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Wie sich Huub Stevens auf Schalke unsterblich machte

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Wie sich Huub Stevens auf Schalke unsterblich machte

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Wie sich Stevens unsterblich machte

Mit seinem UEFA-Pokal-Sieg hat sich Huub Stevens auf Schalke unsterblich gemacht. Am 21. Mai jährt sich der Finalsieg gegen Inter Mailand zum 26. Mal. SPORT1 erinnert an den famosen Triumphzug unter dem „Knurrer von Kerkrade“.
Schalkes Jahrhunderttrainer hat einzigartige Erinnerungen an den UEFA-Pokal Sieg 1997.
Udo Muras
Udo Muras

Seine Trainerkarriere enthielt 15 Stationen, verteilt auf neun Vereine. Denn manchmal durfte er wiederkommen, besonders nach Schalke.

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Da wird Hubertus Jozef Margaretha Stevens (69), allgemein als „Huub“ bekannt, offiziell als Jahrhunderttrainer geführt. Was etwas heißen soll in einem derart emotionalen Verein, in dem Trainer selten länger als eine Saison überstehen.

Huub Stevens arbeitete über sieben Jahre für den Verein, der ihm ans Herz gewachsen ist und dem er nach dem vierten Engagement für ein Spiel im Dezember 2020 noch bis Januar 2023 als Aufsichtsrat zu Diensten stand.

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Stevens und Schalke - da hatten sich zwei gefunden, die zueinander passten wie Topf und Deckel: harter Arbeiter in einer Arbeiterstadt, rau und doch herzlich. Seine Popularität fußte nicht nur auf seiner Wesensart, das wäre im Fußball auf Dauer doch zu wenig gewesen. Mit Stevens feierten sie auf Schalke wieder Feste und Titel.

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Stevens war in der 1. Runde noch Schalkes Gegner

Den wichtigsten holte er gleich in seiner ersten Saison - und das in einem Wettbewerb, aus dem er eigentlich schon ausgeschieden war. Es war eine kuriose Geschichte, wie sie nicht nur, aber doch vorwiegend, auf Schalke spielen kann.

In der ersten Runde des UEFA-Pokals 1996/97 trafen die Schalker auf Roda Kerkrade, das von Stevens trainiert wurde. Der niederländische Ex-Nationalspieler hatte sein Team akribisch vorbereitet, die Schalker gegen Bochum (1:1) beobachtet und analysiert: „Wir wollten sie so häufig und so früh wie möglich in Zweikämpfe verwickeln und das Geschehen von unserem Tor wegziehen.“

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Der Plan ging schief, seine unerfahrene Mannschaft ließ sich von der Atmosphäre beeindrucken, ging 0:3 unter und schied zwei Wochen später aus - 2:2 endete das Rückspiel. Damit wäre die Geschichte schon zu Ende gewesen, doch auf Schalke waren sie mit Trainer Jörg Berger unzufrieden, eine Spielermeuterei brachte ihn zwei Wochen später zu Fall.

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Und Manager Rudi Assauer fuhr nach Kerkrade, um den Mann zu verpflichten, dessen Team Schalke so klar unterlegen war. Assauer störte das nicht, er hatte Huub schon länger im Visier und sagte: „Er hat bewiesen, dass er Vereine ohne große Stars und mit geringen finanziellen Möglichkeiten nach oben führen kann.“

Sechs Tage nach Bergers Rauswurf, der bei den Fans auf große Ablehnung stieß, trat Stevens unter schwierigen Umständen den Job seines Lebens an. Nun hatten die Eurofighter, wie man sie nennen würde, ihren Vorarbeiter. Streng und doch menschlich führte er die Mannschaft, notierte sich nicht nur die Geburtsdaten der Spieler, sondern auch die ihrer Angehörigen.

Schalke-Spieler nehmen Stevens hoch

Hatte ein Kind eines Spielers Geburtstag, gratulierte Stevens dem Vater in der Kabine. In dieser Atmosphäre, die für die auf Schalke arbeitenden Journalisten nicht ganz so heimelig war, weil der „Knurrer von Kerkrade“ keine Konfrontationen scheute, gedieh der Spirit, der Schalke bis Mailand führte.

