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Als Thon den Bayern beim 6:6 drei Tore einschenkte - mit 18! Greatest Moments

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Als Thon den Bayern beim 6:6 drei Tore einschenkte - mit 18! Greatest Moments

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Als Thon Bayern demütigte

Im Pokalhalbfinale 1984 gegen die Bayern - Endstand 6:6 - macht sich ein Schalker unsterblich. Über einen Mann, der die große Fußballbühne betrat und mit 18 Jahren nach eigener Aussage schon wieder hätte verlassen müssen.
Startschuss einer überragenden Profilaufbahn. Der Schalker Junge wird durch sein 6:6 gegen den FC Bayern über Nacht berühmt.
Udo Muras
Udo Muras

Das Pokal-Halbfinale 1984 ging in die Geschichte des deutschen Fußballs ein. Nicht nur, weil erstmals das Fernsehen live dabei, sondern auch wegen seiner 26 Tore in letztlich drei Spielen.

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Wer sie gesehen hat, wird sie nie vergessen, wer sie mitgestaltet hat, erst recht nicht. Manches mag nach 40 Jahren allmählich verblasst sein, aber eines weiß noch jeder: dass ein 18-jähriger Schalker den Bayern drei Tore eingeschenkt hat in einem Spiel, das 6:6 endete und wiederholt werden musste. Olaf Thon kam einen Tag, nachdem er volljährig geworden war, auf die große Fußballwelt.

Ein Jahr hatte er schon in der 2. Liga gespielt – und das regelmäßig – nun bewies er, dass er zu Höherem geboren war. Vieles sollte er danach noch erleben: als Ersatzspieler Weltmeister werden, dreimal mit den Bayern Deutscher Meister und nach seiner Rückkehr zu Schalke als Kapitän UEFA-Pokalsieger und zweimaliger Pokalsieger.

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Aber der 2. Mai 1984, an dem es keine Titel zu gewinnen gab, blieb „das größte Spiel meiner Karriere“, wie Thon im SPORT1-Interview auch fast 40 Jahre später noch betont.

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Sie wäre vielleicht trotzdem eine große geworden, doch ob ihn die Bayern geholt hätten, hätte er sie nicht so dermaßen gedemütigt und ob er schon ein halbes Jahr später jüngster Nachkriegsnationalspieler seit Uwe Seeler geworden wäre? Man wird ja mal fragen dürfen.

Was geschah damals?

Olaf Thon wird als Fußballer volljährig

Schalke 04 spielte in der zweiten Liga, die Bayern um die Gebrüder Rummenigge wie gewöhnlich um die Meisterschaft, der haushohe Favorit also. Dennoch kamen an diesem verregneten Mittwoch offiziell 70.600 Menschen ins Gelsenkirchener Park-Stadion in der Hoffnung auf ein königsblaues Wunder. Für jeden Schalker ging es um 10.000 D-Mark Prämie.

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Das ZDF übertrug und wer zu spät einschaltete, verpasste einiges. Nach 20 Minuten waren bereits fünf Treffer gefallen. Karl-Heinz Rummenigge und Reinhold Mathy sorgten für eine standesgemäße Führung für Bayern, doch Thomas Kruse verkürzte im Gegenzug auf 1:2.

Dann fiel der erste Treffer des Mannes, der an diesem Tag weltberühmt wurde. Olaf Thon, ein Gelsenkirchener Junge, wurde nun auch als Fußballer volljährig. Er versetzte gestandene Profis wie Klaus Augenthaler wie Slalomstangen, schoss aus allen Lagen und mit beiden Füßen. Auf seinen Flachschuss zum 2:2 reagierte Michael Rummenigge mit der nächsten Bayern-Führung.

Bayern-Spieler nahmen Thon nicht ernst

Das 2:3 war der Pausenstand und leuchtete lange von der Anzeigetafel im Parkstadion. Kaum zu glauben, dass es bei einer Partie mit zwölf Toren eine Phase über 41 Minuten geben konnte, in der kein Tor fiel.

Dann aber kam wieder der nur 1,70 Meter kleine Thon zum Vorschein, nun sogar als Kopfball-Ungeheuer. „Meine Spieler haben den kleinen Kerl doch gar nicht ernst genommen“, sagte Bayern-Trainer Udo Lattek später.

