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Ex-BVB-Star will erster afrikanischer Bundesliga-Trainer werden - Oliseh im SPORT1-Interview

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Ex-BVB-Star will erster afrikanischer Bundesliga-Trainer werden - Oliseh im SPORT1-Interview

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Ex-BVB-Star will Geschichte schreiben

Ex-Bundesliga-Star Sunday Oliseh hat große Ziele. Der 48-Jährige spricht im SPORT1-Interview über den BVB, seine bisherige Trainer-Laufbahn und die Bundesliga.
BVB-Juwel Jude Bellingham hat mit noch nie da gewesenen Leistungsschwankungen zu kämpfen. Auch gegen Schalke leistete sich der Shootingstar ein paar ungewohnte Unaufmerksamkeiten.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Sunday Oliseh spielte in Deutschland für den 1. FC Köln, Borussia Dortmund und den VfL Bochum.

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In der Saison 1999/2000 stand der Nigerianer auch mal bei Juventus Turin unter Vertrag. Sein Trainer damals: Carlo Ancelotti.

Nach seiner aktiven Karriere wurde Oliseh selbst Trainer. Und der Start war hart: Als Nationalcoach seines Heimatlandes musste er 2016 „die schwierigste Entscheidung“ in seinem Fußballerleben treffen.

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Worum es dabei ging, wie er seine Bundesliga-Zeit in Erinnerung hat und was er als Trainer noch plant, verrät der 48-Jährige im SPORT1-Interview.

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Oliseh: „Diesen Erfolg haben sich die BVB-Fans verdient“

SPORT1: Herr Oliseh, Sie waren als Spieler mit Borussia Dortmund Deutscher Meister und haben mit dem BVB Champions League gespielt. Wie bewerten Sie das Aus der Schwarz-Gelben gegen den FC Chelsea?

Sunday Oliseh: Ich bin sehr enttäuscht, dass sich der BVB gegen Chelsea nicht durchgesetzt und fürs Viertelfinale qualifiziert hat, da ich insbesondere nach dem Hinspiel-Sieg in Dortmund mit einem Weiterkommen gerechnet hatte, auch vor dem Hintergrund, dass Chelsea derzeit nicht seine beste Saison spielt. Unterm Strich war Chelsea einen Tick besser und ist verdient in die nächste Runde eingezogen, auch wenn die Elfmetersituation mit der Wiederholung für Chelsea sehr glücklich war.

SPORT1: Wie sehen Sie den BVB aktuell? Bis zum Aus in der Champions League beim FC Chelsea hatte das Team von Trainer Edin Terzic 2023 alle Pflichtspiele gewonnen. Am Samstag gab es ein enttäuschendes 2:2 bei Schalke 04.

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Oliseh: Das Unentschieden auf Schalke war sicherlich enttäuschend und das hat sich der BVB bestimmt auch ganz anders vorgestellt. Allerdings mussten auch viele Stützen ersetzt werden. Grundsätzlich hat sich der BVB bis zum Chelsea-Spiel in 2023 sehr gut präsentiert. Meiner Meinung nach hat der Klub wahrscheinlich eines der besten Jugend-Scouting-Systeme der Welt. Aber es ist höchste Zeit, dass der BVB wieder die Bundesliga gewinnt. Diesen Erfolg haben sich die Fans für ihre unerschütterliche Unterstützung und Loyalität zum Verein verdient. (DATEN: Die Ergebnisse der Bundesliga)

SPORT1: Haben Sie noch Kontakt zu Borussia Dortmund?

Oliseh: Ich schaue mir, sooft es geht, die Spiele an und bin hin und wieder auch mal im Stadion. Zu einzelnen Mitspielern von früher gibt es noch regelmäßig Kontakt. Borussia Dortmund ist ein großartiger Verein mit sensationellen Fans.

