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Das steckt hinter dem Spanien-Beben

Die Entlassung von Trainer Julen Lopetegui stürzt die spanische Nationalmannschaft kurz vor der WM in ein beispielloses Chaos. SPORT1 erklärt die Hintergründe.
Einen Tag nach der Bekanntgabe von Spaniens Nationalcoach Julen Lopetegui als Zidane-Nachfolger bei Real Madrid hat der spanische Verband den Trainer entlassen.
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von Kerry Hau

Spanien galt bis Dienstag als heißer Kandidat auf den Titel bei der WM in Russland.

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Dann entschied sich Real Madrid dazu, die Verpflichtung von Julen Lopetegui als Nachfolger von Zinedine Zidane zu verkünden - und sorgte damit für Zweifel an der Titeltauglichkeit Spaniens.

Denn der spanische Verband reagierte mit der Trennung von Lopetegui, der bisherige Sportdirektor Fernando Hierro übernimmt. Wie steckt das Team die überraschende Unruhe weg?

SPORT1 beantwortet die wichtigsten Fragen zum spanischen Trainer-Beben.

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- Warum musste Lopetegui gehen?

Nach einer brillanten Qualifikation und einer Traum-Serie von 20 Spielen in Folge ohne Niederlage gab es aus sportlicher Sicht keinerlei Gründe für eine Entlassung.

Lopetegui schaffte es, die nach der Ära Vicente del Bosque ausgebrannten Spanier mit jugendlicher Frische und ansehnlichem, im Vergleich zu früheren Jahren aber effektivem Ballbesitzfußball, zurück zu älter Stärke zu verhelfen.

"Gewinnen", wie Verbandspräsident Rubiales am Donnerstag befand, "ist aber nicht immer das Wichtigste". Der 40-Jährige sah sich aufgrund der Verhaltensweise seines Trainers und dessen künftigen Arbeitgebers gezwungen, diese drastische wie riskante Entscheidung zu fällen.

Er sei erst fünf Minuten vor der Veröffentlichung der Vollzugsmeldung der Königlichen über Lopeteguis Pläne nach der WM unterrichtet worden, berichtete Rubiales. Diese Umgangsform interpretierte er als Angriff auf die "Furia Roja" - zumal Lopetegui keine drei Wochen zuvor seinen Vertrag bis 2020 verlängert hatte.

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Darin war zwar eine Ausstiegsklausel in Höhe von zwei Millionen Euro verankert, die ihm Verhandlungen mit Real erlaubten. In Anbetracht der deutlichen Aussagen von Lopetegui in den Tagen vor der Abreise nach Russland ("Jetzt zählt nur die WM" oder "Jeder muss an die Nationalmannschaft denken") fühlte er sich aber auch in seinem Stolz verletzt. 

"Es wäre unverantwortlich gewesen, wenn wir nicht reagiert hätten", betonte Rubiales. Ex-Nationalspieler Xavi Hernandez äußerte für die Maßnahme des jungen Präsidenten Verständnis: "Der Verband steht am Ende immer über einzelnen Personen."

- Wer traf die Entscheidung? 

Rubiales gilt als konsequenter und furchtloser Funktionär. Sieben Jahre lang thronte er an der Spitze der spanischen Spielergewerkschaft, seit dem 17. Mai schwingt er als Verbandspräsident das Zepter.

Auch wenn er Teil einer 18-köpfigen Direktive ist: Die Trainer-Lawine trat er maßgeblich selbst los. Lopetegui-Erbe Hierro soll ihm laut der as am Mittwochvormittag sogar noch davon abgeraten haben.

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Rubiales wollte auf seinen Sportdirektor aber offenbar ebenso wenig hören wie auf einige Schwergewichte der Mannschaft.

Allen voran Kapitän Sergio Ramos, aber auch die Barca-Stars Gerard Pique und Sergio Busquets sollen sich nach Angaben der Marca vehement für einen Verbleib des Trainers ausgesprochen haben.

- Wer provozierte das Chaos? 

Im Grunde genommen Zinedine Zidane.

Hätte der Erfolgstrainer von Real nach dem dritten Champions-League-Sieg in Folge nicht aus heiterem Himmel hingeworfen, würde Lopetegui jetzt mit der "Seleccion" Kurs auf WM-Titel Nummer zwei nehmen.

Real-Boss Florentino Perez wurde von Zidanes Entschluss überrumpelt. Der auch mit 71 Jahren noch voller Erfolgsgier strotzende Bauunternehmer nahm sich deshalb vor, noch vor der WM einen neuen Trainer zu präsentieren.

Schließlich sollte sich dieser bereits zumindest im Hinterkopf mit der Kaderplanung für die neue Saison beschäftigen. Zum Beispiel die Zukunft der unzufriedenen Superstars Cristiano Ronaldo und Gareth Bale klären, sowie bestenfalls auch noch grünes Licht für einen Transfer von Neymar und einem neuen Torhüter geben.

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Perez bekam aber erstaunlich viele Absagen. Joachim Löw, Jürgen Klopp, Mauricio Pochettino, Massimiliano Allegri, Antonio Conte - sie alle signalisierten ihm, nicht zur Verfügung zu stehen. Also kontaktierte Perez schließlich Real-Kenner Lopetegui.

Der ehemalige Spieler und Jugendtrainer sagte aufgrund seiner persönlichen Verbundenheit zu den Königlichen auch schnell zu - allerdings mit der klaren Prämisse, noch die WM mit Spanien absolvieren zu wollen.

Rubiales äußerte zwar Verständnis für Reals Situation. Es sei absolut "legitim", dass ein solcher Klub das Beste für sich wolle. Dass Perez und dessen Gefolge dabei aber überhaupt keine Rücksicht auf die Nationalelf und die WM nahmen, brachte das Fass zum Überlaufen.

Die spanische Presse wirft Perez deshalb Egoismus vor. Real habe "eine Handgranate in die Baracken der Nationalelf" geworfen, schrieb etwa El Pais.

In dieses Bild fügt sich nun auch die Nachricht ein, dass Lopetegui noch am Donnerstagabend bei den Königlichen vorgestellt werden soll: Für Ruhe am Abend vor dem WM-Auftakt gegen Portugal am Freitag (ab 19.30 Uhr im LIVETICKER) wird das eher nicht sorgen.

- Wie geht es jetzt weiter?

"Du kannst nicht in zwei Tagen all das umkrempeln, was in zwei Jahren auf die Beine gestellt wurde", erkannte Lopetegui-Nachfolger Hierro auf seiner Antritts-Pressekonferenz. Der Schlüssel zum Erfolg liege darin, möglichst viel Ruhe zu bewahren und sich auf das gemeinsame Ziel zu fokussieren.

Die Real-Legende bringt drei Assistenten mit: Julian Calero und der frühere Nationalspieler Carlos Marchena werden seine Co-Trainer, Juan Carlos Martinez kommt als Physio. 

Der restliche Trainerstab bleibt zusammen. Dazu gehört auch Albert Celades. Der U21-Trainer galt als großer Vertrauter von Lopetegui. Ihm zeigte Rubiales nicht die Tür - schließlich hatte er ihn auch nicht hintergangen.

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