Das Stadion toste nach dem 3:3, den Schalkern wuchsen Flügel. Thon berichtete damals: „Ich war mir sicher: die haben richtig Schiss.“ Verteidiger Peter Stichler köpfte den Außenseiter nach 72 Minuten erstmals in Führung – 4:3. Nun zog Lattek seinen Joker, brachte den langen Dieter Hoeneß, den Bruder des unruhig auf der Bank herumrutschenden Managers Uli Hoeneß.

Aufholjagd aus Nächstenliebe?

Michael Rummenigge verhinderte das Schlimmste mit einem weiteren Kopfballtor (80.) und so ging auch das zweite Halbfinale nach einem 4:4-Zwischenstand in die Verlängerung. Am Vortag hatte sich Borussia Mönchengladbach in einem epischen Duell gegen Werder Bremen mit 5:4 durchgesetzt und niemand dachte, so etwas ließe sich steigern. Irrtum!

Die Abnutzungsschlacht bei Dauerregen nahm sich eine kleine Auszeit, bis ausgerechnet der frühere Bayern-Torwart Walter Junghans das Spiel wiederbelebte.

In der 112. Minute ließ er einen schon gesicherten Ball auf der Torauslinie wieder los und Hoeneß stolperte ihn zum 4:5 ins Netz. ZDF-Reporter Eberhard Figgemeier sprach von einer „Vorentscheidung“, Schalkes Spieler kümmerten sich nicht drum.

„Der Walter Junghans hat uns so leid getan. Wir haben uns gesagt: Er ist so ein netter Kerl und hat es einfach nicht verdient, als Verlierer vom Platz zu gehen“, nannte Thon 2009 in einem Jubiläums-Beitrag des WDR ein Motiv für die Aufholjagd.

Schiedsrichter muntert Thon auf: „Komm, den einen Angriff noch“

Der Kapitän ging mit gutem Beispiel voran. Bernard Dietz kam nach einer Ecke frei zum Schuss und überwand Jean-Marie Pfaff ein fünftes Mal – das war fünf Minuten vor Ende, aber keineswegs vor Torschluss. In der 117. Minute enteilte Hoeneß den Verteidigern und überwand Junghans – 5:6. „Ist das die Entscheidung? Ja!“, legte sich Figgemeier nun fest.

Aber es gab ja noch den kleinen Mann mit der großen Zukunft und der Nummer zehn auf dem Rücken. Schiedsrichter Wiesel ließ drei Minuten nachspielen und munterte Olaf Thon sogar auf: „Komm, den einen Angriff noch.“

Es gab noch einmal einen Freistoß von Dierßen, Augenthaler köpfte nicht weit genug weg und der Ball fand seinen Weg zum Liebling des Schicksals.

Zu Olaf Thon, dem der Sensationen magisch anziehende ZDF-Reporter Rolf Töpperwien im Interview entlockte, dass er eigentlich in Bayern-Bettwäsche schlafe.

Diesmal schoss Thon mit links, volley in den Winkel. 6:6! Ein solches Ergebnis gab es nie zuvor und niemals wieder im DFB-Pokal, ein solches Erlebnis schon gar nicht.

Der Mann, der Uli Hoeneß zur Weißglut trieb

Drei Menschen erlitten im Stadion einen Herzinfarkt, ein 60-Jähriger verstarb. Uli Hoeneß war so wütend, dass er den Rückflug strich und die Mannschaft gleich nach Hamburg durchstarten ließ, wo am Samstag das nächste Spiel anstand. Wie ging es weiter?

Die Regeln sahen ein Wiederholungsspiel vor, das die Bayern in München mit Mühe 3:2 gewannen. Schalke glich einen 0:2-Rückstand aus, ehe Karl-Heinz Rummenigge mit seinem zweiten Tor des Abends den Bayern das Finale sicherte. Das gewannen sie dann gegen Mönchengladbach mit 8:7 nach Elfmeterschießen.

Olaf Thon musste am Bildschirm zusehen. Er hatte dennoch genug erlebt an jenem 2. Mai 1984, als ihn die Fans noch gefühlte 45 Minuten lang auf Schultern durch die Arena trugen. „Es war das schönste Spiel in meiner Karriere. Ich sage immer scherzhaft: wenn ich es gewusst hätte, hätte ich aufhören müssen.“

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