An der Säbener Straße stellt sich vor dem Showdown bei RB Leipzig in der Bundesliga die L-Frage - und diese wird Bayern-Coach Hansi Flick womöglich eine unruhige Nacht bescheren.
Wie löst Flick die L-Frage?
"Das sind Situationen, die man als Trainer hat. Mir tut es um den verletzten Spieler leid", sagte Flick bei der Pressekonferenz am Freitag: "Dass Robert wichtig für uns ist, das steht außer Frage." (Bundesliga: RB Leipzig gegen den FC Bayern am Samstag ab 18.30 Uhr im LIVETICKER)
Wichtig ist schon fast untertrieben, denn Robert Lewandowski - um dessen Ersatz es bei der L-Frage geht - ist die Lebensversicherung des deutschen Rekordmeisters.
Da überrascht es kaum, dass Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß nach eigener Aussage als RTL-Experte das "Herz stehen geblieben" ist, als er sah, wie der Pole beim 3:0-Sieg seines Heimatlandes in Andorra vom Platz humpelte.
Der leichten Entwarnung durch den polnische Fußballverband, der zunächst von einer Ausfallzeit von zehn Tagen sprach, folgte die Schock-Diagnose durch den Rekordmeister: Rund vier Wochen Pause.
Mittlerweile wird schon wieder von einer schnelleren Rückkehr spekuliert - Fakt ist aber, dass Flick nun erstmal für das Topspiel bei RB Leipzig am Samstag eine Idee aus dem Hut zaubern muss.
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Es gibt keinen klassischen Plan B
Das Spiel der Münchner ist extrem auf ihren Top-Stürmer zugeschnitten, weil jener in seiner Karriere so gut wie nie verletzt ist. Einen einen echten Plan B, den Flick aus der Schublade holen könnte - es gibt ihn nicht.
Seitdem Lewandowski 2014 zu den Bayern wechselte, verpasst er nur 15 von 230 möglichen Bundesligaspielen. Zumeist tat er dies nicht wegen Verletzungen, sondern um geschont zu werden. In den 15 Partien siegten die Münchner elf Mal, spielten drei Mal Remis und kassierten eine Pleite.
Gegen Borussia Dortmund und RB Leipzig hat der Weltfußballer noch nie gefehlt. In dieser Spielzeit fehlte Lewandowski sowohl beim 1:4 bei der TSG Hoffenheim, wie auch beim blamablen Aus im DFB-Pokal in Kiel, in der Startelf - kam aber immerhin als Joker zum Einsatz.
In der Bundesliga erzielte der 33-Jährige in dieser Saison 45 Prozent der Bayern-Tore (35 von 78) und war an 54 Prozent aller Tore beteiligt (42 von 78). Beeindruckende Werte, welche die Frage aufwerfen, wie Flick Lewandowski denn nun ersetzten will.
"Wir müssen jetzt schauen, wie wir das im Team am besten lösen. Wir haben Spieler, die auf dieser Position spielen können", sagte Flick bei der PK. Doch welche Akteure meint er?
SPORT1 hat die wahrscheinlichsten Optionen zusammengefasst.
Leroy Sané
Sané agierte beim FC Bayern in seinen 24 Bundesliga-Spielen (4 Tore, 10 Assists) fast immer rechts offensiv auf dem Flügel - teilweise auch links offensiv. Auf diesen Positionen hatte er zuletzt einen erkennbaren Formanstieg. Als Kandidat für die zentrale Stürmer-Position fällt der 25-Jährige im Normalfall weg - jedenfalls hat er diese Rolle beim FC Bayern noch nie gespielt.
Serge Gnabry
Für Sanés Flügelpartner dürfte ähnliches gelten.
Gnabry agierte in seinen 83 Bundesliga-Spielen für den FC Bayern nur ein einziges Mal zentral in der Sturmmitte – und das an der Seite von Robert Lewandowski als Teil einer Doppelspitze. Das war beim 3:2-Sieg gegen den SC Paderborn, als Gnabry ein Tor erzielte und zwei weitere Treffer vorlegte.
In der deutschen Nationalmannschaft agiert Gnabry regelmäßig als klassischer Neuner, ihm ist diese Position also nicht so unbekannt, wie es bei Sané der Fall ist. Flick hat die Option Gnabry in der Sturmspitze allerdings nicht favorisiert.
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Eric Maxim Choupo-Moting
Der Lewandowski-Backup wäre logischerweise die naheliegendste Variante, um den Polen zu ersetzen. Der 32-Jährige ist ein klassischer Mittelstürmer und zeigte in dieser Spielzeit auch schon das ein oder andere Mal, dass er durchaus ein fähiger Backup-Stürmer ist.
In 24 Einsätzen hat Choupo-Moting in dieser Spielzeit fünf Tore für den Triple-Sieger erzielt - und unterschiedliche Formationen in der Offensive bekleidet. Bei seinem einzigen Startelf-Einsatz in der Bundesliga als Mittelstürmer machte der Kameruner allerdings kein gutes Spiel. Beim 2:1-Sieg in Köln kam er am 6. Spieltag nur zu 18 Ballkontakten, gewann 38 Prozent seiner Zweikämpfe und kam zweimal zum Abschluss.
Wenn Flick seine taktische Ausrichtung in Leipzig nicht über den Haufen werfen will, dann ist Choupo-Moting seine logische Option. "Choupo ist ein Spieler, der gezeigt hat, dass er viel Qualität hat. Ich lasse mir das offen, wie wir agieren wollen. Er ist aber auf jeden Fall eine Option", sagte Flick über den gebürtigen Hamburger.
Thomas Müller
Der Urbayer hat schon das ein oder andere Mal als Sturmspitze fungiert und dürfte auch eine ernstzunehmende Option in Flicks Gedankenspielen darstellen.
Müller hat als alleinige Spitze sogar eine eindrucksvolle Bilanz vorzuweisen: In 18 Partien als Mittelstürmer der Bayern kommt er auch 18 Torbeteiligungen. 28 Spiele stand er zudem als Part einer Doppelspitze auf dem Rasen. Dabei gelangen Müller immerhin 19 Torbeteiligungen.
Bei Flick ist der 31-Jährige absolut gesetzt - allerdings als Zehner hinter der einzigen Spitze. In dieser Rolle kommt er in dieser Bundesligasaison auf zehn Tore und 15 Assists. Als Neuner hat ihn Flick noch nie eingesetzt.
Ganz vorne spielte Müller zuletzt vor zwei Jahren unter Niko Kovac - an der Seite von Lewandowski. Als alleiniger Stürmer stand er zuletzt vor vier Jahren in der Startformation. Damals hieß der Trainer noch Carlo Ancelotti und die Zeiten an der Säbener Straße waren andere.
Es wird spannend zu sehen sein, ob Flick die Zeit zurückdreht und Müller vom Zehner zum Neuner macht.