Fehlen in der deutschen Nationalmannschaft und damit auch beim FC Bayern die Führungsspieler? Nicht nur Matthias Sammer hat ein Problem ausgemacht - Thomas Tuchel vermisst bei beiden Teams ebenfalls eine starke Achse.
Tuchel gesteht Bayern-Problem ein
„Das ist jetzt dünnes Eis für mich“, sagte Tuchel im Interview mit DAZN zunächst auf eine Frage zu den fehlenden Charakterköpfen. Der Trainer hat diverse Spieler, die beim DFB-Team einen Führungsanspruch haben, beim FCB im Kader. So zum Beispiel die zentralen Mittelfeld-Akteure Joshua Kimmich und Leon Goretzka.
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„Das ist natürlich deutlich leichter für Matthias Sammer, das festzustellen und das auch zu sagen“ , meinte Tuchel.
Sammer hatte in einem ausführlichen Interview über die Missstände im deutschen Fußball gesprochen. Der Bayern-Trainer dazu: „Ich würde es mal ein bisschen diplomatisch sagen: Ich fand sein Interview sehr richtig und sehr gut.“
Tuchel: „Schnittmenge“ der Probleme bei Bayern und DFB
Tuchel erklärte: „Wir versuchen natürlich auch, eine Achse zu bilden und Führungsspieler herauszubilden. Das ist auf jeden Fall ein Thema bei der Nationalmannschaft und es begleitet uns.“
Der FC Bayern sollte „eigentlich auch das Herz, den Kern der Nationalmannschaft stellen. Und das ist ja im Moment auch nicht hundertprozentig so in der Achse. Da gibt es schon eine Schnittmenge in der Problematik“, gab der Coach des Rekordmeisters ein.
Genauer wollte der 50-Jährige auf die „Typen-Diskussion“ aber nicht eingehen. Umso mehr ging er ins Detail, als er auf sportliche Probleme der Bayern zu sprechen kam.
Tuchel: Das liegt an der Charakteristik der Bayern-Spieler
Trotz guter Ergebnisse zum Bundesliga-Start ist der Coach noch lange nicht rundum zufrieden. Zu häufig verlasse man den Plan, wenn die Dinge gegen sein Team liefen: „Und manchmal laufen die Dinge auch gegen uns, weil wir den Plan verlassen.“
So zum Beispiel jüngst beim Topspiel gegen Bayer Leverkusen (2:2), nach dem Tuchel die fehlende Kontrolle über die gesamte Spielzeit hinweg moniert hatte.
„Wir waren ein bisschen zu gierig gegen Leverkusen, wir wollten mit vier und dann mit fünf Leuten pressen. Wir sind dann zu gierig geworden und haben dann mit sechs Leuten gepresst. Das liegt aber auch an der Charakteristik der Spieler“, meinte Tuchel.
Das fordert Tuchel von Bayern
Auch hier sprach der Trainer, der keine Namen nannte, offensichtlich auch über Kimmich und Goretzka.
„Alle unsere zentralen Mittelfeldspieler fühlen sich wohl im Machen. Sie fühlen sich wohl, zu attackieren - sowohl mit Ball als auch gegen den Ball“, sagte Tuchel, ehe er einmal mehr auf das Dauerthema „Holding Six“ zu sprechen kam. Dem Coach geht es um einen Spielertyp, den man nicht im Team habe.
Offenbar also um einen Spieler, der nicht so sehr offensiv denkt und stattdessen ein größeres Augenmerk auf die defensive Absicherung legt. „Wir können ohne diesen Spielertyp gewinnen und müssen das jetzt auch“, sagte Tuchel nun: „Wir können die Räume mit Sicherheit besser besetzen in unserer Struktur, als wir das teilweise gegen Leverkusen gemacht haben.“