Als sich Manuel Neuer am 10. Dezember bei Instagram mit einem Foto aus dem Krankenhaus in Miesbach meldete, schrieb er darunter, das Jahresende „hätte auf jeden Fall besser laufen können“.
Haben sich die Bayern verzockt?
Keine allzu gewagte Feststellung, angesichts seines Unterschenkelbruchs und dessen Folgen - für den Nationalkeeper genauso wie für den FC Bayern.
Gut fünf Wochen später hat sich an der Situation nicht viel geändert, weder für Neuer noch für den Rekordmeister. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Während beim 36-Jährigen unklar ist, ob er angesichts der schweren Verletzung sein angestrebtes Comeback für die nächste Saison tatsächlich bewerkstelligen kann, stehen die Bayern nach wie vor ohne Ersatz da. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Nagelsmann: „Jeder sieht doch die Torwartsituation“
Dabei hatte Trainer Julian Nagelsmann am vergangenen Freitag noch unmissverständlich klar gemacht, dass er für die Ziele der Münchner zwingend einen neuen Schlussmann benötige.
„Jeder sieht doch die Torwartsituation“, sagte der 35-Jährige in einer Medienrunde nach dem 4:4 im Test gegen RB Salzburg. „Wir müssen sowieso einen Torwart holen, das steht außer Frage.“
Nur mit Sven Ulreich und Youngster Johannes Schenk in die zweite Saisonhälfte zu gehen - das scheint dem Coach deutlich zu gewagt.
„Fiktiver Fall: Der Ulle reißt sich nächste Woche das Innenband, was machen wir dann?“, stellte Nagelsmann selbst die T-Frage. „Dann muss ein ganz junger Torwart, der heute sein erstes Spiel gemacht hat, in der Champions League und Bundesliga spielen. Dann sagt jeder: ‚Seid ihr noch ganz dicht? Warum holt ihr keinen Torwart?‘“
Die Seid-Ihr-noch-ganz-dicht-Frage könnte Nagelsmann seinen Chefs drei Tage vor dem Re-Start bei RB Leipzig persönlich gestellt haben - schließlich gibt sich Vorstandsboss Oliver Kahn diesbezüglich immer noch deutlich unaufgeregter. (DATEN: Spielplan der Bundesliga)
Kahn: „In aller Ruhe überlegen“
„Wir haben kein großes Torwartproblem. Wir haben mit Sven Ulreich einen Torwart, der, wenn er gespielt hat, hervorragende Leistungen gebracht hat“, sagte Kahn beim Neujahrsempfang der DFL in Offenbach. „Er ist ein Torwart, auf den man sich absolut verlassen kann.“
Mit Ulreich als Nummer 1 die Saison fortsetzen? Aus Sicht von Nagelsmann („Ulle kennt seine Rolle“) wohl keine Alternative. Kahn, früher selbst Weltklassetorwart, ist dagegen „bei diesem Thema ganz entspannt.“ Man werde „in aller Ruhe überlegen, was die richtige Lösung sein kann und die richtige Entscheidung treffen.“
Die Lösung, das ist schon länger klar, wäre Yann Sommer - doch möglicherweise waren die Bayern-Bosse im Poker um den Gladbacher Schlussmann, der nach SPORT1-Informationen Wunschkandidat war und ist, ein wenig zu entspannt.
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Eberl will „nicht in Bayerns Haut stecken“
„Ich bin froh, dass ich nicht in der Haut von Bayern München stecke, weil diese Entscheidung nicht so leicht ist“, sagte der neue RB-Manager und Ex-Gladbach-Boss Max Eberl am Dienstag.
Laut Bild hatte die Gladbacher Seite acht Millionen Euro für Sommer gefordert, eine Summe, die man in München für einen 34-Jährigen mit einer Vertrags-Restlaufzeit von einem halben Jahr nicht zahlen wollte.
Während man an der Säbener Straße darauf spekulierte, dass die Gegenseite im Laufe des Pokers ihre Forderungen nach unten schrauben würde, blieb man am Niederrhein hart. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
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Sommer? Das sagt Kahn
Als die Bayern-Bosse am Montagabend schließlich eingewilligt und die geforderte Summe wohl überwiesen hätten, habe Gladbach mitgeteilt, dafür es sei zu spät.
Kahn erklärte am Dienstag, die beiden Vereine würden sich „in einem Prozess befinden. Was dieser Prozess für ein Ende haben wird, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen“, sagte der 53-Jährige. Es sei noch „nichts irgendwie spruchreif“.
„Gladbach hat das Heft des Handelns in der Hand, weil der Spieler bei ihnen einen Vertrag hat – und sie können die Entscheidung treffen“, meinte Eberl.
Nübel keine Option mehr
Weil mittlerweile klar ist, dass auch Alexander Nübel keine Option für eine Rückkehr im Winter ist, stellt sich die Frage: Haben sich die Bayern-Bosse verpokert?
Noch nicht ganz - denn dass bei Sommer das letzte Wort immer noch nicht gesprochen ist, davon kann man ausgehen. So berichteten französische Medien am Dienstag, dass Benjamin Lecomte vor einem Wechsel von Espanyol Barcelona zu HSC Montpellier steht.
Was das alles mit Yann Sommer zu tun hat? Mit Lecomtes Rückkehr in die alte Heimat wäre möglicherweise der erste Stein im Torwart-Domino gefallen.
Jonas Omlin, der etatmäßige Montpellier-Keeper und Gladbach-Favorit könnte dann zur Borussia wechseln - und Yann Sommer zu den Bayern.