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Eintracht Frankfurt und "Glücksfall" Markus Krösche - die Bilanz des Europa-League-Siegers

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Eintracht Frankfurt und "Glücksfall" Markus Krösche - die Bilanz des Europa-League-Siegers

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Eintrachts „absoluter Glücksfall“

Vor einem Jahr beerbte Markus Krösche als Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic. Der 41-Jährige hatte große Herausforderungen zu meistern - und die neuen Aufgaben stehen bereits vor der Tür.
SGE-Sportvorstand Markus Krösche schwärmt von der Europa-Reise der Eintracht. SPORT1-Reporter Martin Quast findet für Frankfurts Bürgermeister Peter Feldmann deutliche Worte.
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Am 1. Juni 2021 wurde Markus Krösche als neuer Sportvorstand von Eintracht Frankfurt vorgestellt.

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Aufsichtsratschef Philip Holzer hatte in längeren Gesprächen abgeklopft, ob diese Zusammenarbeit fruchten kann: „Die Vielseitigkeit seines Lebenslaufs hat herausgestochen. Markus Krösche hat den Blick für das Ganze. Das zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben.“

Wenige Monate danach adelte Holzer den Nachfolger vom nach Berlin abgewanderten Fredi Bobic in der Frankfurter Rundschau. Krösche sei ein „absoluter Glücksfall“ für die Hessen.

War das Lob nach kurzer Zeit überschwänglich? Oder ist der Ex-Sportdirektor von RB Leipzig innerhalb kürzester Zeit in der allerhöchsten Manager-Liga angekommen? Die Wahrheit, sie liegt bekanntlich in der Mitte.

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Ist Krösche der „absolute Glücksfall“?

Krösche hat innerhalb der vergangenen zwölf Monate an Profil gewonnen. In seiner ersten Saison bei der Eintracht gab es den größten Erfolg der Vereinsgeschichte, den vielumjubelten Sieg in der Europa League.

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Plötzlich spielen die Hessen erstmals in der Champions League mit, sie messen sich zukünftig mit den größten Mannschaften des Kontinents und haben ein Bonusspiel im Europäischen Supercup gegen Real Madrid.

Mit Oliver Glasner hat er den richtigen Trainer für die Eintracht gefunden. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

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Top: Knauff und Reaktivierung 2. Mannschaft

Auf dem Transfermarkt ist ihm vor allem mit Ansgar Knauff ein Coup geglückt. (BERICHT: Was der Terzic-Deal für Knauff bedeutet)

Die Leihgabe von Borussia Dortmund wurde zum besten Youngster der Europa-League-Saison gewählt, seine zwei Treffer waren ein Schlüssel zum Triumph. Nebenbei wurde eine Dauerbaustelle auf der rechten Seite geschlossen, Superstar Filip Kostic dadurch entlastet.

Eintracht Frankfurt krönt seine Saison mit dem Gewinn der Europa League. Das Saisonfazit der Verantwortlichen fällt trotzdem nüchtern aus.
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Eintracht Frankfurt: Das überraschende Fazit nach dem Europa-League-Sieg

Die Zugänge Jesper Lindström und Rafael Borré - den Direktor Profifußball Ben Manga frühzeitig sicherte – waren ebenfalls sehr gute Griffe, Kristijan Jakic überzeugte phasenweise.

Die Reaktivierung einer zweiten Mannschaft ist ebenfalls ein Pluspunkt für Krösche. Die Abmeldung vor acht Jahren wurde im Umfeld stets kontrovers diskutiert und vor allem kritisiert.

Krösche erhofft sich dadurch auch neue Impulse in der Nachwuchsarbeit. Mit Aymen Barkok hat der letzte Nachwuchskicker, der den Sprung vom Riederwald zu den Profis, den Klub ablösefrei in Richtung Mainz 05 verlassen. Ein frischer Anstrich tut Not, die in der fünftklassigen Hessenliga startende zweite Mannschaft soll helfen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Härte bei Kostic – Weitsicht bei Transfers

Bereits in seinen ersten Wochen bei der Eintracht zeigte Krösche Härte am Verhandlungstisch.

