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Darts-WM 2022: Dreifach-Weltmeister Glen Durrant erlebt beispiellosen Absturz

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Darts-WM 2022: Dreifach-Weltmeister Glen Durrant erlebt beispiellosen Absturz

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Tiefer dürfte noch kein Darts-Star gefallen sein

Die Niederlagenserie von Glen Durrant setzt sich auch bei der Darts-WM fort. Der Absturz des dreimaligen BDO-Weltmeisters ist in diesem Ausmaß beispiellos. Eine wichtige Rolle nimmt dabei eine Reise nach Deutschland ein.
Glen Durrant hat im Darts völlig den Anschluss verloren
Glen Durrant hat im Darts völlig den Anschluss verloren
© Imago
Stefan Schnürle
Stefan Schnürle

Erinnern Sie sich noch an Rudi Völlers legendären Wutanfall in Island?

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Vor 18 Jahren tobte der damalige DFB-Teamchef in der ARD: „Tiefpunkt, noch einmal ein Tiefpunkt und dann noch einmal ein niedrigerer Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören.“ (Darts-WM 2022 LIVE im TV auf SPORT1, im LIVESTREAM und im LIVETICKER)

Ähnlich muss sich aktuell wohl auch Glen Durrant nach seinem frühen Aus bei der Darts-WM 2022 fühlen. Zu oft war in diesem Jahr bei Gesprächen oder Texten über seine Leistung von einem „Tiefpunkt“ oder auch einem „weiteren Tiefpunkt“ die Rede.

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Doch sein jüngster WM-Auftritt am Donnerstag war, um es mit den Worten von Rudi Völler zu sagen, ein noch „niedrigerer Tiefpunkt“.

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Ein einziges Leg konnte der aufgrund vergangener Erfolge vermeintlich klare Favorit bei seiner 0:3-Klatsche gegen William O´Connor gewinnen.

Am Ende stand gerade ein 80er-Average bei einer Checkout-Quote von 14 Prozent und einer einzigen 180 auf dem Konto - indiskutabel für einen Spieler seiner Klasse. (NEWS: Alles Wichtige zum Darts)

Es ist der gleichermaßen traurige wie passende Abschluss eines völlig verkorksten Jahres für den dreimaligen BDO-Weltmeister (2017, 2018 und 2019). Vor dem Duell mit O‘Connor hatte „Duzza“ bereits 27 der vergangenen 28 Partien verloren.

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Er selbst sprach kurz vor dem WM-Start im Guardian von einem „ziemlich traumatischen Jahr“.

Durrant: Problem bahnt sich früh an

Vor einem Jahr wäre eine solche Niederlagenserie noch unvorstellbar gewesen. (Darts: PDC Order of Merit - die aktuelle Weltrangliste)

Durrant hatte Mitte Oktober bei seinem Debüt direkt die Premier League Darts gewonnen und galt bereits als einer der Topfavoriten auf den WM-Titel.

Wenngleich Durrant rückblickend auch damals schon ein Problem feststelle: „Im Premier-League-Finale hatte sich etwas in mein Spiel eingeschlichen. Es ist kein natürlicher Wurf, eher mechanisch.“

Dennoch reichte es für den Sieg im Finale - doch statt eine Pause einzulegen und in Ruhe an dem sich einschleichenden Fehler zu arbeiten, trat Durrant eine folgenschwere Reise nach Deutschland an.

Ein folgenschwerer Flug nach Deutschland

Unmittelbar nach dem Premier-League-Triumph flog Durrant direkt zum European Darts Grand Prix nach Sindelfingen, wo er im Achtelfinale überraschend an Maik Kuivenhoven scheiterte.

Sein Spiel bröckelte dort weiter, doch viel schlimmer: Bei seiner Rückkehr nach England folgte ein positiver Corona-Test. „Ich wünschte, ich wäre nie in diesen Flieger gestiegen“, blickt Durrant zurück: „Es war der Anfang der Implosion.“

Der 51-Jährge war danach nämlich mehre Wochen krank und hustete so stark, dass er sich sogar eine Rippe brach: „Es war eine schreckliche Zeit, einfach einige Wochen zum Vergessen.“ (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Darts-WM)

Bei der WM 2021 kämpfte er sich trotzdem ins Achtelfinale und unterlag auch dort nur knapp - doch Durrant ahnte bereits etwas: „Ich wusste, dass ich meinen Arm zu weit nach hinten streckte. Dann fängt man an, zu viel nachzudenken, man beginnt zu verlieren, und der Vertrauensaspekt kommt ins Spiel.“

Durrant stellt Negativrekord auf

Dass etwas mit Durrants Spiel nicht stimmte, wurde auch der Öffentlichkeit spätestens bei der Premier League deutlich. Der Engländer brach alle Rekorde - aber im negativen Sinne.

