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Frauenfußball: Mindestlohn-Debatte mit Spielerinnen und Berater

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Frauenfußball: Mindestlohn-Debatte mit Spielerinnen und Berater

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Mindestlohn-Debatte im Frauenfußball

Sollte es im Frauenfußball einen Mindestlohn geben? Losgetreten wurde diese Debatte zuletzt von Nationalspielerin Lina Magull. Bei SPORT1 springen zwei Spielerinnen sowie ein Berater ihr zur Seite.
Die Frauen-EM in England ist in vollem Gange und bislang ein großer Erfolg. Dennoch muss man sich die Frage über die Nachhaltigkeit stellen.
Reinhard Franke
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ffischer
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von Reinhard Franke, Felix Fischer

Kann man vom Frauenfußball auf professionellem Level leben? Diese Frage drängt sich bei den Ausführungen von Nationalspielerin Lina Magull zum Thema auf.

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Die 27-Jährige wünscht sich eine bessere Bezahlung. „Wir Fußballerinnen sollten ab der 2. Liga so gut verdienen, dass niemand mehr nebenbei arbeiten gehen muss“, sagte sie jüngst der Bild: „Da sprechen wir von einem Mindestgehalt von 2000, 3000 Euro im Monat. So kannst du die Entwicklung im Frauenfußball nachhaltig voranbringen.“

Vor dem Viertelfinale der Frauen-Europameisterschaft zwischen Deutschland und Österreich am Donnerstag (Frauen-EM: Deutschland - Österreich, 21 Uhr im LIVETICKER) ist die Debatte entbrannt: Sollte es bei den Fußballerinnen in Deutschland - wie in Spanien - einen Mindestlohn geben?

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Immer noch herrscht die einhellige Meinung vor, dass man im Frauenfußball nur wenig Geld verdienen kann - „was unter dem Strich vielleicht irgendwo auch stimmt“, sagt Anja Pfluger im Gespräch mit SPORT1.

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Von 2011 bis 2020 spielte sie beim FC Bayern II und hatte vereinzelte Einsätze in der ersten Mannschaft. Von 2020 bis 2022 stand Pfluger beim 1. FC Köln unter Vertrag. Zur kommenden Saison läuft sie für die SGS Essen auf.

Pfluger: „Ich finde das gut“

Pfluger verteidigt die Aussagen von Magull zum Thema Mindestlohn: „Ich stehe natürlich hinter ihr, ich finde das gut.“

So denkt auch Spielerberater Jörg Neblung. „Lina hat im Grundsatz recht, es muss eine Mindestversorgung geben, wie es andere Ligen im Ausland bereits geschaffen haben“, sagt der 54-Jährige zu SPORT1. Er betreut unter anderem die Nationalspielerinnen Selina Cerci (1. FC Köln), Almuth Schult (Angel City FC) und Jana Feldkamp (TSG Hoffenheim).

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Im vergangenen März wurde in Italien die Einführung einer Profiliga beschlossen und dann „in einer Hauruck-Aktion auf den Weg gebracht“, berichtet Neblung, „inklusive Mindestgehälter ab der Saison 2022/2023″.

Anja Pfluger (r., hier im Spiel gegen den FC Bayern)  startete ihre Profikarriere 2011 beim FC Bayern II
Anja Pfluger (r., hier im Spiel gegen den FC Bayern) startete ihre Profikarriere 2011 beim FC Bayern II

In Spanien gibt es das bereits, berichtet Neblung, dort müsse eine Spielerin rund 1.600 Euro brutto verdienen, während in Deutschland noch über eine Absicherung durch die Berufsgenossenschaft (BG) für die Spielerinnen diskutiert wird.

Verwaltungs-BG als finanzielle Absicherung

Die Verwaltungs-BG sichert Unfälle während der Arbeitszeit ab und stellt so eine gute ärztliche Versorgung sicher. Einer Spielerin, die sich während der Trainingseinheit das Kreuzband reißt, wird somit eine deutlich höhere medizinische Versorgung gewährleistet, als wenn sie lediglich gesetzlich versichert wäre. Die Berufsgenossenschaften haben in den vergangenen Jahren große Probleme, weil sich immer mehr Spieler mit gewissen Schädigungen eine Rente auszahlen lassen.

