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Borussia Dortmund - RB Leipzig: Ultras kehren zurück, Insider denken zurück an 2017

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Borussia Dortmund - RB Leipzig: Ultras kehren zurück, Insider denken zurück an 2017

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Ein dunkler Tag im deutschen Fußball

Die Ultras von Borussia Dortmund kehren gegen RB Leipzig zurück in ihr Stadion. Bei SPORT1 sprechen zwei RB-Insider über ein schockierendes Erlebnis.
Am Samstag dürfen erstmals wieder 81.000 Fans zu einem BVB-Heimspiel. Trainer Marco Rose hofft darauf, dass der BVB mit dem 12. Mann vielleicht noch mal die Bayern unter Drucks setzen kann.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

An jenem 4. Februar 2017 zeigte der Fußball seine hässliche Fratze.

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Vor dem Spiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig kam es zu Übergriffen von BVB-Hooligans, bei denen mehrere Anhänger der Roten Bullen, vier Polizisten und Polizistinnen sowie ein Diensthund verletzt wurden. Zudem warfen die Chaoten mit Steinen und Flaschen auf Gäste-Fans. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

“Das waren beschämende Attacken der BVB-Fans gegen die Anhänger von RB Leipzig“, sagt ein Ex-Spieler der Leipziger, der nicht genannt werden möchte, zu SPORT1. „Es war schockierend, was da ablief. Ich hoffe, dass das in der Form nie wieder vorkommt.“

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Insgesamt wurden an diesem Tag laut Polizei-Bilanz 28 Strafanzeigen „wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung, Widerstands sowie räuberischen Diebstahls“ gestellt.

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“Extreme Aggressivität“ einiger BVB-Fans

Die Polizei stellte eine „extreme Aggressivität und Gewaltbereitschaft der Dortmunder Anhängerschaft gegenüber den Gästen“ fest. Diese habe sich gegen „jede als Leipzig-Fan erkennbare Person“ gerichtet: „Egal, ob es sich um kleine Kinder, Frauen oder Familien handelte.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

BVB-Anhänger hatten schon vorab in der Stadt Schmähplakate angebracht und auch im Stadion viele beleidigende Banner gezeigt, darunter Gewaltaufrufe wie „Pflastersteine auf die Bullen!“, „Bullen schlachten“ und die Aufforderung an den damaligen RB-Sportchef Ralf Rangnick: „Burnout Ralle, häng dich auf!“ Rangnick war 2011 an Burnout erkrankt. Der Kontrollausschuss des DFB ermittelte gegen die BVB-Fans.

Die Schwarz-Gelben gewannen die Partie damals mit 1:0. „Wir waren gleich in der ersten Bundesliga-Saison tabellarisch auf Augenhöhe mit dem BVB. Es war nur so schade, dass die gute Stimmung im Stadion von den Chaoten vorher kaputt gemacht wurde“, sagt der frühere Leipzig-Profi. Von aktuellen Akteuren RB Leipzigs wollte sich auf SPORT1-Nachfrage keiner der Kontaktierten zu den Vorfällen damals äußern.

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RB-Journalist erinnert sich: „Skandalös!“

Guido Schäfer war an jenem Februartag vor Ort. Der ehemalige Fußballprofi von Mainz 05 ist seit 2015 Chefreporter der Leipziger Volkszeitung. Seit 2009 berichtet er über RB Leipzig.

Er denkt mit Schrecken zurück. „Die Begleiterscheinungen waren skandalös. Vorm Stadion und im Stadion. Die Fan-Trennung funktionierte nullkommanull, es flogen Steine, Flaschen, Feuerwerkskörper auf Leipziger Fans, auch auf Frauen und Kinder“, erzählt der 57-Jährige SPORT1.

Schäfer, der von 1990 bis 1996 in Mainz mit Jürgen Klopp zusammenspielte, wundert sich immer noch: „Seltsamerweise gab es dazu keine einzige Stadion-Durchsage nach dem Motto: ‚Hängt die Plakate ab, liebe Freunde, in Dortmund wird niemand zum Suizid aufgefordert.‘“

Journalist, RB-Leipzig-Kenner und Ex-Profi Guido Schäfer (r.) und Jürgen Klopp spielten von 1990 bis 1996 bei Mainz 05 zusammen
Journalist, RB-Leipzig-Kenner und Ex-Profi Guido Schäfer (r.) und Jürgen Klopp spielten von 1990 bis 1996 bei Mainz 05 zusammen

Legendäre Geschichten von BVB-Ikone

Der Journalist ist auch heute noch fassungslos über die Geschehnisse 2017. „Ich habe den BVB immer als besonderen Verein mit großartigen Fans und legendärer Geschichte wahrgenommen. Im Februar 2017 hat sich der BVB von einer Seite gezeigt, die ich nicht für möglich gehalten habe.“

Lothar Emmerich, Schäfers Trainer in Mainz, habe „wunderbare Geschichten vom Europapokal-Sieg in Glasgow und über Stan Libuda, Sigi Held und Aki Schmidt erzählt“. Emmerich spielte von 1960 bis 1969 beim BVB. 2003 verstarb der gebürtige Dortmunder mit nur 61 Jahren.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Präsident Reinhard Rauball verurteilten einst die „verbalen Entgleisungen, die es vor und während der Partie gegeben hat“ - und kündigten an, ihre Anhänger zur Rechenschaft zu ziehen. „Borussia Dortmund bedauert zutiefst, dass es zu Ausschreitungen auf dem Anreiseweg der Fans aus Leipzig gekommen ist. Der BVB verurteilt diese Gewalt aufs Schärfste!“, teilte der Verein hinterher mit.

Am Samstag kommt es erneut zum Aufeinandertreffen zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig (Bundesliga: Borussia Dortmund - RB Leipzig, ab 18.30 Uhr im LIVETICKER) im Signal Iduna Park. Und dann werden auch die Dortmunder Ultras nach längerer Corona-Pause zum Topspiel wieder ins eigene Stadion zurückkehren. Ab 15.30 Uhr soll es einen Fanmarsch durch die Stadt zum Stadion geben.

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„Ein kühles Bierchen, um die ungeübte Kehle zu befeuchten, lautstarke Gesänge auf dem Weg zur Strobelallee, und schon sollten wir alle wieder in Topform sein, um den Leipziger Misthaufen aus unserem Westfalenstadion zu fegen“, hieß es in einer Mitteilung. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

“Alle kennen die Wucht der gelben Wand. Die Ultras waren länger weg, die Atmosphäre wird durch ihre Rückkehr sehr besonders sein - keine leichte Aufgabe für Leipzig“, meint der Insider.

1.000 statt 8.000 Leipzig-Fans

Der Hass gegen die Roten Bullen habe sich inzwischen gelegt. „Der Fokus liegt auf dem Sportlichen. So wie die Leipziger in den vergangenen Jahren ihren Weg beschritten haben, haben sie sich zu Recht in der Liga etabliert.“ Ähnlich verhielt es sich 2008 nach dem Bundesliga-Aufstieg der TSG Hoffenheim.

Am Samstag werde es ein offenes Spiel. Als Gast-Mannschaft freue man sich aber natürlich, wenn die Hütte voll ist. Daraus könne man Energie ziehen.

Die Fans sehen das offenbar anders. Während damals 8.000 Gäste-Tickets verkauft wurden, werden am Samstag nur rund 1.000 Leipzig-Fans im Stadion sein.

„Das hat natürlich mit damals zu tun“, glaubt Schäfer. Doch er ist sich sicher, „dass so etwas nie wieder passieren wird“.

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