„Das ist wie bei einem Golfer, der den Juckreiz hat, oder bei einem Fußballer, der aus sechs Metern Entfernung kein Tor schießen kann. Ich war im Panikmodus“, sagte Durrant über sein Spiel.

Bereits nach fünf Spieltagen hatte der Titelverteidiger Wayne Mardles Negativrekord von fünf Niederlagen zum Auftakt eingestellt. Am Ende schied er mit 0 Punkten aus. Alle neun Spiele hatte er verloren.

Gabriel Clemens, der als SPORT1-Experte die 1:7-Klatsche von Durrant gegen Peter Wright kommentiert hatte, bekam sogar Mitleid mit seinem gelegentlichen Trainingspartner: „Man hat bei dem Spiel die ganze Zeit das Gefühl, ‚mach‘s schnell Peter‘, damit es nicht zu qualvoll wird für Glen.“

Durrant kassiert viele Erstrundenniederlagen

Das Wort „Qual“ trifft es gut, denn Durrant gingen die Niederlage nahe. Mit ausgeschaltetem Licht lag er danach oft stundenlang mit den Alltagsklamotten im Bett des Hotels und grübelte, was falsch gelaufen war.

Um die Qualen zu lindern, nahm Durrant danach sogar an schwächer besetzten Turnieren teil - ohne Erfolg. Erstrundenniederlage folgte auf Erstrundenniederlage.

Dies ging soweit, bis Durrant mitten in einem Match seine Pfeile nahm, die Hände schüttelte und nach Hause fuhr. Er wollte in einem lokalen Pub spielen - doch auch dort wurde er zur Zielscheibe des Spotts.

Ein anderes Mal wurde ihm sogar geraten, wieder Snooker zu spielen, da er im Darts so mies wäre.

58er-Average und Mitleid von Peter Wright

Beim Betfred World Matchplay flog er im Juli ebenfalls in Runde 1 nach schwacher Vorstellung raus. All dies unterbot er jedoch beim World Grand Prix in Oktober, als er einen Average von 58 Punkte spielte.

Er war endgültig auf einem Niveau angekommen, auf dem er von gewöhnlichen Pub-Spielern nicht mehr zu unterscheiden war.

Seine bescheidenden Leistungen führten sogar zu etwas, was ein ehrgeiziger Darts-Profi wie Durrant gar nicht haben kann - seine Kollegen bekamen Mitleid mit ihm.

So sagte Michael Smith nach seinem Sieg: „Ich bin nicht glücklich, weil er ein Freund von mir ist und es hart ist, eine Person wie Glen so sehr leiden zu sehen.“ Auch „Snakebite“ tat sein klarer Sieg in der Premier League fast leid: „Gegen Glen zu spielen ist wirklich hart, wenn man sieht, wie er zu kämpfen hat.“

Durrant: „Will, dass die Leute mich hassen“

Doch Durrant will kein Mitleid: „Ich will, dass die Leute mich hassen. Ich will unter ihre Haut. Gerwyn Price nannte mich einmal einen fetten Elefanten. Nettigkeit ist nett, aber mir ist es lieber, wenn die Leute schrecklich zu mir waren. Das bedeutete, dass ich erfolgreich war.“

An einen Rücktritt denkt er jedoch nicht. „Ich bin realistisch. Ich hege nicht den Traum, noch einmal Weltmeister zu werden. Ich will nur wettbewerbsfähig sein“, stellte Durrant klar: „Ich will jemand sein, der den Tiefpunkt erreicht hat und danach beginnt, wieder aufzusteigen.“

Es bleibt nur zu hoffen, dass Durrant nun auch wirklich den „tiefsten Tiefpunkt“ erreicht hat.

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