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Die Gravenberch-Befreiung?

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Die Gravenberch-Befreiung?

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Die Gravenberch-Befreiung?

Im Sommer 2022 wechselte Ryan Gravenberch von Ajax Amsterdam zum FC Bayern München. Dort bekommt er wenig Einsatzzeit und kann nicht überzeugen. Im Nationaltrikot zeigt er nun, was in ihm steckt.
Sein Engagement beim FC Bayern hatte Ryan Gravenberch sicher anders vorgestellt. Denn statt zu spielen saß der Neuzugang von Ajax Amsterdam bisher meistens nur auf der Bank. Dass der 20jährige Niederländer selbst mit einem aufgerissen Schuh in Bremen gut spielte, eröffnet ihm vielleicht neue Möglichkeiten.
Jonas Nohe
Jonas Nohe
Im Sommer 2022 wechselte Ryan Gravenberch von Ajax Amsterdam zum FC Bayern München. Dort bekommt er wenig Einsatzzeit und kann nicht überzeugen. Im Nationaltrikot zeigt er nun, was in ihm steckt.

Es war schon eine ganze Weile her, dass Ryan Gravenberch in einem Pflichtspiel über volle 90 Minuten auf dem Platz stehen durfte.

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Am 1. November 2022 in der Champions League für den FC Bayern gegen Inter Mailand war das zuletzt der Fall gewesen.

Seither sorgte der Niederländer vor allem mit Interviews für Schlagzeilen, in denen er sich über seine Reservistenrolle in München beklagte.

„Ich hatte erwartet, mehr Minuten zu spielen, als ich es getan habe. Ich dachte, ich würde mehr Chancen bekommen“, klagte er kürzlich zum wiederholten Male in einem ESPN-Interview.

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Nur wenige Tage zuvor hatte er bei De Telegraaf bereits betont: „Ich will einfach mehr spielen, am liebsten beim FC Bayern. Ansonsten bei einem anderen Verein, bei dem ich zu 100 Prozent spiele. Ich will nicht noch einmal so ein Jahr wie das vergangene erleben.“

Gravenberch für Niederlande bei U21-EM

Von seiner unbefriedigenden Situation beim deutschen Rekordmeister lenkt sich der 21-Jährige nach dem Saisonende mit den Bayern derzeit nicht etwa im Urlaub ab, sondern im Oranje-Trikot bei der U21-EM.

Und siehe da: In den bisherigen beiden Spielen gegen Belgien (0:0) und Portugal (1:1) stand der Mittelfeldspieler zweimal über die komplette Spielzeit auf dem Rasen, so oft wie in der kompletten Bayern-Saison unter Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel zusammen.

Für den Bayern-Profi muss es ein befreiendes Gefühl sein, endlich wieder gebraucht zu werden - und wer den Namen Gravenberch googelt, findet plötzlich nicht mehr nur markige Motzki-Aussagen aus Interviews, sondern seit dem frühen Sonntagmorgen unter anderem auch ein Highlight-Video mit seinen besten Szenen aus der Partie von Jong Oranje gegen die Portugiesen.

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Gravenberch: Technisch versierter Fußballer

Zu sehen ist da ein Spieler, der im Mittelfeldzentrum als Dreh- und Angelpunkt seiner Mannschaft auftritt.

Der schon bei der Ballannahme immer versucht, sich direkt in Richtung gegnerisches Tor zu orientieren. Der bei jeder Gelegenheit den vertikalen Pass in die Schnittstellen des Kontrahenten sucht und anderenfalls mit intelligenten Seitenverlagerungen neue Spielsituationen heraufbeschwört.

Ein technisch versierter Fußballer, der seine robusten 1,90 Meter Körpergröße auch im Zweikampf einzusetzen weiß - sowohl in der Balleroberung als auch beim Verteidigen des eigenen Ballbesitzes.

Kurzum: ziemlich viel von dem, was sich der FC Bayern von Gravenberch versprach, als er ihn im Sommer 2022 für rund 18,5 Millionen Euro von Ajax Amsterdam an die Säbener Straße lotste.

Statistiken unterstreichen seine Leistung

Die Zahlen zu seiner Leistung gegen Portugal: 89 Ballaktionen, elf von 14 Zweikämpfen gewonnen, 100 Prozent erfolgreiche Dribblings, zwei Balleroberungen, eine kreierte Großchance. Laut dem Datenportal Sofascore war Gravenberch mit Abstand der statistisch beste Spieler auf dem Platz.

