Erst Ende September feierte Raphael Guerreiro nach überstandenem Muskelbündelriss im DFB-Pokal gegen Preußen Münster endlich sein Pflichtspieldebüt für den FC Bayern. Trainer Thomas Tuchel zeigte sich in Anbetracht der Rückkehr des Neuzugangs vom BVB entzückt und holte zur Lobeshymne aus.
Der ewige Pechvogel
Doch gerade einmal zwei Wochen später ist der Portugiese erneut verletzt! Vor dem 3:0-Sieg des Rekordmeisters gegen den SC Freiburg äußerte Tuchel seine Fassungslosigkeit: „Wir können es alle irgendwie nicht glauben. Er hat sich die Verletzung irgendwie zwischen den Trainings zugezogen.“
Eine vereinsinterne medizinische Untersuchung ergab, dass Guerreiro einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel erlitten hat. Aufgrund der Verletzung ist der 29-Jährige in der aktuellen Länderspielpause auch nicht zur Nationalmannschaft gereist.
Guerreiro beim FC Bayern: „Ein ganz wichtiger Spieler für uns“
„Das ist natürlich bitter“, klagte FCB-Sportdirektor Christoph Freund: „Rapha hat sich herangekämpft und eine super Halbzeit in Leipzig gespielt. Das ist richtig bitter für ihn, weil er ein ganz wichtiger Spieler für uns ist. Wir hoffen, dass es nicht zu lange dauert.“
Die Bayern-Verantwortlichen bezweifeln demnach nicht, dass Guerreiro aufgrund seiner Fähigkeiten eine bedeutende Rolle einnehmen kann. Immerhin verzeichnete der Europameister von 2018 im Trikot von Borussia Dortmund beeindruckende 90 Torbeteiligungen in 224 Pflichtspielen.
Doch kurz nach seinem Wechsel vom BVB zu Bayern verletzte sich der Allrounder im Trainingslager am Tegernsee erstmals und verpasste die restliche Vorbereitung und den Saisonstart des Rekordmeisters.
Jetzt steht er bei insgesamt 72 Spielminuten, sein jüngster Muskelfaserriss könnte ihn aber bis in den November hinein außer Gefecht setzen.
Nach Sky-Informationen kehrte Guerreiro am Freitag immerhin ins Lauftraining zurück und absolvierte einige lockere Runden auf dem Trainingsplatz des FC Bayern.
94 verpasste Spiele: Lange Krankenakte beim BVB
Dass der Körper des Portugiesen aber häufiger streikt, ist unerfreulicherweise ein altbekanntes Problem, wie seine Krankenakte zeigt. Laut transfermarkt.de verpasste Guerreiro in sieben Jahren beim BVB insgesamt 94 Pflichtspiele für Verein und Nationalmannschaft aufgrund von über 20 verschiedenen Verletzungen.
Neben einer Operation am Knöchel in seinem zweiten BVB-Jahr machten ihm meist muskulären Probleme an unterschiedlichen Stellen einen Strich durch die Rechnung.
Die Suche nach den Gründen für Guerreiros Verletzungsmisere rückte auch seine Ernährung in den Fokus.
Im März 2019 beteuerte der damalige BVB-Star im vereinseigenen TV: „Ich habe meine Ernährung umgestellt. Ich hatte etwas zu viel drauf. Ich musste etwas abnehmen. Vorher habe ich nicht so sehr auf die Ernährung geachtet.“
Lebenswandel als Verletzungsursache?
Der Linksfuß hatte zudem einen privaten Physiotherapeuten engagiert: „Das hat meinem Körper sehr geholfen. Ich bin jetzt glücklicher und muss mich weniger mit Verletzungen beschäftigen.“
Doch schon bald wurde Guerreiro wieder von muskulären Probleme heimgesucht. Spekulationen um seinen Lebensstil kamen erneut auf.
So wurde im April 2022 sogar spekuliert, dass die Verletzungsanfälligkeit einer der Gründe sei, warum man beim BVB mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung zögere. Zudem sollen sich die Bosse an Guerreiros angeblich nur bedingt professionellem Lebensstil gestört haben.
Guerreiro widerspricht Spekulationen
Der Portugiese widersprach den Meldungen. „Welche unprofessionellen Dinge? Ich versuche, es zu verstehen“, schrieb er mit einem Lachsmiley bei Twitter unter einen entsprechenden Beitrag: „Schön, alles aus dem Artikel zu erfahren“.
Im darauffolgenden Sommer wollte Dortmund gerne Nationalspieler David Raum verpflichten und teilte Guerreiro aus diesem Grund mit, dass sie offen für einen Verkauf wären. Doch der verletzungsanfällige Profi wollte unbedingt bleiben und ging deshalb in sein letztes Vertragsjahr beim BVB.
FC Bayern: Guerreiro wieder mit Tuchel vereint
2023 bot der BVB Guerreiro nach SPORT1-Informationen zwar einen neuen Vertrag an, doch der Allrounder traf selbst die Entscheidung, den Klub in Richtung München zu verlassen.
Als Grund nannte er auch die Beziehung zu Thomas Tuchel, unter dem er bereits in seinem ersten Jahr bei den Schwarz-Gelben gespielt hatte.
„Als der Anruf vom FC Bayern kam, war meine Entscheidung schnell getroffen. Es ist eine Ehre für mich, für diesen großen Verein spielen zu dürfen“, erklärte Guerreiro nach seinem Wechsel. „Ich schätze Thomas Tuchel aus unserer gemeinsamen Zeit bei Dortmund sehr.“
Und Tuchel lobte zuletzt die Qualitäten seines Schützlings: „Er ist ein feiner Fußballer, sehr spielintelligent. Er denkt zwei Schritte voraus, ist sehr ballsicher.“
Fragt sich nur, wie oft Guerreiro diese herausragenden Fähigkeiten in Zukunft auf dem Spielfeld zur Schau stellen und dem FC Bayern weiterhelfen kann.