„Er hat den Verein wachgeküsst und die Fans lieben ihn“

SPORT1: Ein weiterer Klub, bei dem Sie gespielt haben, Juventus Turin, hat das Hinspiel in der Europa League gegen den SC Freiburg gewonnen. Verdient?

Oliseh: Ich denke schon. Juventus hat eine sehr gute Mannschaft und war in der Spielanlage reifer als Freiburg. Allerdings können sie sich nicht auf dem knappen 1:0 ausruhen. Für Freiburg ist im Rückspiel noch alles möglich. Am Ende war die individuelle Klasse von Weltmeister Ángel Di María spielentscheidend.

SPORT1: Sie haben in der Bundesliga für den 1. FC Köln, den BVB und den VfL Bochum gespielt. Wie sehr verfolgen Sie die Bundesliga noch?

Oliseh: Ich schaue bei jeder Gelegenheit die Bundesliga und war schon oft bei Spielen von Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln. Für den VfL Bochum könnte es diese Saison eng werden mit dem Klassenerhalt. Steffen Baumgart passt wie die Faust aufs Auge zum FC. Er hat den Verein wachgeküsst und die Fans lieben ihn. Ob der BVB noch ein Wörtchen um den Titel mitreden kann, wird sich in den kommenden Spielen zeigen.

SPORT1: Wie stark schätzen Sie die Bundesliga derzeit ein?

Oliseh: Die Bundesliga ist definitiv eine der besten Ligen der Welt, aber wahrscheinlich wird der FC Bayern der einzige deutsche Vertreter sein, der das Viertelfinale der Champions League erreicht. RB Leipzig und Eintracht Frankfurt müssen schon einen sehr guten Tag erwischen, um in die nächste Runde einzuziehen.

„Schwierigste Entscheidung, die ich je im Fußball treffen musste“

SPORT1: Ihr erster Trainerjob war der des Nationaltrainers von Nigeria. Als Spieler sind Sie mit Nigeria Olympiasieger geworden. Dort mussten Sie kündigen. Ein schwieriger Start ins Trainerleben?

Oliseh: Der Rücktritt als Trainer meines Vaterlandes war die schwierigste Entscheidung, die ich je im Fußball treffen musste. Ich habe es genossen und war stolz, mein Land zu trainieren, aber hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen musste ich zurücktreten. Ich verdanke der MediaPark Klinik in Köln sehr viel, insbesondere Dr. Michael Punzel und Dr. Peter Schäferhoff, die mir geholfen haben, mich von der scheinbar lebensbedrohlichen Krankheit zu erholen, deretwegen ich gekündigt hatte.

SPORT1: Es gab noch nie einen afrikanischen Trainer in der Bundesliga. Wäre das Ihr Traum?

Oliseh: Ich würde sehr gerne in der Bundesliga arbeiten, da die Liga zu meiner Arbeitsmoral und meiner Philosophie passt. Ich will der erste afrikanische Trainer in der Bundesliga werden und dafür werde ich hart arbeiten.

SPORT1: Wo sehen Sie sich als Trainer und wie würden Sie sich selbst als Trainer beschreiben?

Oliseh: Ich bin ein Trainer, für den Teamplay eine große Bedeutung hat. Ich möchte Talente entwickeln, lege mein Augenmerk aufs Pressing, Standardspiele und Kompaktheit. Meine Philosophie und mein Verständnis von Kreativität vereint deutsches, spanisches, niederländisches, italienisches und afrikanisches Flair.

Trainer des Jahres, Rekorde gebrochen und überraschendes Aus

SPORT1: Wer ist Ihr Coaching-Vorbild und warum? Von wem lernen Sie gerne?

Oliseh: Ich habe kein wirkliches Coaching-Vorbild, sondern bin eher ein Fan einer bestimmten Coaching-Philosophie. Eine Philosophie, die auf Teamerfolg und gemeinsam erarbeiteten Spielplänen basiert.