Auf dem Weg dorthin trauten sich die Spieler an guten Tagen, Stevens hochzunehmen und sangen nach der Bruder-Jakob Melodie: „Huub Stevens, Huub Stevens, weißt Du noch, kannst Du Dich erinnern? 3:0!“

Die Anspielung auf die Niederlage gegen seine spätere Mannschaft, die am Anfang des Wettbewerbs stand.

Huub Stevens und sein "Greatest Moment" - der Triumph im UEFA-Pokal 1997 mit Schalke 04
Huub Stevens und sein "Greatest Moment" - der Triumph im UEFA-Pokal 1997 mit Schalke 04

Niederlagen blieben danach die Ausnahme und wenn, richteten sie keinen Schaden an. Schalkes Weg ins Finale, für den es bald auch ein Lied gab, sah so aus:

  • Trabzonspor 1:0 / 3:3
  • FC Brügge 1:2 / 2:0
  • FC Valencia 2:0 / 1:1
  • CD Teneriffa 0:1 / 2:0 n.V.

Vor dem in Hin-und Rückspiel ausgetragenen Finale gegen Inter Mailand gab Stevens das Motto aus, das sein Markenzeichen wurde: „'Die Null muss stehen!‘ Das ist unser Wahlspruch.“ Und sie stand, im Gelsenkirchener Hinspiel fiel nur ein Tor und das auf der richtigen Seite - durch Marc Wilmots.

Nach dem Abpfiff sprang Stevens, dem die Westfalenpost attestierte, „eigentlich ein emotionsloser, eiskalter Profi“ zu sein, von der Bank auf und schüttelte jedem Spieler die Hand. Mit einem knappen Vorsprung, aber großer Zuversicht und von 25.000 Fans begleitet, reisten die Schalker nach Mailand. 30.000 Fans ohne Karten hatten sich im Parkstadion vor einer Großleinwand versammelt und vor den Fernsehgeräten hockten in Deutschland 13,68 Millionen Zuschauern.

Es wurde für alle ein langer Abend. Stevens gab die Devise aus, mutig nach vorne zu spielen gegen das Starensemble um Giuseppe Bergomi, Ciriaco Sforza und Youri Djorkaeff, denn „wir wollten Inter überraschen. Doch leider konnten wir nicht in Führung gehen.“ Im Gegensatz zu Inter: Zamorano traf in der 85. Minute und bescherte dem Spiel eine Verlängerung, die torlos blieb.

Stevens steckt Lehmann einen Zettel zu

Erst während dieser machte sich Stevens Gedanken, wer die Elfmeter schießen könnte, „wir hatten vorher keine Schützen nominiert“. Aber er fand welche und sagte ihnen, dass „es euch Spaß machen muss, vor dieser Kulisse einen Elfmeter auszuführen“. Seinen Torwart Jens Lehmann dopte er auf andere Weise und steckte ihm einen Zettel zu, der die Vorlieben der Inter-Spieler beim Elfmeter enthielt.

Stevens hatte auf seinem Laptop eine Datenbank angelegt - mit Elfmeterschützen auf der ganzen Welt. Nun machte sich die Sisyphusarbeit bezahlt: Gleich den ersten Elfmeter von Zamorano hielt Lehmann und Stevens protokollierte das ganze Drama mit. Bei seinen Jungs konnte er viermal ein Tor eintragen, bei Inter nur eines.

Kurios: Er war so „im Tunnel“, dass er auch den entscheidenden Treffer von Marc Wilmots erst noch notierte, bevor er den Moment seines Lebens genießen konnte.

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„Wenn du zurückdenkst, dann kommt dieser Moment doch nach vorne - dass ich als Trainer, der gerade den UEFA-Cup gewinnt, noch am Notieren bin, wie Marc den Elfmeter reingeschossen hat“, erinnert sich Stevens bei SPORT1.

Es sei eigentlich unglaublich, aber: „Die Jungs waren, glaube ich, zehn Sekunden früher am Jubeln als ich.“

Ob nun zehn Sekunden früher oder später: Der Fußball versank an diesem 21. Mai 1997 in einem blau-weißen Farbenmeer, es war der letzte Titel einer deutschen Mannschaft in diesem Wettbewerb für 25 Jahre - was den „Greatest Moment“ im Leben des Huub Stevens nur noch größer machte.

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