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VfL Wolfsburg: Trainer Oliver Glasner über Wölfe, Schmadtke und Labbadia

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VfL Wolfsburg: Trainer Oliver Glasner über Wölfe, Schmadtke und Labbadia

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So tickt Wolfsburgs neuer Coach

Der VfL Wolfsburg hat in Oliver Glasner einen neuen Coach. Im SPORT1-Interview spricht der Österreicher über die Wölfe, seinen Job und Bruno Labbadia.
Nach Adi Hütter bei Eintracht Frankfurt hat sich auch der VfL Wolfsburg einen Trainer aus Österreich geangelt. SPORT1 blickt auf die Ösi-Trainer der Bundesliga zurück.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Oliver Glasner tritt beim VfL Wolfsburg ein schweres Erbe an.

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Mit Bruno Labbadia landeten die Wölfe in der vergangenen Saison auf Platz sechs. Doch der Ex-Coach und VfL-Geschäftsführer Sport Jörg Schmadtke waren nicht auf einer Wellenlänge.

Weil Labbadia nicht für einen neuen Vertrag zur Verfügung stand, verpflichtete der VfL mit Glasner einen Trainer aus Österreich, der mit dem Linzer ASK in der abgelaufenen Runde immerhin auf Platz 2 landete. 

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Im SPORT1-Interview spricht der 44-Jährige vor dem Testspiel gegen die PSV Eindhoven (ab 18.55 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) über seinen Werdegang, seine Zusammenarbeit mit Schmadtke, die Ziele mit dem VfL und seinen Vorgänger.

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SPORT1: Herr Glasner, wie haben Sie Ihre ersten Wochen in Wolfsburg erlebt?

Oliver Glasner: Insgesamt sehr positiv, es war natürlich intensiv. Alles, was ich in den ersten Wochen vom VfL gesehen habe, stimmt mich auch absolut positiv für die Saison. Ich bin ein Mensch, der sehr offen an etwas Neues herangeht. Ich bin gespannt, will alles aufsaugen, kennen lernen und nach und nach meine Ideen und meinen Input mit einbringen. 

SPORT1: Man sagt, Sie seien eher emotionslos und sachlich. Wie ist Oliver Glasner wirklich?

Glasner: Ich kann im Spiel schon sehr emotional werden. Manchmal denke ich mir, es wäre besser, dann etwas ruhiger zu sein. Aber abseits des Platzes bin ich schon ein sehr ruhiger, sachlicher und bodenständiger Typ. Das haben die Spieler auch schon gemerkt. Wenn es darum geht, Übungen einzustudieren, bin ich sehr hartnäckig und fordernd. Da geht es mir darum, dass sie sich mit den Dingen auseinandersetzen. Aber wenn wir dann beim Mittagessen zusammensitzen, dann können wir auch über viele andere, teils private Dinge sprechen.

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SPORT1: Was ist Ihr stärkster Charakterzug?

Glasner: Oliver Glasner ist und bleibt Oliver Glasner - mit seinen Stärken und Schwächen. Ich versuche immer authentisch zu sein, bin sehr geradlinig. Und wenn mir Dinge nicht passen, dann spreche ich das sofort an. Ich kann auch mal ungemütlich werden. Wenn mir Dinge sehr gut gefallen, dann äußere ich das ebenfalls. Wer mit mir zu tun hat, weiß immer, woran er ist. Ich lasse mich nicht verbiegen.

SPORT1: Worauf darf sich die Bundesliga bei Ihnen am meisten freuen?

Glasner: (lacht) Auf einen weiteren Österreicher. Ich bin keiner, der ins Rampenlicht drängt. Ich werde mich also beim VfL nicht groß in den Vordergrund stellen. Das Spotlight gehört den Spielern mit guten Leistungen auf dem Platz. Das ist meine größte Freude.

SPORT1: Warum war jetzt der richtige Zeitpunkt für Sie für einen Neustart im Ausland?

Glasner: Wir haben in den vergangenen vier Jahren beim Linzer ASK eine schöne Erfolgsgeschichte geschrieben. Zwei Jahre in der 2. Liga und zwei Jahre in der Bundesliga mit ersten Europacup-Erfahrungen, das war für mich persönlich sehr wichtig. Ich habe aus dieser Zeit viel mitgenommen und bin noch mittendrin in der Entwicklung. Ich lasse mich auf Dinge ein, werde auch in Wolfsburg sicher den einen oder anderen Fehler machen und daraus aber auch lernen. Das verlange ich auch von meinen Spielern, dass sie sich auf neue Sachen einlassen. Und sie dürfen auch Fehler machen. 

SPORT1: Was für ein Trainer-Typ sind Sie?

Glasner: Ich habe auf dem Platz klare Vorstellungen und verlange von den Spielern, bei der Sache zu sein. Aber in der Kabine darf es locker zugehen. Mir ist es auch sehr wichtig, persönlichen Kontakt mit den Spielern zu haben, auch mal über ihre Familie und die Kinder zu sprechen. Wir haben hier viele junge Väter, und ich bin selbst dreifacher Vater. Hier kann ich meine Erfahrungen mit den Spielern austauschen. 