Warum aber zeigte der elfmalige niederländische A-Nationalspieler sein Potenzial bei den Bayern bisher so selten? Michael Reschke hatte dafür schon vor einigen Wochen eine einfache Erklärung.

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In Joshua Kimmich und Jamal Musiala gebe es zwei Spieler im Bayern-Mittelfeld, „die nicht top sind, sondern top top“ - und deshalb normalerweise immer spielen würden, erklärte der ehemalige Technische Direktor des FCB im SPORT1-Podcast „Die Bayern-Woche“.

„Du kommst also in einen Teufelskreis“

„Aus der Sicht von Gravenberch kommst du also in einen Teufelskreis. Du hast zu wenig Spielpraxis. Und wenn du dann mal spielst, willst du etwas ganz Besonderes machen“, analysierte Reschke. Wenn dann ein oder zwei Aktionen schief gingen, „verlierst du deine Selbstverständlichkeit und wirst unzufrieden. Das passiert.“

Ähnlich nachsichtig zeigte sich auch Bayern-Coach Tuchel, nachdem er Gravenberch Mitte Mai in Bremen zum ersten Mal in seiner Amtszeit von Beginn an aufgeboten hatte. „Ryan hat es gut gemacht. Es ist nicht einfach, plötzlich in der Startelf zu spielen. Er hat so lange darauf gewartet. Deshalb hat er es den Umständen entsprechend gut gemacht“, lobte Tuchel.

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Gravenberch spiele „manchmal unauffällig, aber er macht die kleinen Sachen gut. Er ist fleißig, ballsicher, schleppt die Bälle gut durchs Mittelfeld. Er war an gefährlichen Pässen in den Sechzehner beteiligt. Eine gute Leistung.“

Die Belohnung: An den letzten neun Bundesliga-Spieltagen kam Gravenberch immer zum Einsatz, nachdem er zuvor häufiger über 90 Minuten auf der Bank geschmort hatte. Es scheint, als könne Tuchel mit der Spielweise des Niederländers mehr anfangen als Vorgänger Nagelsmann - und doch könnte die Zusammenarbeit vor dem Ende stehen.

Neuzugänge verschärfen Konkurrenzkampf

Nach SPORT1-Informationen will Gravenberch die Bayern verlassen, sollte Tuchel ihm keine wichtige Rolle in den Planungen für die neue Saison garantieren.

Durch die Ankunft von Konrad Laimer und Raphael Guerreiro, der ebenfalls im Zentrum spielen könnte, hat sich der Konkurrenzkampf im Bayern-Mittelfeld eher noch einmal verschärft - und bekanntlich halten die Münchner immer noch Ausschau nach einem weiteren Top-Spieler für die Sechserposition.

Ob es da für Gravenberch zu regelmäßigen Einsatzzeiten reicht?

„Ich hoffe, dass das bei Bayern München möglich ist, sonst müssen wir uns weiter umsehen“, stellte er bei ESPN klar. Mit Tuchel habe er zuletzt noch nicht über seine persönliche Zukunft gesprochen. „Das wird nach der U21-EM passieren, wenn ich aus Georgien und Rumänien zurück bin“, kündigte er bei De Telegraaf an: „Dann werden wir sehen, wie die Dinge stehen.“

„Der FC Liverpool ist an ihm interessiert“

Weitere Argumente könnte Gravenberch sammeln, indem er die niederländische U21 bei der EM zunächst einmal in die K.o.-Phase führt. Dafür muss am letzten Gruppen-Spieltag ein Sieg gegen Co-Gastgeber und Tabellenführer Georgien her. Womöglich stellt sich das befreiende Gefühl, auch im Verein regelmäßig gebraucht zu werden, aber auch fernab von München wieder ein.

Schon seit Februar gibt es losen Kontakt zwischen dem Gravenberch-Lager und dem FC Liverpool. „Der FC Liverpool ist an ihm interessiert“, bestätigte auch Reschke, was für die Qualität des Spielers spräche. Jürgen Klopp könnte sich den Niederländer in jedem Fall gut in seinem Team vorstellen.

Gleiches gilt auch für Erik ten Hag, der seinen Landsmann bereits bei Ajax Amsterdam trainierte und ihn im vergangenen Sommer schon beinahe mit zu Manchester United genommen hätte. Sollten die Bayern ihm keine zufriedenstellende Perspektive aufzeigen, könnte es Gravenberch nun mit einem Jahr Verspätung auf die Insel ziehen.