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Deutschland - Israel: Andreas Herzog über Dabbur, Flick, DFB-Team

Herzog schwärmt von DFB-Gegner

Andreas Herzog kennt sowohl die Bundesliga als Spieler und den Trainerposten des israelischen Nationalteams zu gut. Er ist immer noch begeistert von seiner Zeit in Israel, wo er gerne länger geblieben wäre.
Vor fünf Jahren trug Julian Weigl zuletzt das DFB-Trikot. Jetzt gibt er sein Comeback bei Nationalmannschaft. Das denkt über eine Rückkehr in die Bundesliga.
Andreas Herzog kennt sowohl die Bundesliga als Spieler und den Trainerposten des israelischen Nationalteams zu gut. Er ist immer noch begeistert von seiner Zeit in Israel, wo er gerne länger geblieben wäre.

Wenn am Samstag die deutsche Nationalmannschaft in Sinsheim gegen Israel spielt (20.45 Uhr im LIVETICKER), wird sich Andreas Herzog das Spiel gerne anschauen. Der Österreicher spielte schließlich die Hälfte seiner Karriere in Deutschland (von 1992 bis 1995 und von 1996 bis 2001 für Werder Bremen und in der Saison 1995/1996 für den FC Bayern). Vom 1. August 2018 bis Juni 2020 Trainer war der heute 53-Jährige auch mal Trainer des israelischen Nationalteams.

Und Herzog hat nur gute Erinnerungen an die knapp zwei Jahre. „Es war eine sehr schöne Zeit und ich habe mich da sehr wohl gefühlt. Der israelische Fußball ist geprägt von einer sehr hervorragenden Technik und Offensive“, sagt der gebürtige Wiener im Gespräch mit SPORT1. „Es ist der Fußball, den ich als Profi auch so geliebt habe. Die Spielweise meiner Jungs hat mir gefallen - da waren top Spieler dabei.“

Herzog wollte nicht weg

Er wäre gerne geblieben, doch sein Vertrag lief aus, dann kam vor dem Playoff-Spiel gegen Schottland Corona. „Ich wollte nicht immer hin und her reisen, weil meine Familie in Wien lebt, so dass ich schließlich nicht verlängert habe. Aber Israel war für mich eine super Lebenserfahrung“, meint Herzog.

Es herrsche „eine andere Mentalität“. Das Land ist 3000 Kilometer von Mitteleuropa entfernt und da habe er sich „schon anpassen müssen“.

Eines hatte er sich damals zur Aufgabe gemacht. „Ich wollte, dass sich meine Spieler an sich der deutschen oder österreichischen Mentalität anpassen. Thema Pünktlichkeit und mehr Professionalität.“ Dies habe er zusammen mit dem damaligen technischen Direktor Willi Ruttensteiner versucht zu verändern.

Dabbur und Co. begeistern

Der aktuelle Kader von Israel hat es Herzog jedenfalls angetan. „Munas Dabbur aus Hoffenheim ist ein technisch sehr starker Spieler, Manor Solomon (22, Mittelstürmer, seit 2019 bei Schachtar Donezk, seit 2018 Nationalspieler) und Rekordnationalspieler Eran Zahavi (34, Mittelfeld, seit 2020 bei PSV Eindhoven, seit 2010 Nationalspieler) sind international richtig gute Spieler. Oder auch Bibras Natcho (34, Mittelfeldspieler, seit 2019 bei Partizan Belgrad, seit 2009 Nationalspieler), der mein Kapitän auf der Sechs war.“

Es sei „eine interessante Mischung aus Spielern wie Zahavi oder Natcho, die jetzt schon 34 sind und aufstrebende Talente wie Solomon.“ Zusammen mit Dabbur sei dies „spielerische Extraklasse“.

Schwächen sieht Herzog dagegen in der Defensive der Israelis. „Probleme gab es, wenn unsere beiden top Verteidiger ausfielen. Hinten waren wir selten sattelfest. Die Umschalt-Momente waren schwierig.“

Herzog warnt DFB-Team

Die Elf von Bundestrainer Hansi Flick müsse am Samstag vor allem beim Offensivspiel von Israel wachsam sein. „Der israelische Fußballer ist ein richtig guter Techniker. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Spaß am Spielen, der Kreativität und der Technik“, betont Herzog und ergänzt: „In Israel sind es 40 Grad mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Da kannst du von Mai bis Oktober in der Meisterschaft kein hohes Tempo spielen.“

Es gehe „nicht über das Tempo, sondern mehr über die Technik“. Je mehr junge Spieler in den europäischen Top-Ligen auftauchen würden, „umso besser wird die israelische Nationalmannschaft“.

Herzog warnt das DFB-Team also. „Die deutsche Mannschaft muss aufpassen, denn es sind viele neue Spieler dabei und Nationaltrainer Gadi Brumer (früher als Spieler bei Maccabi Tal Avi) ist auch neu. Er war damals zu meiner Zeit U18-Nationaltrainer.“ Er sei früher „einer der besten Jugendtrainer in Israel“ gewesen.

Flicks Team sei aber natürlich der Favorit. „Ganz klar“, lässt Herzog keinen Zweifel an den Machtverhältnissen am Samstag. „Aber spielerisch haben die Israelis schon einiges drauf.“ (BERICHT: Diese DFB-Spieler müssen nun liefern)

Deutschland WM-Favorit?

Und wie schätzt er die Chancen des deutschen Teams bei der Weltmeisterschaft im kommenden Winter in Katar ein? „WM-Favorit wäre übertrieben, aber sie zählen zum engsten Kreis der Favoriten. Wer Topfavorit bei der WM ist, lässt sich schwer sagen“, findet Herzog. „Die Brasilianer waren in der Qualifikation in einer Überform. Ich sehe in Europa keine Mannschaft wie früher die Spanier, wo man sagt‚ die sind unschlagbar. Deutschland kann aber natürlich Weltmeister werden.“

Für Flick gibt es von Herzog ein Sonderlob. „Hansi Flick überzeugt mit seiner Art und seinen Erfolgen. Das war beim FC Bayern so und wird auch in der Nationalmannschaft so sein. Seine Erfolge sprechen für sich. Der Umgang mit den Spielern ist unglaublich gut.“

Der Mix aus Fachwissen und diesem Umgang sei Flicks Erfolgsgeheimnis. „Ich weiß nicht, wie viele Spiele Flick in den vergangenen drei Jahren verloren hat.“ Lächelnd merkt Herzog noch an: „Viele waren es nicht.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)