SPORT1: Mit Fortuna Sittard waren Sie sehr erfolgreich, aber die Vereinsführung hat Sie im Februar 2018 wegen „unzumutbarer Handlungen“ außerhalb des Vereinsbetriebs als Cheftrainer entlassen. Können Sie uns bitte genau sagen, was passiert ist?

Oliseh: Ich bin sehr stolz auf meine Zeit bei Fortuna Sittard, weil ich dort als Cheftrainer einiges erreicht habe. Wir haben den Verein als Tabellenletzter in der 2. Liga übernommen und zum Aufstieg in die Eredivisie geführt, wo der Klub noch heute spielt. Gemeinsam mit meinem Team haben wir Spieler aus der Region entdeckt, weiterentwickelt und an Top-Clubs verkauft. Ich wurde zum besten Trainer der Liga gewählt, weil wir in nur eineinhalb Jahren Amtszeit alle Klubrekorde gebrochen haben. Deswegen war ich sehr schockiert und enttäuscht, als der Verein unsere Zusammenarbeit unter fadenscheinigen Gründen beendet hat, gerade zu einem Zeitpunkt, an dem meine Arbeit für den Verein finanziell entschädigt werden sollte. Bis zum heutigen Tage habe ich das mir zustehende Geld von den türkischen Eigentümern nicht erhalten.

SPORT1: Für die Saison 2022/23 wurden Sie als Trainer des Regionalligisten SV Straelen vorgestellt. Sie haben nach fünf Niederlagen in den ersten fünf Spielen aufgegeben. Welche Fehler haben Sie gemacht und was haben Sie daraus gelernt?

Oliseh: Ich hatte nach Fortuna Sittard lange Zeit keinen Verein, eine Situation, die sich durch den Ausbruch von Corona nochmal verschlimmert hatte. Bevor ich als Experte für die FIFA bei der Weltmeisterschaft 2022 arbeiten sollte, beschloss ich, bei einem Klub in einer unteren Spielklasse und in der Nähe meines Wohnortes Praxis zu sammeln. Daher übernahm ich den SV Straelen. Ich wollte eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf die Beine stellen und kurz vor der WM wieder abgeben. Obwohl der Kader Qualität hatte, mussten 19 Spieler kurz vor meinem Arbeitsbeginn den Verein verlassen. Ich konnte die übrig gebliebenen Spieler dazu bringen, an ihre Leistungsgrenze zu gehen, womit sie niemals gerechnet haben. Hätten wir im Pokalspiel gegen St. Pauli noch einen guten Stürmer gehabt, wäre eine Sensation möglich gewesen, auch im Hinblick auf den Klassenerhalt. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zum Präsidenten Hermann Tecklenburg, den ich sehr schätze.

Ex-BVB-Star schwärmt von Ancelotti und Olsen

SPORT1: Während Ihrer Karriere als Spieler haben Sie in Deutschland, Belgien, Italien und in den Niederlanden gespielt. Wer war Ihr bester Trainer und warum?

Oliseh: Die besten Trainer, die ich in meiner Karriere hatte, waren Carlo Ancellotti, Jo Bonfrere und Morten Olsen bei Ajax Amsterdam. Olsen war nicht nur ein außergewöhnlicher Trainer, sondern auch ein großartiger Mensch. Diese Trainer haben mir auf und neben dem Platz viel beigebracht und das Team so geführt, dass wir alle das Gefühl hatten, Teil eines erfolgreichen Teams zu sein.

SPORT1: Was wollen Sie als Trainer erreichen?

Oliseh: Natürlich will ich erfolgreich arbeiten und dem Klub dazu verhelfen, gute Ergebnisse zu erzielen, Spieler zu entwickeln und Werte zu schaffen, so wie es mir in den Niederlanden mit einem 17 Jahre alten Spieler gelungen ist, der den Sprung zu Ajax Amsterdam geschafft hat. Am Ende will ich auch Titel gewinnen.