Jose Mourinho machte sich viele Jahre als "The Special One" einen Namen.
Mourinho verliert seinen Zauber
Doch von besonderen Fähigkeiten ist beim Portugiesen kaum noch was zu sehen, Mourinhos Zauber ist verflogen.
Bei West Ham United kassierte Manchester die dritte Niederlage im siebten Premier-League-Spiel. Es ist der schlechteste Saisonstart der Red Devils seit 1989.
Sorgen um seinen Job macht er sich dennoch nicht, wie er auf der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Valencia betonte.
Die Premier League Highlights am Montag ab 22.15 Uhr auf SPORT1
Ließ sich einst noch darüber streiten, ob Mourinho der beste Trainer der Welt sei, ist er inzwischen nur noch Anwärter auf den Titel des "nervigsten". Denn Mourinho fällt inzwischen hauptsächlich durch arrogante Auftritte, Schiedsrichter-Kritik oder Zoff mit seinen Spielern oder den Fans auf.
United-Legenden schlagen Alarm
Die Frage scheint nur noch zu sein, wann United die Reißleine zieht. Denn Mourinhos Kredit ist nahezu aufgebraucht - egal, ob bei Fans des 55-Jährigen, Experten oder Klub-Legenden. Mit Zinedine Zidane wird bereits ein prominenter Nachfolger gehandelt.
"Es werden jetzt Gespräche auf höchster Ebene über die Zukunft des Trainers und der Mannschaft stattfinden. Sie können nicht zulassen, dass das die ganze Saison so weitergeht. Spieler auf der einen Seite, Mourinho und sein Team auf der anderen", sagte der frühere Innenverteidiger Rio Ferdinand.
Ansonsten werde es "die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte." Paul Scholes spricht von einem "internen Krieg" zwischen Mourinho und den Spielern sowie Boss Ed Woodward, United mache den Eindruck eines "Chaos-Klubs".
Auch Gary Neville fordert Änderungen und sieht ein größeres Problem: "Es ist nicht nur der Trainer, sondern auch die mangelnde Fußball-Kompetenz in der Führung. Sie haben alle keinen Plan". Damit hat Neville sicher nicht unrecht, das Team wirkt plan- und identitätlos, der Transfersommer misslang, dem Klub fehlt ein Sportdirektor.
Mourinho mit destruktiver Spielweise
Hauptverantwortlich ist und bleibt aber der Trainer, dessen Vertrag bis 2020 läuft. Möglicherweise zögert nur die erforderliche hohe Abfindung Mourinhos Aus heraus. "Wenn ich entlassen werde, wissen sie, wie viel Geld sie mir bezahlen müssen", sagte der Portugiese in der italienischen Zeitung La Repubblica.
Doch wie hat es Mourinho geschafft, so viele gegen sich aufzubringen?
Ein Dorn im Auge ist vielen Beobachtern die eher destruktive Spielweise Mourinhos, die nicht zu Uniteds Philosophie passt. Bereits im Vorjahr, als der Klub mit Rang zwei in der Liga und dem Europa-League-Titel durchaus erfolgreich abschnitt, überzeugte United selten und erzielte auch die mit Abstand wenigsten Tore von Englands Top vier.
"Die Mannschaft spielt schlecht, genießt den Fußball nicht und zeigt keine Kreativität", sagte Eric Cantona, ein weiteres Klub-Idol, der sich gleichzeitig Pep Guardiola als Trainer wünschte – ausgerechnet einen von Mourinhos Rivalen.
Auch Paul Pogba beschwerte sich nach dem müden 1:1 gegen Wolverhampton: "Wenn wir zu Hause spielen, sollten wir attackieren, attackieren, attackieren. Das ist Old Trafford. Wir sind hier, um anzugreifen".
Dauerzoff mit Pogba
An der Personalie Pogba lässt sich erkennen, dass auch das Tischtuch mit den Spielern zerschnitten scheint. Die Befürworter - wie beispielsweise Romelu Lukaku - sind in der Minderheit.
Gegen West Ham machte Mourinho ein weiteres unnötiges Fass auf, indem er komplett auf den mitgereisten und fitten Alexis Sanchez verzichtete, der davon alles andere als begeistert war.
Und das Verhältnis zu Paul Pogba wirkt inzwischen eher wie eine schlechte Seifenoper. Die letzten Episode: Ein Streit zwischen beiden Protagonisten im Training und Pogbas Absetzung als Vize-Kapitän.
Uniteds schleichender Abstieg begann mit dem Ende der Ära von Sir Alex Ferguson. Nach den gescheiterten Experimenten mit David Moyes und Louis van Gaal sollte Star-Coach Mourinho United wieder zu altem Glanz führen.
Doch wieder einmal scheint Mourinho in seinem dritten Jahr an seine Grenzen zu stoßen. Bereits beim FC Porto, bei Real Madrid und dem FC Chelsea war die Beziehung zwischen Klub und Trainer spätestens nach der dritten Saison beendet.
-----
Lesen Sie auch: