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WWE-Todesfall mit dunkler Geschichte

Barry Orton, Onkel von Wrestling-Topstar Randy Orton, ist tot. Bei WWE war er lange kein Thema mehr - wohl wegen seiner Rolle in einem großen WWE-Skandal.
Barry Orton bei einem seiner letzten WWE-Auftritte 1991
Barry Orton bei einem seiner letzten WWE-Auftritte 1991
© WWE
mhoffmann
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Sein Vater war eine Wrestling-Legende. Sein Bruder ein bekannter Rivale Hulk Hogans, der nun Hall-of-Fame-Mitglied ist. Sein Neffe Randy ist einer der größten WWE-Stars der Gegenwart.

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Barry Orton, der Onkel des "Legend Killers" - am Freitag im Alter von 62 Jahren verstorben - war selbst ebenfalls mehrere Jahre lang Wrestler bei WWE, ist aber weit weniger in Erinnerung geblieben. "Barry O" - so lautete sein Ringname bei der früheren WWF - fand seit Jahrzehnten keine Erwähnung mehr im Programm der Liga von Vince McMahon, trotz der prominenten Rolle, die sein inzwischen bekanntestes Familienmitglied dort spielt.

Es wird damit zu tun haben, dass Barry Orton verknüpft ist mit einem der trübsten Skandale in der Geschichte der Showkampf-Promotion. Und sein Ableben ist in diesem Jahr nun schon der zweite Todesfall, der diesen Skandal in Erinnerung ruft.

Barry Orton war bis 1991 bei WWE aktiv

Barry Orton, geboren am 28. Mai 1958 im texanischen Amarillo, war wie Bruder "Cowboy" Bob Orton in die Fußstapfen seines Vaters Bob Orton Sr. getreten, er stand zwischen 1976 und 1991 für verschiedene Ligen im Ring.

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Unter anderem bildete er in der Südstaaten-Liga ICW ein Tag Team mit Bruder Bob und war als maskierter "Zodiac" in der kanadischen Liga STAMPEDE für die Familie von Bret "The Hitman" Hart aktiv, wo er auf zahlreiche spätere Topstars wie Brets Bruder Owen, Brian Pillman und Chris Benoit traf - heute allesamt aus tragischen Gründen in Erinnerung.

Bei WWE füllte Orton im Wesentlichen in der Rolle des "Jobbers" auf, der den etablierten Stars leichte Siege verschaffte. Bei einem seiner letzten Auftritte bei der Show "WWF Superstars" im Jahr 1991 kassierte er Niederlagen gegen Bret Hart und das Duo The Rockers mit dem jungen Shawn Michaels.

Im selben Jahr kam er dann aus anderen Gründen in die Schlagzeilen: Orton trat in diversen TV-Sendungen auf - unter anderem auch der bekannten CNN-Talkshow des kürzlich verstorbenen Larry King - und erhob schwere Vorwürfe gegen Terry Garvin, bis zu diesem Zeitpunkt ein mächtiger Mann hinter den Ligakulissen.

Schwere Vorwürfe gegen einen mächtigen Verantwortlichen

Orton beschuldigte Garvin, ihn sexuell belästigt zu haben, als er in den Siebzigern ein junger Wrestler in seinem Heimatstaat Texas war - was WWE schwer erschütterte: Ex-Wrestler Garvin war damals ein Hauptverantwortlicher im Bereich "Talent Relations", bei der Verpflichtung der Wrestler. Und Ortons Geschichte stützte einen ähnlichen Vorwurf, der sich auf Garvins Arbeit bei WWE bezog.

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Vince McMahon (mit Hulk Hogan) im Jahr 1993
Vince McMahon (mit Hulk Hogan) im Jahr 1993

Tom Cole, ein junges Mitglied der Ringcrew, warf Garvin damals ebenfalls Zudringlichkeit vor. Einen weiteren Belästigungsvorwurf erhob er gegen den früheren Ringsprecher Mel Phillips, der einen Fußfetisch hatte, den er an dem damals minderjährigen Cole ausgelebt haben soll.