Lazio Rom wollte Kostic, bot aber zu wenig Geld - und der gebürtige Niedersachse zeigte, dass er knallhart sein kann: Krösche will die Ziele der Eintracht nicht gefährden, er wird Spieler nicht unter ihrem Wert verkaufen.

Kostic streikte, die Frankfurter reagierten cool, integrierten den Serben wieder – und der antwortete mit Top-Leistungen. Sechs Vorlagen in der Europa League bedeuten Rang eins. (BERICHT: Kostic vom Streik-Profi zum Helden)

„Das war Anfang der Saison keine einfache Situation, natürlich war das nicht optimal, was er gemacht hat. Aber er ist ein guter Junge, das ist alles ausgeräumt“, fasste der Sportvorstand im STAHLWERK Doppelpass bei SPORT1 zusammen.

Krösches weitsichtiges Handeln auf dem Transfermarkt wird intern sehr geschätzt. Trotz Einzugs in die Königsklasse kann die Eintracht keine „Harakiri-Transfers“ vornehmen.

Der Sportvorstand hat deshalb schon sehr früh Nägel mit Köpfen gemacht. Mit Jerome Onguéné, Faride Alidou, Marcel Wenig, Randal Kolo Muani und Hrvoje Smolcic wurden bereits fünf Transfers fixiert. Ablöse wird nur für Smolcic fällig. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)

Lammers entpuppt sich als Fehlgriff

Zugleich stellen sich allerdings Fragen: War Krösche vielleicht zu früh auf Shoppingtour? Im Kader stehen aktuell acht Innenverteidiger, während das defensive Mittelfeld noch Verstärkung benötigt. Expertise und Netzwerk von Manga können bei dieser Suche sicherlich nicht schaden.

Und: Wird vor allem der zweite Anzug durch die Neuerwerbungen besser? Für die Doppelbelastung war der Kader nicht gut genug zusammengestellt.

Es fehlte an Tiefe und Wucht im Sturm. Last-Minute-Leihgabe Sam Lammers kostete rund vier bis sechs Millionen Euro, floppte allerdings komplett.

Dabei wusste die Eintracht schon im Frühjahr 2021, dass André Silva den Verein per Ausstiegsklausel verlassen wird. Trotzdem konnte diese Lücke damals nicht geschlossen werden.

Auf Kolo Muani, der nach SPORT1-Informationen heiß auf die Aufgabe in Frankfurt ist und schon eine Bleibe gefunden hat, ruhen daher die Hoffnungen.

Hauge konnte noch nicht überzeugen - Eintracht verfehlt nationale Ziele

Neben Lammers konnte auch Jens Petter Hauge im ersten Jahr nicht nachweisen, dass er die nach Mailand überwiesenen rund zehn bis elf Millionen Euro (Ablöse und Leihgebühr) wert ist.

Der Norweger wird sich gewaltig steigern müssen, um Glasner von sich zu überzeugen. In Sachen Entscheidungsfindung, Zielstrebigkeit und Passspiel ist bei noch viel Luft nach oben. Ob er im zweiten Jahr, wie einige prominente Vorgänger, durchstarten wird? Offen.

Die Eintracht wird für das Erreichen der Ziele jedoch jede Kraft benötigen. Aufsichtsratschef Holzer wollte im vergangenen Jahr den Rang in der Etat-Tabelle (Platz sieben) auch in der Realität einnehmen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Platz elf war also zu wenig, das peinliche Ausscheiden in der ersten Runde bei Waldhof Mannheim (0:2) kein Ruhmesblatt.

