Der NFL-Draft 2018 verspricht spektakulär zu werden.
NFL-Draft: Die deutsche Hoffnung
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/iStock
Es werden so viele Quarterbacks, wie seit Jahren nicht unter den Top 15 gehandelt, entsprechend groß ist der Hype. Aber auch Football-Deutschland blickt gespannt auf die große Show im Stadion der Dallas Cowboys.
Denn Supertalent Equanimeous St. Brown - der älteste des hochveranlagten Brüder-Trios - ist dabei und wird der erste deutsche Receiver der NFL-Geschichte, der tatsächlich in der Saison zum Einsatz kommt.
In der ersten Runde in der Nacht auf Freitag wird er zwar nicht ausgewählt werden, aber seine starke Vorstellung beim Combine - einer Art Probetraining der besten College-Spieler für die NFL-Teams - dürfte den Sohn einer Deutschen und eines ehemaligen Mister Universums in den Bereich der dritten bis vierten Draftrunde gebracht haben.
Mit SPORT1 sprach St. Brown direkt vor dem Draft über den wichtigsten Tag seiner Karriere, woran er mit Papa John arbeitet, seinen Wunsch-Quarterback und verrät, welche Teams besonders heiß auf ihn sind.
SPORT1: Equanimeous, der Draft ist für die meisten Football-Talente der wichtigste Moment ihrer Karriere. Wie sieht Ihre Gefühlslage aktuell aus?
Equanimeous St. Brown: Im Moment bin ich noch ganz entspannt und freue mich darauf. Wie es dann am Donnerstag aussehen wird, weiß ich nicht. Da wird sicher ein bisschen Aufregung dazukommen. Aber ich gehe das positiv an.
SPORT1: Nach einer statistisch nicht ganz so guten Saison - vor allem wegen schwächerer Quarterback-Leistungen - haben Sie sich beim Combine wieder in den Fokus der NFL-Scouts gearbeitet. Papa John achtet ja ganz genau auf das Gewicht und die Kraftwerte…
St. Brown (lacht): Ja, er war natürlich besonders happy, dass ich sechs Kilo mehr drauf hatte. Als ich mich für den Draft entschieden hatte, habe ich sofort mit Krafttraining, Speedtraining und Receiver-spezifischen Übungen angefangen. Mit dem Combine war ich dann auch sehr glücklich.
SPORT1: Wichtig beim Combine sind ja auch die Gespräche mit den Teams. Mit welchen Teams haben Sie intensiver gesprochen bzw. gab es danach mit Teams Kontakt?
St. Brown: Vor Ort in Indianapolis hatte ich Einzelgespräche mit den Bills, Cardinals, Colts, 49ers, Texans und Saints. Danach habe ich mich beim Pro Day am College noch mit den Cowboys und nochmal mit den Saints getroffen. Zuletzt war ich auch noch zwei Tage bei den Bears in Chicago. Bei diesen Gesprächen testen sie vor allem deinen Football-IQ. Du musst Spielzüge aufzeichnen und erklären oder auch in Videos die Abläufe erklären. Außerdem fragen sie dich auch ein paar persönliche Dinge, zum Beispiel zur Familie.
SPORT1: Realistisch betrachtet werden Sie im Bereich der dritten oder vierten Runde gehandelt. Ist es Ihnen wichtig, möglichst früh wegzugehen oder lieber guter Fit im System des Teams?
St. Brown: Möglichst früh und zu einem Top-Team wäre natürlich am besten (lacht). Du weißt im Draft vorher nie, was bei den Teams Priorität hat und was sie in dem Moment dringend brauchen oder wollen. Gerade so in meinem Bereich ist es ganz schwer, etwas vorherzusagen. Letztendlich freue ich mich, wann mein Name genannt wird und werde dem Team sehr dankbar für die Chance sein.
SPORT1: Natürlich kann man es sich nicht aussuchen, aber haben Sie einen Wunsch-Quarterback?
St. Brown: Was die Teams angeht, bin ich komplett offen. Mein Wunsch wäre ein richtig guter Pocket Passer als Quarterback, wie Tom Brady. Das wäre cool.
SPORT1: Wo werden Sie den Draft verfolgen?
St. Brown: Die ganze Familie wird den Draft hier in Los Angeles vor dem Fernseher verfolgen. Ich glaube, vor allem meine Mutter ist aufgeregter als ich (lacht).
SPORT1: Woran haben Sie in den Wochen seit dem Draft besonders gearbeitet?
St. Brown: Ich habe mit meinem Vater täglich Krafttraining gemacht, aber natürlich auch Lauftraining. Der Fokus liegt aber schon auf Kraft.
SPORT1: Sie sprechen es an, von Ihrer Kombination Größe/Schnelligkeit sind Scouts und Coaches beeindruckt. Ist Ihre größte Herausforderung in der NFL das Blocken für das Laufspiel und noch mehr Muskeln draufzupacken?
St. Brown: Ja, in der NFL sind alle stärker als am College, aber das Spiel läuft auch noch schneller. Darauf musst du dich einstellen.
SPORT1: In Deutschland wird der Hype jetzt richtig groß, weil Sie als Offensivspieler natürlich auch mehr im Fokus stehen als Verteidiger oder Offensive-Line-Spieler wie die bisherigen Deutschen in der NFL. Wie bekommen Sie das mit? Ist das auch bei US-Journalisten ein Thema?
St. Brown: Durch meine Mutter bekomme ich die Berichte in Deutschland mit. Das freut mich natürlich. Die US-Journalisten wollen eigentlich immer nur wissen, wie viele Sprachen ich spreche. Davon sind sie immer total fasziniert (lacht).