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SPORT1: Mit dem LASK hätten Sie in der Champions-League-Qualifikation spielen können. Warum haben Sie sich für den VfL entschieden? 

Glasner: Die Bundesliga ist eine andere Hausnummer als die österreichische Liga. In den Gesprächen mit Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer haben wir sehr schnell gemerkt, dass wir ähnliche Ideen haben, wie wir den VfL weiter nach vorne bringen können. Das war dann ausschlaggebend. Für mich persönlich ist es wichtig, dass ich beim VfL zwei Menschen an meiner Seite habe, die sehr viel Erfahrung haben. Marcel Schäfer (VfL-Sportdirektor, d. Red.) kennt den VfL in- und auswendig, und bei Jörg Schmadtke trifft das auf die Bundesliga zu.

SPORT1: Joshua Guilavogui hat gemeint, man könne mit Ihnen viel Spaß haben. Und außerhalb des Rasens ließen Sie den Spielern viel Freiraum.

Glasner: Bei mir sind die Spieler für sich selbst verantwortlich. Ich gebe ihnen sehr gerne auch abseits des Platzes Verantwortung. Diese erwarte ich zu 100 Prozent auf dem Platz, denn da müssen sie Entscheidungen treffen. Meine feste Überzeugung ist, dass wir das, was wir auf dem Platz verlangen, auch außerhalb einfordern können. Wenn ich das Vertrauen in meine Spieler abseits des Platzes nicht hätte, dann hätte ich genau die gleichen Bedenken auf dem Platz. Ich versuche deshalb einen Rahmen zu stecken, in dem sich die Spieler frei bewegen und wohlfühlen können. Aber es gibt auch klare Grenzen. Bisher wurden diese Grenzen von meinen Spielern immer eingehalten.

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SPORT1: Gibt es im Verein Neuerungen durch Sie?

Glasner: Ich habe eine Wand im Trainerbüro einreißen lassen, weil ich ganz offen mit allen im Team kommunizieren möchte. Mir ist ein gutes Miteinander sehr wichtig. 

SPORT1: Stört es Sie, dass selbst junge Profifußballer heutzutage schon viel Geld verdienen? 

Glasner: Überhaupt nicht. Mir geht es darum, wie man miteinander umgeht. Mir ist der Mensch wichtig, und ich werde alle immer gleich behandeln. Da spielt das Finanzielle keine Rolle. Wenn die Spieler das verinnerlichen, dann ist das auch überhaupt kein Problem. Für mich wird es dann zum Problem, wenn einer denkt, nur weil er mehr Geld hat, müsse er besser behandelt werden. Das ist beim VfL nicht der Fall. 

SPORT1: Wollen Sie nur Musterprofis oder darf ein Spieler bei Ihnen auch unbequem sein?

Glasner: Natürlich darf er das. Wir hatten das auch in Linz. Da gab es im Training auch mal Reibereien. Mir ist es lieber, der Spieler sagt mir, wenn ihm etwas nicht passt. Ich möchte mündige Spieler, die Verantwortung übernehmen, eine Siegermentalität haben und jedes Trainingsspiel gewinnen wollen. Wenn sie sich dann mal mit mir anlegen, bin ich froh darüber. Denn dann weiß ich, dass sie sich mit der Sache auseinandersetzen.

SPORT1: Sie waren ein Fan des Fußballs von Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund. Was ist Ihre Art des Fußballspiels?

Glasner: Während meiner Trainer-Ausbildung hatte Jürgen Klopp beim BVB gerade seine erfolgreiche Zeit und hat eine neue Art des Fußballspiels eingeführt. Wir waren da alle noch im Zeitalter von Diego Maradona. Es hat mir gefallen, wie Klopp seine Mannschaft auf eine andere Art und Weise motiviert und zum Erfolg geführt hat. Mir gefällt es, etwas Neues auszuprobieren. Was zehn Jahre gut war, muss nicht die nächsten zehn Jahre auch gut sein. Obwohl der VfL in der vergangenen Saison sehr erfolgreich war, wollen wir neue Reize setzen. Um mittelfristig und langfristig erfolgreich zu sein. 

SPORT1: Hat es Sie überrascht, dass der VfL trotz des guten Abschneidens einen neuen Trainer gesucht hat?

Glasner: Bruno Labbadia hat mit seinem gesamten Trainerteam ohne Zweifel famose Arbeit geleistet, so dass die Mannschaft eine hervorragende Saison spielen konnte. Alles andere kann ich nicht beurteilen. Ich selbst habe mich auf Rang 2 beim LASK verabschiedet. Es ist immer angenehmer, wenn man als erfolgreicher Trainer den Verein verlassen kann.

SPORT1: Was wollen Sie mit dem VfL erreichen?

Glasner: Ich definiere mich nicht über Tabellenplätze, sondern über die Art und Weise, wie wir Fußball spielen. Ich bin davon überzeugt, dass sich mit ordentlichen Leistungen auch der Erfolg einstellt. Ich brauche kein Platzierungsziel, sondern versuche im Hier und Jetzt gemeinsam mit den Spielern eine Idee zu entwickeln, wie wir attraktiven Fußball bieten können. Wenn wir das gut auf den Platz bringen, dann wird es eine erfolgreiche Saison.