Hallo Fußball-Freunde,
Reif: Bayern muss für Flick danken
der FC Bayern München fegt Borussia Dortmund mit 4:0 vom Platz und dann ruft uns noch Uli Hoeneß im CHECK24 Doppelpass an - was für ein Fußball-Wochenende.
Bekanntermaßen wird Hoeneß bald aus dem Amt als Präsident scheiden. So wie wir ihn erlebt haben, wird er dem Klub aber sicher auch in Zukunft noch sehr, sehr guttun. Jeder, der glaubt, dass er nun Ruhe vor ihm hätte: viel Vergnügen!
Generell steht der Rekordmeister vor spannenden Zeiten, der klare Sieg über den BVB ändert nichts daran, dass Interimscoach Hansi Flick einen komplizierten Job vom entlassenen Niko Kovac geerbt hat.
Coutinho auf der Bank keine Dauerlösung
Bislang hat Flick absolut alles richtig gemacht, auch und gerade mit seinen Personalentscheidungen. Philippe Coutinho, den er aus der Startelf genommen hat, ist sicher eher unglücklich, aber es spricht für Flick, dass er sich etwas traut und nicht nach Namen aufstellt.
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Langfristig, das ist aber auch klar, kann es nicht die Lösung sein, dass ein so teurer und großer Transfer wie Coutinho nicht spielt: Flick muss hinkriegen, dass Müller, Thiago, Coutinho ihre Spielzeit finden, die Balance finden, die bisher fehlt. Alle müssen wenigstens halbwegs zufrieden sein und mitziehen.
Bei Kovac hat genau das am Ende nicht geklappt. Uli Hoeneß hat bei uns in der Sendung ja noch mal seine Aussage bestätigt, dass Kovac Teile der Kabine gegen sich hatte.
"Kovac war nie stark genug"
Ich hätte das so nicht gesagt. Ich finde, das sollte man anders ausdrücken oder gar nicht sagen - aber gut: Natürlich hat die Kabine Macht, ganz klar. Und ein Trainer muss damit umgehen können, auch klar.
Kovac war nie stark genug. Die Bayern müssen einen haben, der stärker ist als Kovac. James Rodríguez hat es ihm vergangene Saison ja unter die Nase gerieben: Frankfurt ist nicht München. Und das stimmt. Punkt.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Kovac wurde nie stark gemacht, beim nächsten Trainer darf es nicht noch mal dieses seit Jahren gewohnte Glasperlenspiel wie zwischen Hoeneß und Rummenigge geben, da muss der kommende starke Mann Oliver Kahn Ruhe reinbringen und die Machtverhältnisse klären, sonst kann es nichts werden mit der Trainersuche. Bayerns Spieler registrieren es ja auch, wenn nur die halbe Chefetage ihren Trainer gut findet.
Der FC Bayern kann Gott für Flick danken
Bis Sommer können die Bayern dem Herrgott danken, dass sie Flick haben, er ist eine gute Lösung. Der von Bayern abgelehnte Arsène Wenger wäre keine Alternative gewesen: Man stelle sich vor, was passiert wäre, wenn er gekommen wäre, das Double geholt und es in der Champions League bis ins Halbfinale geschafft hätte. Und dann sagst du einem wie ihm: Merci beaucoup und jetzt aber tschüss? Undenkbar.
Mit Flick, der keine Ansprüche stellt, ist Bayern in komfortabler Position, bis zum Sommer in Ruhe schauen zu können: Wer ist frei und wer ist ansprechbar?
Ich glaube, Clemens Tönnies bereut aufrichtig
Ein paar Worte noch zu einem anderen Streitthema, der Rückkehr von Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies nach dessen Rassismus-Eklat.
Ich möchte nicht darüber richten, ob drei Monate für so eine Aussage die angemessene Strafe sind. Die Aussage war schlimm, sehr schlimm, das ist keine Frage. Ich glaube ihm aber, dass er sie aufrichtig bedauert.
Nun weiter darüber zu diskutieren: Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo es müßig ist. Man sollte Tönnies nun stattdessen daran messen, ob sein Handeln von nun an zu seinen Worten passt.
Bis demnächst
Euer Marcel Reif
Marcel Reif ist nach rund 1.500 kommentierten Spielen eine Reporter-Legende. Für seine Arbeit erhielt Reif unter anderem den "Grimme Preis", den "Deutschen Fernsehpreis" und den "Bayerischen Fernsehpreis". Seit Sommer 2016 begleitet Marcel Reif als Experte den CHECK24 Doppelpass auf SPORT1.