Die Vorwürfe von Cole und Orton zeichneten ein verheerendes Sittenbild der Zustände bei WWE und kosteten Garvin und Phillips den Job. Auch der langjährige McMahon-Vertraute Pat Patterson stolperte über den Skandal: Ihm wurden zwar keine eigenen Verfehlungen, aber Mitwisserschaft vorgeworfen. Patterson trat deswegen zwischenzeitlich von seinem Posten zurück. McMahon, der Patterson bald darauf wieder ins Boot holte, sprach von einer Rufmordkampagne und dass Patterson Opfer von Vorurteilen in Bezug auf dessen eigene Homosexualität gewesen sei.

Barry Orton warf er vor, aus Eigeninteresse das Rampenlicht gesucht zu haben - und griff Ortons Glaubwürdigkeit an mit dem Verweis auf ein dunkles Kapitel in dessen eigener Lebensgeschichte: Orton saß zwei Jahre im Gefängnis, weil er unter Alkoholeinfluss einen Autounfall verschuldete, bei dem eine Frau ums Leben gekommen war.

Vince McMahon plante eine vielsagende TV-Inszenierung

Eine besonders vielsagende Episode der damaligen Schlammschlacht erwähnt der Wrestling Observer nun auch im Nachruf für Barry Orton. Er erinnert an einen Auftritt von McMahon und Orton in der bekannten Talkshow von Phil Donahue 1992, in der auch Observer-Chefredakteur Dave Meltzer zu Gast war - und in dem McMahon eine filmreife Inszenierung geplant hatte.

McMahon hatte den Whistleblower Cole zu diesem Zeitpunkt auf seine Seite gezogen und ihm wieder einen Job bei WWE gegeben - und hätte das enthüllen wollen in dem Moment, in dem Orton oder ein anderer Gast den Fall aufbringen würde. Cole saß zu diesem Zweck im Publikum der Show, kamerawirksam platziert neben der bekannten WWE-Managerin Miss Elizabeth (der selbst früh verstorbenen Ex-Ehefrau des "Macho Man" Randy Savage).

Dem Observer zufolge durchkreuzte Orton den PR-Coup: Er hätte den Braten gerochen, als Cole plötzlich den Kontakt zu ihm abgebrochen hätte und auch die anderen McMahon-Gegner in der Runde - unter anderem die im Streit geschiedene Legende Bruno Sammartino - vor einer Erwähnung des Falls Cole gewarnt.

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Randy Ortons Onkel galt als Nestbeschmutzer

Ortons Wrestling-Laufbahn war zu diesem Zeitpunkt vorbei, nach eigener Darstellung war er durch seine Vorwürfe als Nestbeschmutzer abgestempelt und bekam keine Engagements mehr.

Er versuchte eine Zweitkarriere in Hollywood, wo er diverse kleine Filmrollen spielte und andere Tätigkeiten übernahm, unter anderem als Stunt-Koordinator. Einen letzten Auftritt im Ring hatte er 2011, als er Teil einer nostalgischen Battle Royal der kalifornischen Independent-Liga PWG war - gewonnen von "Rowdy" Roddy Piper, Bob Ortons langjährigem WWF-Partner.

Fast alle Hauptfiguren des Skandals nun verstorben

Durch Ortons Tod sind nun die meisten Protagonisten des damaligen Skandals aus dem Leben geschieden: Pat Patterson ist kürzlich verstorben, ebenso wie Tom Cole, der im Februar Suizid beging. Nach Darstellung von Familienmitgliedern war Cole - dessen Verhältnis zu WWE wechselhaft und widersprüchlich blieb - den Schatten seiner traumatischen Erfahrungen nie losgeworden.

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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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Terry Garvin erlag schon 1998 61-jährig einer Krebserkrankung, Mel Phillips starb 2012, auch von früheren Kollegen vergessen. Sein Tod sprach sich erst im Jahr 2019 herum.

Der Skandal um ihn schlug nochmal kleinere Wellen, als Vince McMahons Frau Linda in ihrer Rolle als Wahlkampf-Organisatorin von Donald Trump damit konfrontiert wurde - und damit, dass Phillips trotz der Vorwürfe sogar noch einmal für kurze Zeit wiedereingestellt worden sein soll.

Die McMahons reagierten mit einem Statement ihres Anwalts Jerry McDevitt, in dem sie ein weiteres Mal verlauten ließen, nichts von Phillips' Umtrieben gewusst zu haben.