„Das ist in der 2. Liga in meinen Augen das derzeitige Mindestlevel, in der 1. Liga müssen wir in Deutschland den Weg zu einer Profiliga finden, die den Spielerinnen gewisse Mindesteinnahmen garantiert“, findet Neblung.

Jörg Neblung kennt das Fußballgeschäft bestens
Jörg Neblung kennt das Fußballgeschäft bestens

Feldkamp: „Nächster, wichtiger Schritt“

Auch Nationalspielerin Jana Feldkamp sieht es bei SPORT1 so. „Ich stimme Lina zu. Eine Mindestversorgung wäre ein nächster, wichtiger Schritt, um den Frauenfußball in Deutschland weiter zu professionalisieren, auch wenn dies einige Klubs wie Sand oder Meppen vielleicht vor Probleme stellen wird“, glaubt die 24-Jährige. „Das dies möglich ist, haben uns England, Frankreich und Spanien bereits bewiesen.“

Pfluger erzählt aus ihrem Leben als Fußballerin. „Bisher hatte ich finanziell keine Probleme. Natürlich verdienst du nicht 10.000, 15.000 Euro im Monat, aber ich habe auch bei Bayern gespielt, da ist es nochmal ein bisschen anders - auch im Vergleich jetzt zur SGS Essen.“

Jana Feldkamp trägt mit Treffer zum Sieg bei
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Geregelter Job während der Karriere

Viele ihrer Kolleginnen müssen wohl oder übel nebenbei noch einem geregelten Job nachgehen. Im Normalfall endet eine Fußball-Karriere mit 35 Jahren, doch man muss bis 65 Jahren arbeiten. Viele Fußballerinnen haben einen Job, um für die Zeit nach der Karriere abgesichert zu sein.

Pfluger sei bisher „immer klargekommen“, aber es gebe „natürlich gerade auch jüngere Spielerinnen, die schon ein bisschen abgespeist werden. Die werden in den Kader geholt und dann heißt es: ‚Du bekommst jetzt nur so und so viel‘.“

Und weiter: „Wenn du schon eine erfahrenere oder ältere Spielerin bist, die schon ein bisschen was erreicht hat, bekommst du natürlich auch ein bisschen mehr. Ich meine, das ist im Männerfußball ja auch nicht anders - nur geht es da dann eben um Millionen.“

Pfluger fordert daher für den Frauenfußball: „Man sollte eher mal vernünftige Bedingungen für alle Vereine schaffen, Trainingsstätten und alles drumherum ein bisschen professioneller gestalten.“

Lina Magull fordert ein Mindestgehalt.
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FC Bayern ein Vorreiter

Beim FC Bayern sei dies sicher nicht das Thema, der 1. FC Köln sei auch gerade dabei, alles noch mehr zu professionalisieren. „Klar: Gehalt gehört auch dazu, aber so wie es in England ist, wo jeder Männerverein auch eine Frauenmannschaft hat, die wie bei Bayern alle an einem Campus trainieren. Dann kannst du natürlich auch bessere Leistungen bringen“, sagt Pfluger.

„Da gehört Mindestlohn natürlich auch dazu: Dann hast du den ganzen Tag Zeit, kannst natürlich auch intensiver trainieren und dich weiterentwickeln.“

Neblung ergänzt: „Lina sprach von 2000 bis 3000 Euro im Monat, das wäre wünschenswert, ist aber in der 2. Liga so nicht umsetzbar. In der 1. Liga wäre das als Garantiegehalt schon realistischer.“

Und Feldkamp meint: „Wenn die Spielerinnen nicht gezwungen sind, nebenbei noch arbeiten zu gehen, machen wir einen großen Schritt in Deutschland. Davon würde der Fußball in den nächsten Jahren stark profitieren.“