonard das eindrucksvoll unter Beweis gestellt: 30,9 Punkte, 9,2 Rebounds, 4,0 Assists und 1,7 Steals pro Playoff-Spiel sind seine herausragenden Zahlen.

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Jordans Punkterekord verpasste er nur um 27 Zähler und erinnerte frappierend an Dirk Nowitzkis Lauf mit den Dallas Mavericks 2011 - das bis zu den Raptors letzte Nicht-Superteam, das den Titel gewann.

Leonard 2019 ist Jordan näher als LeBron

In genau jenem Sommer drafteten die Indiana Pacers einen stillen Flügelspieler, dem zwar eine nette NBA-Zukunft als Defensivspezialist vorhergesagt wurde, aber dem niemand Playoffs in den Sphären Michael Jordans zutraute.

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Denn bei aller Klasse eines Dirk Nowitzki, ein Defensivkünstler war er nie. In dieser Hinsicht ist der Leonard des Sommers 2019 näher an Jordan dran als alle anderen Superstars, die nach dem GOAT kamen.

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Der 27-Jährige lieferte nicht nur Gamewinner (wie gegen 76ers), spektakuläre Dunkings (wie gegen Giannis Antetokounmpo) oder ein Dreierfeuerwerk (wie in Finale 4), sondern legte auch in der Verteidigung reihenweise Star-Spieler des Gegners an die Kette – frag nach bei Ben Simmons oder dem Greek Freak.

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Genau diese Klasse hatte auch Jordan, wenn es darauf ankam. Im Gegensatz zu LeBron James, der von seiner Reputation lebt, aber seit Jahren kein herausragender Verteidiger mehr ist. Leonard ist längst der mit Abstand beste Two-Way-Player der NBA.

Trevor Ariza entscheidend

Dabei ist er nicht einmal ein überragendes Talent. Natürlich hat er sehr lange Arme. Das hilft in der Abwehr, aber seine hervorstechendste Eigenschaft war schon im Kindesalter das unermüdliche Arbeiten.

"Ich war immer draußen, habe gespielt, Spiele angeschaut, an meinen Moves gearbeitet. Ich wollte nie meine Chance verpassen, weil ich zu wenig getan habe", sagte Leonard unlängst bei ESPN.

Ein wichtiger Mann für den jungen Kalifornier war Trevor Ariza. Als ihn Leonard 2010 als College-Freshman in San Diego kennen lernte, war Ariza schon ein etablierter NBA-Spieler und Titelgewinner mit den L.A. Lakers. Ariza wollte sich in San Diego auf die neue Saison vorbereiten. Als ihn dieser Nobody fragte, ob er mittrainieren dürfe, stimmte Ariza zu und war sehr schnell sehr beeindruckt.

"Schon damals war er ein NBA-Spieler. Mein erster Eindruck war: 'Alter! Der Junge will wirklich schuften", erinnert sich Ariza.

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Bei den Spurs reift er zum Star

Dieser Sommer gab Leonard den entscheidenden Schub: "Trevor war ganz wichtig für mich. Ich bekam durch die Duelle mit ihm Selbstvertrauen. Ich merkte, ich kann mithalten."

Die Pacers tradeten ihn am Draft-Abend zu den San Antonio Spurs. Zu der Franchise, die ihre Spieler vielleicht am besten weiterentwickelt.

"Keiner wusste, was aus ihm werden könnte. Er hatte so lange Arme und große Hände. Er ist wie ein wissenschaftliches Experiment", witzelt Danny Green – damals wie heute Teamkollege.

San Antonios Kult-Wurfcoach Chip Engelland verpasste ihm in Rekordzeit einen konstanten NBA-Dreier, auch als Scorer wurde er immer besser. Der Rest ist Geschichte. 2014 war er bereits der Star der Spurs in den NBA-Finals, wurde MVP und beendete die Dynastie der Miami Heat.

In den Playoffs 2019 gelangen ihm 14 Spiele mit mindestens 30 Punkten, nur Jordan, Hakeem Olajuwon und Kobe Bryant schafften jemals mehr. "Als er durchstartete, sagte plötzlich jeder 'wow', aber er hat sich das jeden Tag erarbeitet. Das ist sein Geheimnis", sagt Green.

Kultfigur in Toronto

Leonard bleibt sich treu und ist kein Ja-Sager. Sein Abschied von den Spurs wurde oft thematisiert, ob es wirklich an der falschen Behandlung einer Verletzung lag, ist nach wie vor umstritten. Fakt ist, es stimmte nicht mehr.

Den Trade zu den Raptors sahen viele Experten kritisch: er hatte schließlich 2017/18 nur neun Spiele bestritten. Würde er sein altes Niveau erreichen oder war er nur ein Produkt des Spurs-Systems? Will er dort überhaupt spielen?

In Toronto passte es aber sofort. Nachdem er sich ein wenig ironisch als "Fun Guy" vorstellte, machte sein Ausrüster daraus eine Kampagne, auch sein fast schon menschliches Lachen beim Media Day ist inzwischen Kult. "Er ist total witzig, mit einem sehr trockenen Humor", sagt Teamkollege Kyle Lowry.

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Sieger-Gen zu den Raptors gebracht

Neben seiner sportlichen Klasse brachte Leonard auch das Sieger-Gen von den Spurs nach Kanada - zu einer Truppe, die als Playoff-Versager bekannt war und immer wieder an LeBron James scheiterte.

Mit Leonard war plötzlich alles anders: auch Lowry zeigte endlich seine Klasse in den Playoffs (nicht zuletzt in Finale 6), Fred VanVleet, Serge Ibaka und und und. Sie alle machte Leonard besser.

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Nur Kareem Abdul-Jabbar und James wurden für mehr als ein Team Finals-MVP, Leonard schaffte es als erster in zwei verschiedenen Conferences. "Ich kam zu einem Team mit einem neuen Coach, wir alle wollten nur das eine: diesen Larry da drüben (Larry O'Brien Trophy für den NBA-Meister, Anm. der Red.). Dafür spiele ich Basketball und arbeite den ganzen Sommer. Ich bin froh, dass es sich ausgezahlt hat", sagte Leonard mit der MVP-Trophäe in der Hand.

Der Anti-Star ist am Ziel, ob der Free Agent in Toronto bleibt, ist völlig offen. Denn Kawhi Leonard bleibt das große Mysterium der NBA.