Deutschlands bester Basketballer aller Zeiten, auf heimischem Parkett in Berlin - das ist zumindest die große Hoffnung der Basketball-Nation für die Europameisterschaft 2015. Die EM wird in Frankreich, Lettland, Kroatien und Deutschland ausgetragen. Aber ob Superstar Dirk Nowitzki dann auch tatsächlich fürs DBB-Team aufläuft, ist längst nicht, so klar wie viele glauben.
Nowitzki stellt Heim-EM in Frage
© Getty Images
Im Gespräch mit SPORT1 in Dallas verdeutlichte Nowitzki: Je erfolgreicher er mit seinen Mavericks in der NBA ist, desto geringer sind die Chancen, ihn in Berlin zu sehen: "Ich werde im Sommer 37. Wenn wir bis Mai, Juni spielen, wird es eng mit der Nationalmannschaft. Da müssen wir uns im Sommer zusammensetzen."
Die NBA-Playoffs beginnen am 18. April, die Halbfinals der beiden Conferences am 4. oder 5. Mai. Gut möglich, dass Nowitzki mit den Mavericks - derzeit auf Platz 6 im Westen mit Kontakt nach oben - bis weit in den Mai hinein spielt.
Erstes Treffen mit Bundestrainer Fleming
Erreichen die Mavericks das Conference-Finale (Start am 19. oder 20. Mai) , stehen sie bis Anfang Juni auf dem Parkett. Die Liga-Finals beginnen dann am 4. Juni. Zwar beginnt die EM erst am 5. September - aber die mehr als 90 Spiele, die Nowitzki wohl in der NBA macht, fordern schlichtweg ihre Regenerationspause.
"Jetzt muss ich mich erst einmal durch die Saison ackern", vertröstete er seine Fans. Die größte Herausforderung sei derzeit der Ausfall des Spielmachers der Mavericks. "Hoffentlich kommt Rajon Rondo bald zurück und wir kommen weit", sagt Nowitzki.
Beim ersten Treffen mit Chris Fleming war allerdings die EM 2015 das große Thema. Bis dato war Nowitzki der neue Bundestrainer, seit dem 1. Dezember 2014 im Amt, nicht persönlich bekannt.
"Chris war in der vergangenen Woche da", berichtete der Würzburger SPORT1. "Leider hat er zwei Niederlagen gegen Memphis und Houston gesehen. Ich habe mich mit ihm getroffen. Es war schön, ihn einmal persönlich kennenzulernen. Bisher kannte ich ihn ja nur vom Namen her."
Die einmalige Chance auf ein Heimturnier
Selbstverständlich setzt Fleming bei der EM auf sein absolutes Zugpferd. "Es war interessant, er hat dargelegt, wie der Sommer aussehen könnte", sagte Nowitzki.
Unerwähnt ließ der Bundestrainer, dass er im Sommer 2014 als Assistant Coach ausgerechnet bei Nowitzkis Playoff-Bezwinger San Antonio Spurs NBA-Luft schnupperte. "Das wusste ich noch gar nicht", räumte Nowitzki nun ein.
Die Unterhaltung bewertete er sehr positiv: "Nein, es war sehr informativ und gut, sich auszutauschen. Es ist klar, dass er mich gern dabei hätte", erklärte er.
Doch mitten in seiner 17. NBA-Saison konnte der Power Forward keine Zusage geben. Um ihren Superstar vor den Playoffs nicht zu verschleißen, reduzieren die Mavericks schon jetzt sein Pensum.
Andererseits ist die EM 2015 ist möglicherweise seine letzte Chance auf ein Turnier im Deutschland-Trikot, und ganz sicher die erste und letzte im eigenen Land.
Fleming reist weiter durch die USA
Neben Nowitzki hat Fleming bei seinem US-Trip noch ein paar weitere Stationen auf dem Plan: "Er will sich ja jetzt auch noch mit Chris Kaman und ein paar College-Spielern treffen", sagt Nowitzki.
Nachdem die Nationalmannschaft zuletzt nicht besonders hoch im Kurs der spielberechtigen Profis stand, möchte Fleming mit dem bestmöglichen Kader antreten.
Das heißt natürlich auch mit Dennis Schröder - den designierten Nachfolger Nowitzkis als Aushängeschild des deutschen Basketballs. Mit großem Interesse verfolgt auch Nowitzki die NBA-Karriere von Dennis Schröder bei den Atlanta Hawks.
Schröder und die Hawks begeistern Nowitzki
Die gewannen zuletzt 19. Spiele, bevor die Serie am Montagabend bei den New Orleans Pelicans riss. "Das ist Wahnsinn. Das hätte vor der Saison keiner gedacht", sagt Nowitzki. Zeitweise hatte den Hawks sogar Aufbauspieler Nummer eins gefehlt. "Als sie uns hier geschlagen haben, war ja Jeff Teague sogar verletzt", sagt Nowitzki.
105:102 ging dieses Spiel kurz vor Weihnachten aus, Schröder ragte heraus, beeindruckte auch Nowitzki: "Dennis hat da ein super Spiel gemacht, uns 22 Punkte eingeschenkt und total abgezockt gespielt. Das habe ich ihm danach auch gesagt. Sie sind die absolute Überraschungsmannschaft."
Deswegen hat Nowitzki Atlanta auch auf dem Zettel, was die späteren Runden der Playoffs betrifft: "Sie haben eine gute Chemie und sind sehr tief besetzt. Die werden im Osten ein Wörtchen mitreden."
Als junger NBA-Profi auf einer derartigen Welle zu schwimmen, ist Luxus, das weiß Nowitzki aus eigener Erfahrung: "Ich freue mich für Dennis", sagt er. "Meine ersten Jahre waren nicht so toll, wir haben die Playoffs verpasst. In einer Mannschaft zu sein, die gewinnt, ist ein tolles Gefühl."