Eintracht Frankfurt verabschiedet sich nach einer ganz schwachen Leistung bereits nach der 1. Runde aus dem DFB-Pokal. Der Bundesligist blamiert sich in Unterzahl bei Drittligist Waldhof Mannheim.
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Zehn Bundesliga-Siege waren zu wenig, vor allem die erreichten 19 Heimpunkte, die Relegationsplatz 16 in der Heimtabelle bedeutet haben. Dabei forderte Krösche bei seiner Präsentation noch: „Wir wollen in jedem Heimspiel ein Feuerwerk abbrennen.“ Gelungen ist das nicht.

Krösche jetzt auch als Verkäufer gefragt

Kadereinsparungen waren in schwierigen Corona-Zeiten ebenfalls nicht realisierbar. Im Gegenteil: Der Personalaufwand, der 2020 bei rund 84 Millionen Euro lag, wuchs im Geschäftsjahr 2021 auf 97,601 Millionen Euro an.

Auffällig: Die Auszahlung für Spielerberater stieg von knapp 10 Millionen um 50 Prozent Euro auf etwas mehr als 15 Millionen Euro. Nur vier Vereine gaben mehr Geld für Agentenhonorare aus.

Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche bringt den frisch gewonnenen Europa-League-Pokal mit in den Doppelpass. Podcaster und Eintracht-Fan Basti Red kann nicht an sich halten.
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Natürlich übernahm Krösche auch einige Altlasten von Bobic, überbezahlte Profis waren in Corona-Zeiten kaum von der Payroll zu bekommen.

Krösche wird mit Blick auf die Zukunft dennoch stärker als Verkäufer gefragt sein. Der Kader ist mit 32 Profis weiterhin viel zu groß. Glasner setzte final auf einen Stamm von 14 bis 15 Spielern – auch weil Qualität fehlte.

Unter anderem Erik Durm, Ajdin Hrustic oder Ragnar Ache beschäftigen sich schon intensiv mit ihrer Zukunft. Zudem stellt sich die Frage, was mit Rückkehrer Ali Akman passiert.

Das ist Frankfurts große Ziel

Krösche hat sich eine gewaltige Hausaufgabe mit auf den Weg gegeben: Er will mit keinem Spieler in sein letztes Vertragsjahr gehen.

Sprich: Evan N‘Dicka, Filip Kostic und Daichi Kamada – deren Kontrakte allesamt 2023 auslaufen – sollen verlängert oder verkauft werden. Bislang ist SPORT1-Informationen zufolge kein Angebot für einen der drei Stars eingegangen.

Der Sprung in die Königsklasse ist somit Fluch und Segen zugleich für Krösche.

Einerseits hat er etwas mehr finanziellen Spielraum. Andererseits wollen die Spieler das, was sie angestoßen haben, nun auch in der Königsklasse vollenden. Krösche selbst sagte im STAHLWERK Doppelpass bei SPORT1: „Allein durch die Champions League nun und den Europa-League-Sieg ist die Eintracht für die Spieler noch interessanter geworden, die Spieler haben sich noch mehr in den Klub verliebt.“

Es war die größte Party des Jahres: Eintracht Frankfurt kehrt als Europa-League-Sieger zurück und feiert auf dem Römerberg. Fans und Spieler zünden Pyro.
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Eintracht Frankfurt: 100000 Fans auf dem Frankfurter Römer feiern die Mannschaft

Krösches dritte Transferperiode wird seine wichtigste

Die Königsklasse bringt sicherlich wertvolle Gelder und nimmt etwas Dampf aus dem Kessel. Dennoch beläuft sich der Verlust für die Saison 2021/22 laut Finanzvorstand Oliver Frankenbach auf etwa 23 Millionen Euro.

Gewinnbringende Verkäufe sind deshalb auch zukünftig nötig. Ablösefreie Abgänge in einem Jahr würden schmerzen, andererseits steht die sportliche Wettbewerbsfähigkeit über allem!

Was passiert, wenn niemand das Trikot gegen ein anderes eintauschen will und den Vertrag einfach auslaufen lässt? Knifflig! Die dritte Transferperiode unter der Führung Krösches - sie wird seine wichtigste.

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